Grösster Räbeliechtli-Umzug will keine Kinderwagen – Kritik

Die Besuchenden der Räbechilbi in Richterswil ZH sollen den Kinderwagen zu Hause lassen. Doch sein Kind zu tragen, kommt für einen Vater nicht infrage.

Das Wichtigste in Kürze
- «Kinderwagen bleiben zu Hause», teilt ein Flyer der Räbechilbi Richterswil ZH mit.
- Ein Vater löst mit seiner Kritik am neuen Hinweis eine Diskussion aus.
- Der zuständige Verkehrsverein begründet das Kinderwagen-Verbot mit dem Besucheraufkommen.
Einem Papi haut es vor dem Räbeliechtli-Umzug in Richterswil ZH den Nuggi raus. Kinderwagen sollen an der weltweit grössten Räbechilbi neu zu Hause bleiben. Dies teilt der Flyer des Verkehrsvereins Richterswil / Samstagern vor dem Umzug vom kommenden Samstag mit.
Mit Bus oder Zug überhaupt ins Dorf an der Pfnüselküste zu kommen, sei letztes Jahr «schon sehr grenzwertig» gewesen. Dies schreibt Nino de Paris in einer lokalen Facebook-Gruppe.
«Jetzt soll ich auch noch den Kinderwagen zu Hause lassen.» Und er fragt: «Weil es nicht möglich ist, den Besucheransturm in den Griff zu bekommen?»
Ohne Kinderwagen an den Umzug zu gehen, kommt für ihn nicht infrage. «Wie stellt ihr euch das mit einem einjährigen Kind vor, welches nicht mit einer Trage getragen werden kann?» Dies fragt der Vater die Veranstalter. Und er fordert: «Da muss sich die Gemeinde Richterswil was Besseres überlegen.»
«Man könnte die Route vergrössern»
Das Kind in einer Trage mitzunehmen, ist für Nino de Paris keine Option. «Weil unsere Tochter das nicht möchte», sagt er zu Nau.ch. Er mache sich Gedanken, ob sie als Familie und Einheimische von Richterswil noch an den Umzug gehen sollten.
Sein Post hat viele Reaktionen ausgelöst.
Eine Mutter schliesst sich der Kritik an, dass nicht jedes Baby in einer Trage sei. «Man könnte die Route etwas vergrössern, somit hätte es mehr Platz für Zuschauer», schlägt sie vor.
Am Umzug sei der Kinderwagen manchmal im Weg. «Aber nach dem Umzug bin ich froh, wenn ich ihn dabeihabe.»
Den Kinderwagen mit einem Kind zu Hause zu lassen, verstehe sie nicht, schreibt eine Nutzerin. «Da müssen halt definitiv Massnahmen ergriffen werden.» Möglich sei dies mit einer begrenzten Teilnehmerzahl.
«Echte Stolperfalle»
Andere User verteidigen das Kinderwagen-Verbot. «Es ist fahrlässig, mit Kinderwagen in grosse Menschenansammlungen zu gehen», findet ein User.
«Kinderwagen sind echt eine Stolperfalle», stimmt eine Userin zu. Diese seien für den Stolpernden und das Kind im Wagen gefährlich.
Eine weitere Nutzerin vergleicht den Anlass mit dem Züri Fäscht. «Ich gehe auch nicht mit Kinderwagen ans Zürifest oder an die Streetparade», schreibt sie. Es gebe sicher nette Nachbarn, die das Baby hüten würden.
Manche User sind der Meinung, dass kleine Kinder am Umzug nichts verloren haben.
«Vielleicht muss man mit einem einjährigen Kind nicht zwingend dahin?», schreibt ein User. Eine Userin fordert auf, sich zu fragen, ob es Sinn mache, mit solch kleinen Kindern an diese Veranstaltung zu gehen. «Haben die etwas davon?»
Besucheraufkommen nehme zu
Beim Verkehrsverein ist wegen des Kinderwagen-Verbots «vereinzelt Feedback» eingegangen. Dies bestätigt die Medienverantwortliche Andrea Catellani gegenüber Nau.ch. «Viele Leute sind dankbar, weil es den Besuch für alle angenehmer macht.»
Bereits in den Vorjahren empfahl der Verkehrsverein, den Kinderwagen an der Räbechilbi zu Hause zu lassen. Nun hätten sie den Hinweis verdeutlicht, sagt Catellani.
Grund dafür sei, dass das Besucheraufkommen immer grösser geworden sei. 2024 brach die Räbechilbi Richterswil mit 23'000 Besuchenden einen neuen Rekord.
Catellani macht darauf aufmerksam, dass es im Dorf sehr eng sei und die Unfallgefahr steige. «Man kommt mit dem Kinderwagen nicht gut durch die Gassen und es werden Leute angefahren.»
Auch hätten Kinderwagen teilweise in die Umzugsroute geragt. «Es gab Leute, die stolperten oder sich in der Menge nicht mehr bewegen konnten.»
Auch Hunde sollen zu Hause bleiben
Der Verkehrsverein empfiehlt Eltern, Kleinkinder in einem Tragetuch mitzunehmen. «Kommt dies nicht infrage, muss man sich überlegen, ob es wirklich ein Anlass für Kleinkinder ist», sagt Andrea Catellani.
Zu Hause bleiben sollen auch Hunde. «Neben der Stolpergefahr geht es auch um das Tierwohl», sagt die Mediensprecherin des Verkehrsvereins.
Der Umzug sei ein Stress für Hunde. «Und die Raketenknalle sind sehr schlecht für Tiere.»
Besucherinnen und Besucher, die trotzdem mit Kinderwagen oder Hund aufkreuzen, brauchen aber nichts zu befürchten. «Wir weisen die Leute nicht ab», sagt Catellani. Aus Respekt allen gegenüber wäre der Verkehrsverein aber sehr dankbar, wenn sich die Besuchenden an die Hinweise hielten.











