Parkplätze: Darum soll der Traktor auf Wiese, das Auto aber nicht!

Martin Jucker
Martin Jucker

Wetzikon,

«Parkieren auf Kulturland hinterlässt Spuren. Das Land wird nachhaltig gestört. Bei regelmässiger Nutzung gar zerstört», schreibt Martin Jucker.

Traktor
Ein Traktor ist zwar schwer, aber dafür optimiert, den Boden nicht zu sehr zu belasten. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Martin Jucker betreibt die bekannte «Jucker Farm» in Seegräben ZH.
  • Auf Nau.ch schreibt Jucker regelmässig Kolumnen.
  • Heute schreibt Jucker über das Parkplatzproblem – und warum Autos den Böden schaden.

Bei Veranstaltungen auf dem Land wird oft auf einer Wiese parkiert. Das ist häufig auch die einzige Möglichkeit, Autos überhaupt irgendwo abzustellen. Trotzdem ist es oft keine gute Idee.

Die Gründe möchte ich heute einmal etwas genauer beleuchten. Denn: Auf dem Juckerhof in Seegräben ZH erhalten wir im Herbst fast täglich Reklamationen wegen mangelnder Parkplätze.

Wieso könnt ihr nicht einfach eine Wiese zur Verfügung stellen, wie es andere Bauern auch können, heisst es? Ein berechtigter Einwand und grundsätzlich ein konstruktiver Hinweis. Warum wollen und können wir nicht?

Martin Jucker Biodiversität
Martin Jucker von der bekannten «Jucker Farm» in Seegräben ZH. - zvg

Gesetzliche Grundlage

An erster Stelle steht das Gesetz. Es ist nicht erlaubt, Parkplätze in der Landwirtschaftszone zu betreiben. Wenn das mit einer Ausnahme geht, dann nur im öffentlichen Interesse und baulich entsprechend umgesetzt.

Das heisst, ein befestigter Platz mit Entwässerungskonzept. Erstens will das die Raumplanung so und zweitens können Autos eben auch die Umwelt verschmutzen.

Sie können Öl oder Treibstoff verlieren, via Regenwasser gelangt Schmutz aus der Strassenwelt in die Böden und vergiftet unsere Lebensmittel.

Aber das ist nicht die einzige Art, wie Autos dem Boden und damit unseren Lebensmitteln schaden können.

Autos verdichten den Boden

Wenn Autos auf einer Wiese parkieren, dann fahren sie über die wertvolle Humusschicht. Diese ist Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion und ist entsprechend empfindlich. Fahren viele Autos an der gleichen Stelle über den Boden, wird dieser verdichtet.

Ein verdichteter Boden ist schlecht durchlüftet. Ohne Luft keine Atmung, ohne Atmung sterben und faulen die im Boden lebenden Mikroorganismen.

Parkierst du mit dem Auto auf Wiesen?

Fäulnis ist der Ertragskiller Nummer 1 und Grundlage für viele Probleme im Ackerbau. Bodenverdichtungen rückgängig zu machen ist zwar möglich. Aber es dauert Jahre und ist entsprechend aufwändig.

Die «Jucker Farm» kann davon ein Lied singen. Wir setzen auf regenerative Landwirtschaft, bei der ein gesunder Boden im Fokus steht.

Ertragseinbussen wegen Parkplätzen

Es ist also Fakt, dass Bäuer*innen, die ihre Wiesen als Parkplätze zur Verfügung stellt, während Jahren Ertragseinbussen haben. Wie viel, hängt stark vom Wetter während der Parkdauer und der Zeit danach ab.

In einer trockenen Hitzewelle verträgt der Boden sehr viel, da sind die Schäden marginal. Bei Nässe sind die Schäden hingegen katastrophal.

Tatsache ist: Parkieren auf Kulturland hinterlässt Spuren. Das Land wird nachhaltig gestört, bei regelmässiger Nutzung gar zerstört.

Traktoren haben spezielle Bereifungen

Man stelle sich also vor, was mit einem Feld passiert, das während fünf Wochen im Herbst als Parkplatz von tausenden Autos befahren wird...

Mitdenkende Leser*innen werden jetzt einwenden, dass die grossen Traktoren in der Landwirtschaft ja viel schwerer sind. Damit haben sie natürlich recht.

Nur haben Traktoren spezielle Bereifungen, die dafür sorgen, dass der Bodendruck optimal verteilt wird. Zudem fahren die Traktoren nur bei trockener Witterung auf den Feldern.

Die breiten Maschinen hinten am Traktor sorgen dafür, dass nur ein kleiner Teil der Fläche effektiv befahren wird.

Warum wird trotzdem parkiert?

Warum wird trotzdem häufig auf Kulturland parkiert? Weil es oft keine Alternative gibt und das Gesetz Interpretationsspielraum bietet. Die Behörden tolerieren eine Ausnahme für ein Wochenende oder einen Tag.

Wie so vieles im Leben ist auch diese Situation nicht schwarz-weiss, sondern eine Güterabwägung zwischen verschiedenen öffentlichen Interessen.

Was definitiv nicht geht: Über einen längeren Zeitraum fixe Parkplätze auf Kulturland einzurichten.

Ja, früher hatten wir das auch noch in Seegräben (teilweise heute noch auf kleiner Fläche, beispielsweise beim Römerhof). Früher war die Rechtslage noch flexibler. Früher war die Erkenntnis über die katastrophalen Folgen der Bodenverdichtung noch nicht da. Und früher waren die Autos noch leichter.

Wir bieten seit 15 Jahren keine Parkplätze mehr auf Kulturland an. Weil wir nicht dürfen. Und weil wir nicht wollen.

Ja, auch bei uns gibt es eine Ausnahme: Die Wiese beim Bahnhof Aathal war bis vor zwei Jahren ein Parkplatz. Diese liegt in der Industriezone und soll seit zehn Jahren überbaut werden. Das Projekt wird laufend von einem ins nächste Jahr verschoben. Deshalb war der Kompromiss bei dieser Wiese vertretbar.

Alternative während Kürbis-Ausstellungszeit

Statt Felder als Parkplätze umzunutzen, den Boden zu zerstören und noch mehr Verkehr nach Seegräben zu bringen, bieten wir eine viel bessere Alternative!

Bus
Es werden keine Parkplätze gebaut, stattdessen fährt ein Bus. - zvg

Während der Kürbisausstellungszeit organisieren und finanzieren wir einen Bus, der unsere Gäste von Uster nach Seegräben fährt.

Win-Win-Win für die Umwelt, das Verkehrsaufkommen in Seegräben und die Felder.

Zur Person: Martin Jucker ist gelernter Obstbauer und hat sich mit der «Jucker Farm» in Seegräben ZH über die Landesgrenzen hinweg einen Namen gemacht. Er steht für innovative, nachhaltige und unabhängige Landwirtschaft. 2014 wurde er zusammen mit seinem Bruder Beat, als bisher einziger Bauer, zum Schweizer Unternehmer des Jahres gewählt.

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