Kunsthaus Zürich hat den Aufwand seiner Erweiterung unterschätzt
Zürich 23.05.2024 - 21:01
Die neue Erweiterung verursachte millionenschwere Schulden für das Kunsthaus Zürich. Die genauen Gründe hat das Museum heute ausgeführt.
Das Zürcher Kunsthaus hat am Mittwoch dargelegt, wie es zum Finanzloch kommen konnte. Hauptgrund war gemäss eigenen Angaben die Eröffnung des Chipperfield-Baus, die viel mehr Ausgaben mit sich brachte als angenommen.
Kunsthaus war schlecht vorbereitet
Die Eröffnung des Neubaus habe zu viel höheren Personalausgaben im Bereich Besucherservice und Sicherheit geführt, teilte das Kunsthaus am Mittwoch mit. «Diese zwangsläufig höheren Betriebskosten wurden bei der Erweiterung nicht ausreichend antizipiert.»
Auch eine externe Prüfung der Strukturen und Abläufe zeigte, dass das Kunsthaus offenbar schlecht auf «die neue Realität eines doppelt so grossen Hauses vorbereitet war». Es wurde vom Aufwand also kalt erwischt und musste mehr Personal einstellen.
Dritter Firmensponsor gesucht
Was ebenfalls zum Finanzloch führte, war das Fehlen eines dritten Firmensponsors, der für einen wirtschaftlichen Betrieb des Kunsthauses eigentlich notwendig wäre. Allerdings wurde dieser Geldgeber bis heute nicht gefunden. «Das bleibt eine wichtige Zielsetzung», schreibt das Kunsthaus dazu. Die beiden bisherigen «Corporate Partner» sind UBS und Swiss Re.
Weitere Gründe für die finanzielle Schieflage sind unter anderem sinkende Besucherzahlen, die Schliessung des Museumsshops wegen einer Asbestsanierung und die Zwischenlagerung von Kunstwerken. Diese Zwischenlagerung wurde wegen der verzögerten Inbetriebnahme des Chipperfield-Baus notwendig. Das Ausmass der Lagerkosten wurde offenbar erst im vergangenen Jahr klar.
Weniger Ausstellungen und höhere Ticketpreise
«Der Vorstand der Kunstgesellschaft ist sich bewusst, dass die Transformation des Kunsthaus Zürich mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird», lässt sich Direktor Philipp Hildebrand zitieren. Ziel sei es, das Defizit bis 2028 auszugleichen.
Am Dienstag wurde bekannt, dass die Kunstgesellschaft, welche das Museum betreibt, mit 4,5 Millionen Franken überschuldet ist. Nun erwägt sie, bei der Stadt und beim Kanton Zürich um eine Subventionserhöhung anzufragen.
Auch die Besuchenden dürften die Sanierungsmassnahmen zu spüren bekommen: Die Preisgestaltung, also die Ticketpreise, und die Anzahl der Ausstellungen sollen ab 2025 «neu definiert werden».