Podcaster von GC jagt Stadiongegner – Klage droht

Ein Fan von GC prangert in einem Post Gegner des Zürcher Hardturmstadions an. Ein Betroffener will gegen den Podcaster rechtlich vorgehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Stephan Wernli hat in seinem GC-Podcast Namen veröffentlicht.
- Die Personen macht er für den neuen Rekurs gegen das Hardturmstadion verantwortlich.
- «Mein Anwalt prüft eine Klage gegen Stephan Wernli», sagt der betroffene Felix E. Müller.
Der Knatsch um das Zürcher Hardturmstadion erreicht einen neuen Höhepunkt. Kürzlich wurde bekannt, dass die Stadiongegner mit ihrem Rekurs gegen den Gestaltungsplan für das Hardturmstadion vor Bundesgericht ziehen. Fans des Zürcher Fussballclubs GC passt das nicht (siehe Box).
In einem Instagram-Post stellt der Moderator des GCZ-Fan-Podcasts «Sächsfoif» die vermeintlichen Gegnerinnen und Gegner an den Pranger.
Der ganze Rekurs gehe vor das Bundesgericht, sagt Stephan Wernli in einem Video. «Unter anderem sind diese Leute dafür verantwortlich», behauptet er.
In einem Kommentar zum Post des Fanpodcasts von GC listet er rund zwanzig Namen auf. Darunter sind auch einige prominente Personen.
«Titulierung ist falsch»
Auch Felix E. Müller steht auf der Liste. Er war Chefredaktor der «NZZ am Sonntag». Er ist Mitbegründer des 2017 entstandenen Komitees «Gegen den Höhenwahn, aber für das Fussballstadion».
Nun will er gegen Stephan Wernli rechtlich vorgehen. «Mein Anwalt prüft eine Klage gegen Stephan Wernli», sagt er zu Nau.ch.
Er sei ein Befürworter des Stadions, sagt Müller. «Weshalb die Titulierung ‹Stadiongegner› falsch ist.» Allerdings halte er die beiden Hochhäuser städtebaulich für eine Katastrophe. Diese sollen laut Plan je 137 Meter hoch werden – also etwas höher als der Prime Tower.
Den Rekurs habe er nicht unterschrieben, stellt er klar.

Hassnachrichten wegen Liste
An den Online-Pranger stellt der Podcaster mit rund 3000 Followern auch den grünen Zürcher Gemeinderat Dominik Waser. Stephan Wernli postete die Liste am Freitag.
Die Folge: Über das Wochenende erreichten Waser via Instagram zahlreiche Hassnachrichten. Dies zeigen entsprechende Screenshots, die dieser Redaktion vorliegen.
Er habe «rein gar nichts» mit dem Rekurs zu tun, sagt Waser. «Es ist eine Zumutung, dass gewisse Personen auf Menschen losgehen, die sich vor X Jahren gegen das Stadion gewehrt haben.» Er habe sich nie an den Rekursen als Person beteiligt und werde dies auch nicht tun.
Auf Instagram bekomme er schon seit ein paar Wochen Hass- und Drohnachrichten im Zusammenhang mit dem Hardturmstadion.
«Es ist absurd, dass gewisse Leute anscheinend andere anstiften, gegen linke beziehungsweise grüne Politikerinnen und Politiker zu hetzen.» Dies täten sie aus nicht belegten Gründen.
Name sei erfunden
Auf der Liste des Fans von GC taucht auch Gabriela Rothenfluh auf. Sie ist Präsidentin der Kreisschulbehörde Waidberg und amtete bis 2018 als Co-Präsidentin der Stadtzürcher SP.
Zu ihrer Amtszeit unterstützte sie das Stadion, forderte aber auf dem Hardturm mehr gemeinnützige Wohnungen.
«Ich bin in dieser Sache schon lange draussen», sagt Rothenfluh. «Mein Name ist dort ‹sehr erfunden›», kritisiert sie den Fan von GC. Sie habe weder einen Rekurs unterstützt noch sich sonst als Gegnerin des Projekts engagiert.
Von rechtlichen Schritten sieht sie aktuell aber ab. «Solange ich nicht angefeindet werde, ist mir der Post egal.»
«Soll die ganze Liste löschen»
Simon Meyer wollte die Aktion des Fans nicht auf sich sitzen lassen.
«Ich habe dem Podcaster direkt auf Insta geschrieben und einen Kommentar hinterlassen», sagt der ehemalige Co-Präsident der Grünen Kanton Zürich. Bisher habe er nichts gehört.
«Meiner Meinung nach soll er die ganze Liste löschen und nochmals sauber recherchieren», fordert Meyer. Er habe nichts mit der Beschwerde ans Bundesgericht zu tun.
Verhalten sei nicht schweizerisch
Diese Redaktion hat Stephan Wernli seit Dienstag erfolglos zu kontaktieren versucht. Aber: Am Mittwoch ist der Post vom Account des Podcasts verschwunden.
Martin Steiger, Anwalt für Recht im digitalen Raum, beurteilt den Online-Pranger aus rechtlicher Sicht.
«Ich halte es nicht für schweizerisch, politische Gegnerinnen und Gegner aus Frustration an den Pranger zu stellen.» Dies sagt er zu Nau.ch. Es gebe genügend politische und rechtliche Mittel, um Meinungsverschiedenheiten zu klären.
Verletzungen der Persönlichkeit seien möglich
Hartnäckige Gegner
Die Zürcher Stadtclubs FCZ und GC fordern seit Jahren ein Fussballstadion mit echter Fussballatmosphäre. Das Fussballstadion ist Teil des Projekts «Ensemble». Neben dem Stadion sind auf dem Hardturm-Areal eine Genossenschaftssiedlung und zwei Hochhäuser geplant. Bereits dreimal hat das Zürcher Stimmvolk dem Bau zugestimmt, zuletzt im Jahr 2020.
Die Gegnerinnen und Gegner des Stadions erhoben mehrere erfolglose Stimmrechtsbeschwerden. 2023 lehnte das Baurekursgericht die Rekurse gegen den Gestaltungsplan vollumfänglich ab.
Die Rekurrentinnen und Rekurrenten zogen die Einsprachen danach an das Verwaltungsgericht weiter. Dieses wies die Beschwerde ab. Nun geht die Gegnerschaft damit vor Bundesgericht. Ein Dorn im Auge sind die beiden Hochhäuser. Der Präsident des Vereins «Pro Limmatraum» bezeichnet diese gegenüber «TeleZüri» als «Verschandelung des Limmatraums».
Betroffene, die eine rechtliche Grenzüberschreitung sehen, können laut Steiger Klage erheben. «Wobei normalerweise ein Schlichtungsverfahren beim Friedensrichter am Anfang steht.»
Es könnten widerrechtliche Verletzungen der Persönlichkeit vorliegen, aber auch Datenschutzverletzungen. «Das gilt gerade auch dann, wenn falsche Personen kritisiert werden.»
Wenn ein Straftatbestand im Raum steht, können Betroffene laut Steiger auch ein Strafverfahren in Gang bringen. Als Beispiel für einen Strafbestand erwähnt er Drohung oder Beschimpfung.
Dieses Vorgehen hat aber einen Haken. «Die Betroffenen haben allerdings das praktische Problem, dass jedes Verfahren für sie aufwendig ist», sagt Martin Steiger. Jedes Verfahren koste Energie, Geld und Zeit. «Die Verfahren können sich ausserdem über Jahre hinziehen.»
GC hat damit nichts zu tun
Der Fussballclub GC distanziert sich vom Podcast.
Der erwähnte Podcast sei ein unabhängiges Fan-Format, sagt Mediensprecherin Milica Ferreira. «Das in keiner inhaltlichen Verbindung mit dem Grasshopper Club Zürich steht.» Der Club distanziere sich ausdrücklich von den im Beitrag getätigten Aussagen und Publikationen.



















