GC: Fans eingekesselt – Jurist reicht Anzeige gegen Stapo ein
Zürich 02.12.2024 - 20:11
Vor dem Derby gegen den FCZ werden Fans von GC auf der Duttweilerbrücke eingekesselt und kontrolliert. Ein Anwalt geht nun gegen das Vorgehen der Polizei vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zürcher Polizei blockiert vor dem Derby mehrere Hundert GC-Anhänger.
- Ein Aargauer Anwalt reicht nun eine Strafanzeige gegen die Behörden ein.
- Seine Anschuldigungen: Amtsmissbrauch, Freiheitsberaubung und Nötigung.
Die Stimmung beim Zürcher Derby vom Samstag erinnerte an die Geisterspiele während der Pandemie. Der Block von GC bliebt beim Anpfiff leer. Grund: Die Polizei hielt mehrere Hundert Anhänger der Hoppers auf der Duttweilerbrücke fest.
Die Stapo teilte später in einer Medienmitteilung mit, dass auf dem Marsch Knallpetarden und Feuerwerk gezündet wurden. Fast alle der 591 kontrollierten Personen seien ohne weitere Massnahmen wieder entlassen worden. Drei Anhänger wurden auf den Posten mitgenommen.
Jurist reicht Anzeige ein
Anwalt Simon Käch ist das Vorgehen der Beamten ein Dorn im Auge. Der Aargauer hat jetzt eine Strafanzeige gegen die Einsatzleitung der Zürcher Behörden eingereicht.
Sein Vorwurf: Mehrfacher Amtsmissbrauch, mehrfache Freiheitsberaubung sowie mehrfache Nötigung. Es sind alles Offizialdelikte.
Käch hat ausserdem eine Aufsichtsanzeige an das Zürcher Statthalteramt eingereicht.
Der Einsatz der Stapo habe eine massive und organisierte Logistik erfordert, steht in der Strafanzeige, welche Nau.ch vorliegt. «Ebenso ist der Einsatzort offenkundig nicht zufällig gewählt worden.»
Käch vermutet darum, dass die Aktion der Behörden nicht spontan geschah. «Aufgrund des Einsatzortes und der Logistik ist kaum vorstellbar, dass der Einsatz nicht bereits vorgängig geplant war.»
Es stelle sich die Frage, ob sich das Festhalten von rund 600 Personen mit dem Zünden einzelner Böller rechtfertigen liesse. Käch zweifelt daran, dass konkrete Ereignisse am Abend für den Einsatz überhaupt von Relevanz waren.
Der Jurist verweist zudem auf einen Artikel im «Blick». Dort äussert sich ein Familienvater wie folgt über die Kontrollen der Polizei: «Ich fühlte mich wie ein eingepferchtes Tier, wurde behandelt wie ein Schwerverbrecher.»
Anwalt Käch schreibt in seiner Strafanzeige: «Wurden hier repressive polizeistaatliche Methoden gegen eine Grosszahl unbescholtener Bürger eingesetzt?»
Anzeigeerstatter ist selber Fan von GC
Simon Käch ist nach eigenen Angaben nicht nur Jurist, sondern selber «seit Kindheit freudiger und überzeugter Fan» von GC. Er besuche auch regelmässig Spiele der Hoppers. «Nicht nur im VIP-Bereich, sondern auch im Fan-Sektor.»
Er wisse darum aus eigener Erfahrung, dass sich der Grossteil der Anhänger des Clubs begeistert, aber auch korrekt verhält.
Koch schreibt: «Als Jurist ist der Unterzeichnende nicht bereit, den Einsatz der Stadtpolizei vom 30. November 2024 ungeprüft zu lassen. Der massive Eingriff in die Freiheitsrechte von rund 600 Personen muss zwingend auf dessen Rechtmässigkeit hin überprüft werden.»
Schon am Dienstag (20 Uhr) kommt es übrigens zum nächsten Aufeinandertreffen von GC und dem FC Zürich. Die beiden Teams spielen im Cup-Achtelfinal gegeneinander.