Stadt Zürich

Zürcher Hündeler sind wegen neuen Pflicht-Kursen «verunsichert»

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Zürich,

Wer sich im Kanton Zürich einen Hund anschafft, muss neu bei jeder Rasse in den Theorie- und Praxiskurs. Nau.ch erklärt, was Hündeler jetzt wissen müssen.

Hunde
Wer sich im Kanton Zürich neu einen Hund anschafft, muss in den Theorie- und Praxiskurs. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zürcher Hundehalter müssen seit Anfang Monat neue Pflicht-Kurse absolvieren.
  • Hundetrainer verzeichnen eine steigende, wenn auch noch kleine Nachfrage nach den Kursen.
  • Wer sich der Pflicht widersetzt, muss mit einer Busse rechnen.

Seit Anfang Juni gilt im Kanton Zürich: Wer einen neuen Hund hat, muss einen Kurs machen. Neu bei jeder Hunderasse – und neu sogar mit Theorie.

Nau.ch erklärt, was du dazu wissen musst.

Wer noch nie einen Hund hatte oder seit zehn Jahren keinen mehr, muss zunächst einen Theoriekurs machen. Inklusive einer Prüfung.

Zudem muss man für alle Hunde einen praktischen Kurs mit mindestens sechs Lektionen absolvieren.

Hast du einen Hund?

Die Pflicht gilt nur für Hunde, die nach dem 1. Juni angeschafft wurden. Oder für alle Hunde, die neu in den Kanton Zürich zuziehen und jünger als zehn Jahre sind.

Heisst: Wer in Zürich wohnt und schon einen Hund hat, muss nicht zum Kurs.

Jutta Lang vom kantonalen Veterinäramt erklärt bei Nau.ch: «Der Theoriekurs kann ein Jahr vor Beginn der Hundehaltung bis spätestens zwei Monate nach Beginn der Hundehaltung absolviert werden.»

Der praktische Hundekurs beginnt frühestens nach Vollendung des sechsten Lebensmonats des Hundes und muss spätestens zwölf Monate nach der Übernahme oder dem Zuzug des Hundes in den Kanton Zürich abgeschlossen sein.

Für die Umsetzung der kantonalen Hundegesetzgebung sind die Gemeinden zuständig. Das Veterinäramt hat die Gemeinden diesbezüglich informiert und geschult.

Gemeinden verlangen schriftliche Kurs-Bestätigung

Wer einen Hund anschafft oder mit einem Hund in die Gemeinde zieht, muss diesen anmelden.

Durch diese Anmeldung kann die jeweilige Gemeinde dann überprüfen, ob die Hundehaltenden der Pflicht nachkommen. Nach dem Kurs bekommt man eine Bestätigung. Diese muss man bei der Gemeinde abgeben.

Wer die Pflicht nicht erfüllt, muss mit einer Busse rechnen. Wie hoch sie ist, entscheidet das Statthalteramt.

Die Überprüfung findet also auf dem administrativen Weg statt. So wie das auch bei der Hundesteuer der Fall ist. Strassenkontrollen bei Hündelern gibt es keine.

Doch: Wissen die Zürcherinnen und Zürcher über die neue Pflicht Bescheid?

Das kantonale Veterinäramt sagt dazu: «Alle mit der neuen Hundegesetzgebung involvierten Interessensgruppen wurden breit informiert.» Wenn Unklarheiten bestehen, soll man sich bei der Wohngemeinde oder bei der Tierärztin oder dem Tierarzt melden.

Neue Gesetzgebung «verunsichert» Hundehaltende

Sandra Roth von der «Hundeschuel» in Zürich sagt aber gegenüber Nau.ch: «Ich erhalte vermehrt Anfragen von Hundehaltenden, die durch die neue Gesetzgebung verunsichert sind. Die Hundehaltenden wissen ‹noch› nicht genau, welche Kurse für sie nun verpflichtend sind.»

Sie hält fest: «Bei mir ist die Nachfrage nach den Theoriekursen vorhanden und die Anfragen/Anmeldungen dazu kommen langsam rein.»

Bislang hat Roth vier Anmeldungen für den Theoriekurs inklusive anschliessender Prüfung. «Währenddessen sind die neuen obligatorischen Praxiskurse im Moment noch weniger bis gar nicht gefragt.»

Die Hundetrainerin führt das auf den Umstand zurück, dass diese obligatorischen Kurse erst im Alter von sechs Monaten erfolgen.

Nachfrage steigt – Hundetrainer planen mehr Kursdaten

Carolina Jaroch von der Hundeschule «Animalcoach» sagt zu Nau.ch: «Wir haben aktuell bereits circa 20 Anmeldungen für den neuen obligatorischen Theoriekurs.»

Im Juni gibt es bislang Kurse an zwei Daten. Ab Juli will die Schule dann pro Monat zwei bis vier Theoriekurse anbieten, «um der Nachfrage gerecht zu werden».

Und auch Jennifer Swirta von «Swiss Dog School» Zürich hat zehn Anmeldungen vorzuweisen. Je fünf auf Deutsch und auf Englisch. «Ich denke, es werden noch mehr kommen», sagt sie zu Nau.ch.

Findest du obligatorische Hundekurse sinnvoll?

Doch welchen Nutzen haben die neuen Kurse?

Die Hundetrainerin Bettina Stemmler setzt sich bei «Fairplay mit Hund» für ein gewaltfreies Hundetraining und einen bedürfnisorientierten Umgang ein. Sie lobt bei Nau.ch die neue Kurspflicht.

«Viele Hundehaltende sind sich zu wenig bewusst, was es bedeutet, einen Hund zu halten», sagt sie.

Kurse können Integration von Hunden fördern

«Darum finde ich es sehr sinnvoll, dass neu vor der Anschaffung des Hundes der Theoriekurs besucht wird. Damit man sich mit den wichtigen Fragen auseinandersetzen kann und Wissen vermittelt bekommt.»

Dadurch könne nicht nur die Beziehung Mensch-Hund profitieren, sondern auch die Integration von Hunden in die Gesellschaft besser gelingen.

Hunde
Eine Broschüre des Zürcher Veterinäramts bietet wertvolle Tipps im Umgang mit Hunden. - Veterinäramt ZH

Stemmler sagt aber auch: «Die obligatorischen Hundekurse sind eine gute Basis. Aber vom Umfang her hätte ich mir noch mehr Stunden gewünscht.»

Sie empfiehlt Hundehaltenden daher, sich zusätzlich zu den Kursen weiter zu informieren und das Theorie-Booklet vom Veterinäramt zu lesen.

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