Wegen Neubau in Kloten: Sohn muss für Eltern bürgen

In Kloten ersetzt eine Pensionskasse 100 alte Wohnungen durch 224 neue. Für viele wird die neue Miete zum finanziellen Problem.
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Das Wichtigste in Kürze
- In Kloten werden alte Wohnungen abgerissen und durch teure Neubauten ersetzt.
- Viele frühere Mieter können sich die neuen Wohnungen nicht mehr leisten.
- Einige finden neue Wohnungen, andere müssen auf Hilfe der Familie zurückgreifen.
Wegen teurer Neubauten müssen viele Mieter ihre Wohnungen in einer Siedlung in Kloten verlassen. Die Pensionskasse Schaffhausen hat hier 224 neue Wohnungen errichtet – mehr als doppelt so viele, wie zuvor vorhanden waren.
Doch nicht nur die Anzahl an Wohnungen verdoppelt sich – sondern auch der Mietzins. Nau.ch berichtete darüber.
Michael und seine Frau, ein älteres Ehepaar, wissen nicht, wie genau es weitergeht: «Die Leute hier sind alle verunsichert», sagen sie vor Ort zu Nau.ch.
Am Donnerstagabend wurden die Bewohner über die nächsten Schritte informiert. Noch ist unklar, was dabei kommuniziert wurde.
«Jetzt müssen wir einfach warten», sagt Michael.
«Haben nur die AHV»
Immerhin: Das Paar hat die Zusage für eine 2,5-Zimmer-Wohnung im Neubau erhalten. Doch der Mietzins steigt von 1200 auf 2200 Franken – und da ist die Garage noch nicht mit eingerechnet. Auch bei ihnen hat sich die Miete also fast verdoppelt.
«Einer unserer Söhne musste aber für uns die Bürgschaft übernehmen. Wir haben nur die AHV, sonst kein Einkommen und nur wenig auf der Seite», sagt Michael.
Doppelt so hohe Mieten, kein nahtloser Übergang: Das waren auch für Anwohner Köbi Widmer und seine Frau zunächst Schreckensnachrichten.
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Sie zahlten 1400 Franken für ihre 4-Zimmer-Wohnung. Eine vergleichbare Wohnung in einem der Neubauten hätte sie zwischen 2800 und 3150 Franken gekostet. Nach 47 Jahren sind die beiden drum zum Wegzug gezwungen.
Inzwischen blickt Widmer aber gelassener in die Zukunft: «Wir haben ein Riesenglück und in Winterthur eine Wohnung gefunden.»
«Stimmung wird wohl anonymer werden»
Viele der bestehenden Bewohner hätten anfänglich Interesse an einer der neuen Wohnungen bekundet, weiss Widmer.
Angesichts der Mietpreissteigerung hätten sie sich aber wieder zurückgezogen – so auch Widmer und seine Frau.
Oliver Diethelm von der Schaffhauser Pensionskasse verteidigte die hohen Mietpreise. Sie seien «marktkonform festgesetzt» worden und man müsse auch an notwendige Renditen denken.
Widmer sagt jedoch zu Nau.ch: «700 bis 800 Franken mehr pro Monat, als versprochen wurde, liegt für uns nicht drin.»
Er gehe davon aus, dass vermehrt gut betuchte Expats in die Neubauten einziehen werden. «Die Stimmung wird wohl anonymer werden», glaubt er.
«Doch das Quartier wird weiterleben.»