Sechseläuten: Zwei Zürcher Zünfte nehmen erstmals Frauen auf

Am Montag ist in Zürich wieder Sechseläuten. Im Vorfeld haben zwei Zünfte entschieden, künftig Frauen aufzunehmen. Allerdings nur solche mit «zünftiger DNA».

Das Wichtigste in Kürze
- Vor dem Zürcher Sechseläuten 2025 gibt es eine Art Revolution bei den Zünften.
- Erstmals haben zwei Gruppierungen entschieden, Frauen als Mitglieder zuzulassen.
- Die Situation beginne sich zu verändern, bestätigt das Zentralkomitee der Zünfte.
Am kommenden Montag findet in Zürich wieder das traditionelle Sechseläuten statt. Wenn der Böögg wieder brennt, dürfen dabei natürlich auch die Zünfte nicht fehlen. Wobei in bestimmten Zünften im Vorfeld zumindest teilweise an der Tradition gekratzt wird.
Denn wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, lassen die Zünfte Höngg und Meisen künftig Frauen als Mitglieder zu.
Das haben die Organisationen an ihren Generalversammlungen entschieden. Es ist eine Premiere – bisher durften Frauen bei keiner Zunft vollwertige Mitglieder werden.
Zunftmeister: Töchter haben «zünftige DNA»
Allerdings ist die Aufnahme beschränkt. Nur Töchter von Zünftern dürfen Mitglieder werden. Höngg-Zunftmeister Walter Zweifel spricht angesichts dieser Entscheidung von einer «Übergangslösung». Man habe so allfällige Bedenken bei den Zünftern zerstreuen können.
Zweifel führt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» aus: «Die Töchter engagieren sich, man kennt sie, und sie haben eine zünftige DNA.»
Wichtig ist zu erwähnen: Es ist bei den Männern ebenfalls oft so, dass die Mitgliedschaft in einer Zunft sozusagen «vererbt» wird. Der Aufnahmeprozess ist auch für die männlichen Interessenten sicherlich kein Selbstläufer.
Es wird in jedem Fall noch dauern, bis dann tatsächlich erste Frauen vollwertige Mitglieder werden. Denn sie müssen den gleichen Aufnahmeprozess durchlaufen wie die Männer.
Zweifels Prognose: «Im Herbst 2026 werden wir, vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung, die ersten beiden Frauen aufnehmen können.»
Die 32-jährige Zünftertochter Rahel Zweifel könnte eine Kandidatin für die Aufnahme sein. Sie setzt sich bereits seit einiger Zeit für einen Wandel ein, versteht aber auch, dass es Zeit braucht.
«Für einen traditionsreichen Verein wie eine Zunft ist das ein Wandel: die Anerkennung ihrer Töchter als Teil ihrer Gesellschaft», so Zweifel.
Bei den Drei Königen durften Töchter schon mitmachen
Die Entscheidung der beiden Zünfte ist zwar eine Premiere. Allerdings gab es durchaus bereits Entwicklungen in diese Richtung.
Im vergangenen Jahr durften Zünftertöchter in der Zunft zu den Drei Königen am Sechseläuten beim gesamten Programm dabei sein. Ein gelungenes Experiment, bilanziert Zunftmeister Rolf Bühler: «Wir haben total Freude.»
Die Frauen dürfen nun immer am Umzug teilnehmen. Eine vollwertige Aufnahme gibt es aber vorerst nicht.

Auch beim Zentralkomitee der Zürcher Zünfte registriert man den Wandel. «Es beginnt, sich zu verändern», sagt Präsident Felix H. Boller dem «Tages-Anzeiger». Jede Zunft sei aber eigenständig und müsse sich im eigenen Tempo entwickeln.
Frühlingshaftes Wetter für Sechseläuten erwartet
Bleibt die Frage, ob der Böögg an diesem Sechseläuten dann auch tatsächlich angezündet werden kann. 2024 musste dieses Vorhaben aufgrund des Wetters abgesagt werden. Schliesslich wurde die Puppe erst im Juni in Heiden AR verbrannt.
Aktuell sehen die Wetterprognosen nicht schlecht aus. Für Montag sind in Zürich bei leicht bewölktem Wetter knappe 20 Grad angesagt.
Der Wind, der letztes Jahr der grosse Spielverderber war, dürfte dieses Jahr ebenfalls schwächer sein.