Zürich: Sonderschule will Autistin nicht mehr

Eine Heilpädagogische Schule in Zürich-Oerlikon möchte eine zehnjährige Autistin nicht mehr betreuen – ohne Anschlusslösung. Die Eltern sind aufgebracht.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Zürcher Sonderschule sagt, sie könne ein Mädchen nicht mehr unterrichten.
- Im gesamten Kanton Zürich bestehen lange Wartelisten für spezialisierte Schulen.
- Für die Autistin gibt es noch keine Anschlusslösung. Die Eltern kritisieren die Schule.
Eine zehnjährige Schülerin mit schwerer Autismus-Spektrum-Störung soll nicht mehr an ihrer Heilpädagogischen Schule (HPS) in Zürich-Oerlikon unterrichtet werden.
Dies offenbarte die Schulleitung den Eltern Anfang März in einem offiziellen Gespräch, wie der «Tagesanzeiger» berichtet.
Grund seien wiederholte aggressive Ausbrüche des Kindes. Schon davor habe es mehrere Sitzungen deshalb gegeben. Eine alternative Schulplatzlösung liegt bislang jedoch nicht vor.
Mädchen zeigt auffälliges Verhalten
Das nicht-sprechende Mädchen kommuniziert mit einem sogenannten Talker, einem Gerät mit Bildsymbolen.
In der Vergangenheit kam es vermehrt zu herausforderndem Verhalten: Gegenstände wurden geworfen, Betreuungspersonen und anderen Kindern wehgetan. Auch Selbstverletzungen wurden dokumentiert.

Als Grund nennt die Schule den Schutz Mitarbeitender sowie anderer Schülerinnen und Schüler.
Fachleute weisen gemäss «Tagesanzeiger» darauf hin, dass solche Ausbrüche bei Betroffenen je nach Ausprägung nicht ungewöhnlich sind.
Das Problem: Sie könnten ihr Verhalten nicht kontrollieren und auch den Auslöser nicht kommunizieren.
Vonseiten der Schulleitung gibt es wenig konkrete Auskunft. Der Persönlichkeitsschutz unterbinde dies.
Das Stadtzürcher Schulamt beteuert gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Das Recht auf Bildung ist jederzeit gewährleistet.»
Eltern sind schwer enttäuscht
Die Eltern der betroffenen Schülerin zeigen sich enttäuscht über das Vorgehen der Schule. Laut ihnen war ein Ausschluss zuvor nie explizit thematisiert worden. «Unsere Tochter ist doch kein Monster», sagt der Vater.
In früheren Gesprächen habe man noch von Integration im Klassenverband gesprochen. Nun sieht sich die Familie vor vollendete Tatsachen gestellt.
Eine Anschlusslösung gibt es bisher nicht. Plätze in Sonderschulen sind extrem begrenzt.
Als Übergang ist Einzelunterricht geplant. Die Umsetzung hängt jedoch vom verfügbaren Personal an der HPS ab.
Die Eltern wollen rechtlich gegen den Ausschluss vorgehen. Schon seit längerem suchen die beiden nach einem Platz in einer Schule, die spezialisiert für Autismus ist.