Todesfall und jetzt elf tote Hunde auf Hof – was ist los in Maur ZH?

Thomas Renggli
Thomas Renggli

Greifensee,

Ein schreckliches Ereignis auf einem Hof erschütterte vor fast zwei Jahren Maur ZH. Jetzt wurden elf Tiere tot aufgefunden. Thomas Renggli berichtet.

Maur am Greifensee
Die Zürcher Gemeinde Maur am Greifensee mit dem Hof «Sponstürli». - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf dem Hof «Sponstürli» in Maur ZH passiert im Jahr 2024 ein Mord.
  • Der Besitzer einer beliebten Hundepension tötet seinen eigenen Onkel.
  • Erst kürzlich wurden in der gleichen Hundepension elf Tiere tot gefunden.
  • In zwei Wochen erscheint das Buch vom neuen Nau.ch-Kolumnisten Thomas Renggli.

Der 24. Februar 2024 war ein schöner Tag – und für die Jahreszeit mild: leicht bewölkt, neun Grad, eine sanfte Brise. Geopolitisch erinnerte das Datum daran, wie sehr die Welt aus den Fugen geraten ist.

Genau zwei Jahre zuvor hatte Wladimir Putin seine Panzer und Kampfflugzeuge in die Ukraine geschickt.

Ereignis erschüttert Zürcher Gemeinde

In der Gemeinde Maur am Greifensee jedoch geschah an jenem Samstag ein Ereignis, das die Einwohnerinnen und Einwohner tief erschütterte – und bis heute überfordert.

Ein bis dahin unbescholtener Bürger, dreifacher Familienvater und Besitzer einer beliebten Hundepension tötete seinen eigenen Onkel. Auf dem Hof namens «Sponstürli».

Die Gründe liegen bis heute im Diffusen: Jähzorn, Habgier, eine Nachbarschaftsneurose? Oder handelte er unter Medikamenteneinfluss und infolge eines langschwelenden Familienzwistes?

Monate später, im Gerichtssaal, gingen die Meinungen auseinander – ebenso wie die Gefühle im Dorf.

Thomas Renggli
Thomas Renggli wohnt selbst in Maur. Er schreibt auf Nau.ch neu Kolumnen. - zvg

Tiefer Graben durch ganze Gesellschaft

Das Ereignis riss einen tiefen Graben durch die ganze Gesellschaft. In einer Umgebung, in der man sich sonst auf der Strasse grüsst, sich mit einem Liter Milch aushilft, in den Ferien dem Nachbarn die Pflanzen giesst und die Katze füttert, wechseln gewisse Leute nun die Strassenseite, wenn sie sich begegnen.

Dies spiegelt die Wahrnehmung der Ereignisse. Die einen sehen im Täter ein Opfer, die anderen sprechen von kaltblütigem Mord.

Vorsätzliche Tötung

Jean-Claude Simmen, Präsident des Bezirksgerichts Uster, lag mit seinem Urteil am 24. September 2025 irgendwo dazwischen. Er qualifizierte das Verbrechen als vorsätzliche Tötung und wollte den Täter ausdrücklich nicht in eine Opferrolle «befördern».

Damit stellte er sich gewissermassen gegen den Zeitgeist – sind wir doch beinahe daran gewöhnt, für jede Missetat eine Ausrede und einen Mitschuldigen zu finden.

Schon in der Primarschule scheint es mehr Therapieplätze als Schüler zu geben. Und für fast jeden Straftäter hat die Justiz eine Speziallösung parat.

Viele offene Fragen

In der tragischen Geschichte um den Tod im «Sponstürli» gibt es auch fast zwei Jahre nach der Tat viele offene Fragen. Etwa, weshalb der Täter nach dem erstinstanzlichen Schuldspruch und dem Rekurs der Verteidigung seine Strafe nicht sofort antreten musste.

Die Justiz begründet dies damit, dass er Vater von drei jungen Kindern sei, keine Fluchtgefahr bestehe und keine Wiederholungstat zu erwarten sei.

Der Beobachter aus der Halbdistanz reibt sich verwundert die Augen: Offenbar darf man in der Schweiz einen Menschen töten – und sich (zumindest vorläufig) ganz legal der Strafe entziehen.

Elf Tiere vergiftet – Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Frage ist aktueller denn je. Ausgerechnet als im Dorf wieder Ruhe einzukehren schien, passierte in erwähnter Hundepension Erschreckendes: An einem Freitagmorgen wurden elf Tiere tot aufgefunden. Der Verdacht liegt nahe, dass sie vergiftet wurden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt, hält sich aber im Dunkeln.

Gemäss Tierärzten und Ortskundigen ist der Interpretationsspielraum indessen klein: Der mutmassliche Täter muss direkten Zugang zu den Tieren (und deren Futter) besessen und die Räumlichkeiten genau gekannt haben.

Fest steht: Nach dieser neuerlichen Tragödie wurde einer ganzen Familie die Existenzgrundlage entzogen.

Das Gericht in Uster schien dies schon beim Urteilsspruch im September zu antizipieren. Zum Abschluss sagte der Richter: «Es gibt in diesem traurigen Fall nur Verlierer: das Opfer, den Täter – und die Gemeinde Maur.»

Interessieren dich die Vorkommnisse in Maur ZH?

In zwei Wochen erscheint ein Buch

Sogar die Medien seien daran zerbrochen. Denn die Lokalzeitung, die darüber berichtete, wurde mittlerweile unter die redaktionelle Obhut des Gemeinderats gestellt. Der Chefredaktor und sein Vize waren ihre Jobs sehr schnell los.

In zwei Wochen erscheint mein Buch über die Vorkommnisse. Darüber sind in Maur nicht alle glücklich. Schliesslich hält die Chronik den Menschen den Spiegel vor – und macht deutlich, dass Glück und Idylle flüchtige Qualitäten sind.

Sogar in einer vermeintlich heilen Welt in der helvetischen Provinz.

Transparenz-Hinweis zum Autor: Thomas Renggli aus der Zürcher Vorortsgemeinde Maur ist freier Journalist und Buchautor. Zwischen Mai 2023 und April 2024 war er *Chefredaktor der Lokalzeitung Maurmer Post. Heute verantwortet er die unabhängige Maurmer Zeitung. Über die Vorfälle vor seiner Haustüre hat er das Buch «Tod im Sponstürli» verfasst, das in zwei Wochen im Helvetia-Verlag erscheint. Renggli kandidiert am 8. März 2026 als Parteiloser für den Gemeinderat Maur.

Buch
Das Buch «Tod im Sponstürli» erscheint bald. - zvg

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