Trotz Verbot: Autofreie Siedlung in Zürich ist zugeparkt

Autos verboten – doch in der Leutschenbach-Siedlung ist jeder freie Fleck zugeparkt. Die Stadt hält sich zurück, obwohl sie Massnahmen angekündigt hat.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Leutschenbach-Siedlung in Zürich dürfen die Anwohner keine Autos besitzen.
- Die wenigsten halten sich daran – die Siedlung ist komplett zugeparkt.
- Obwohl die Stadt ab April Kontrollen durchführen wollte, ist nicht viel passiert.
Wer in der städtischen Siedlung Leutschenbach in Zürich wohnt, verpflichtet sich eigentlich zum Autoverzicht. So steht es in der Zusatzvereinbarung zum Mietvertrag.
Doch die Realität sieht anders aus: Auf den Besucherparkplätzen reiht sich Blech an Blech. Die Stadt als Vermieterin kündigte im April zwar Kontrollen an – passiert ist seither kaum etwas, wie «Tele Züri» berichtet.
Nur in Ausnahmefällen ist in der Siedling ein Auto erlaubt. Entsprechend gibt es Parkplätze nur für etwa ein Drittel der 360 Wohnungen.
Doch viele Anwohner stellen ihr Auto einfach ums Haus ab oder nutzen mit Besucherkarten die Gästeparkplätze. Das bestätigten Fotos, die Nau.ch vorliegen.
Einfache Kennzeichenabfrage bringt Licht ins Dunkel
Eine einfache Kennzeichenabfrage bei einer Stichprobe zeigt: Ein Dutzend Autos gehören eindeutig Bewohnern der Leutschenbachstrasse.
Andere Wagen sind offiziell Geschäftsfahrzeuge – doch stehen jede Nacht in der Siedlung. Einige sind sogar auf Kinder angemeldet, die gar nicht dort wohnen.
Von den angekündigten Massnahmen der Stadt ist bislang wenig zu sehen. Schon im Februar zeigte sich, dass die Autoverzichtserklärung für die 360 Wohnungen mehr Wunsch als Wirklichkeit ist. Damals hiess es, ab April werde kontrolliert – passiert ist seither kaum etwas.
Kornel Ringli, Sprecher der «Liegenschaften Stadt Zürich», sagt gegenüber «Tele Züri»: «Wir werden mit Vollbezug der Siedlung mit der systematischen Kontrolle starten.»
Spätestens in einem Jahr soll ein umfassendes Controlling stattfinden. Dann, so Ringli, werde man durchgreifen und Massnahmen ergreifen – damit sich die Situation ändert.
Auf die Bemerkung des «Tele-Züri»-Reporters, die Schonfrist sei doch längst vorbei, entgegnet der Stadtsprecher: Seit April sei eine Sicherheitsfirma im Einsatz, um die Besucherparkplätze zu kontrollieren. Für den öffentlichen Raum sei die Polizei zuständig.
Eine einzige Busse bei Stichprobe
Doch die Realität sieht anders aus: Am Abend der Stichprobe klebte nur eine einzige Busse an einem Auto, das nicht auf einem regulären Parkplatz stand.
Den Auto-Besitzern kommt ein Schlupfloch zugute: Direkt vor den Häusern gibt es weisse Parkfelder, auf denen über Nacht gratis geparkt werden darf.