Stadt Zürich

Stapo-Personalmangel: «Irgendwann geht’s nicht mehr auf»

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Zürich,

Ein brutaler Vorfall zeigt die Grenzen der Zürcher Stapo. Ein Polizei-Gewerkschafter fordert bessere Bedingungen – und mehr Rückhalt aus dem Parlament.

Tram-Angriff
Eine Frau (links) wurde in einem Zürcher Tram von einem Mann (rechts) angegriffen. Die Polizei kam ihr nicht zur Hilfe. - instagram/keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein brutaler Angriff im Zürcher Tram 13 offenbart Personalmangel bei der Stadtpolizei.
  • Ein Problem seien unter anderem die vielen Abgänge, sagt der PBV.
  • Fehlender Rückhalt aus Teilen des Gemeinderats erschwere die Situation zusätzlich.

Der brutale Angriff auf eine junge Frau im Tram 13 hat nicht nur wegen der Tat selbst für Entsetzen gesorgt. Sondern auch, weil die Zürcher Stadtpolizei in jener Nacht wegen fehlender Kapazitäten nicht ausrücken konnte.

Der Vorfall zeigt einmal mehr: Die Stadtpolizei hat zu wenig Personal. Welches sind die Gründe für das chronisch unterbesetzte Korps?

Viele Abgänge belasten das Korps

Giovanni Garra, Vizepräsident des Polizeibeamten-Verbandes der Stadt Zürich (PBV), sagt: Das Problem liege nicht nur bei der Rekrutierung neuer Polizistinnen und Polizisten, sondern auch bei den vielen Abgängen:

«Wir verzeichnen viele Kündigungen und können demnach das bestehende Personal nicht oder nur ungenügend halten. Auch die Anzahl von Quereinsteigern aus anderen Polizeikorps hält sich in Grenzen.»

Frau Tram Mann angegriffen
Die Frau zeigt in einem Video die Verletzungen, die sie von dem Angriff im Tram erlitten hat. - Instagram / @szene_isch_zueri

Das Personalproblem bekommen die Mitarbeitenden deutlich zu spüren. Die tendenziell steigende Arbeitslast müsse mit gleich vielen oder gar weniger Leuten gestemmt werden, sagt Garra: «Das führt zu hohen Belastungen und massiven Einschnitten ins Privatleben.»

Hinzu kämen die vielen Grossanlässe und Demonstrationen, die immer wieder zusätzliche Aufgebote aus der Freizeit nötig machten.

Politik sorgt für Frust bei den Polizisten

Zur viel diskutierten Ausrüstung stellt der Verbands-Vize klar: «Die Stadtpolizei ist in diesem Punkt sehr gut aufgestellt – bis auf die Taser-Debatte seitens linker Politik.»

Garra spielt damit auf die erfolglosen Bestrebungen bürgerlicher Politiker an, die Stadtpolizei mit Destabilisierungsgeräten auszurüsten. Grüne, SP und AL, die im Stadtparlament in der Mehrheit sind, haben sich stets dagegen gewehrt.

Einen Mangel an Rückhalt, wie ihn kürzlich Angie Romero (FDP) gegenüber Nau.ch geltend machte, stellt hingegen auch der Polizei-Gewerkschafter fest:

«Das fehlende Verständnis aus Teilen des Gemeinderats für unsere Einsätze ist sicher nicht förderlich für die Rekrutierung.»

Besonders unverständlich sei für den Verband, dass der Gemeinderat nicht alle beantragten Stellen bewillige. Zumal die Stadt wachse und die Zahl der Demos und Events steige.

Dabei dauere es rund zweieinhalb Jahre, bis die Polizei-Ausbildung abgeschlossen sei und der Einsatz an der Front erfolge, erklärt Garra.

Stadtpolizei muss attraktiver werden

Damit die Stadtpolizei wieder attraktiver werde, brauche es bessere Arbeitsbedingungen: etwa eine fünfte Ferienwoche (welche die Stadt Zürich als Arbeitgeberin nicht kennt), Teilzeitarbeit und Entwicklungsmöglichkeiten.

Auch «ein klares Zeichen aus dem Gemeinderat» sei entscheidend, sagt Garra: «Viele Kolleginnen und Kollegen fühlen sich nicht getragen und häufig missverstanden.»

Könntest du dir vorstellen, bei der Polizei zu arbeiten?

Bräuchte es auch eine bessere Personalplanung, damit sich Fälle wie Samstagnacht nicht wiederholen? Garra winkt ab: «Wenn Sie zu wenig Personal haben, können Sie noch so planen – irgendwann geht es nicht mehr auf.»

Hingegen sieht er in einer Verzichtsplanung eine mögliche Option. Dabei wird festgelegt, welche polizeilichen Leistungen bei Engpässen gestrichen oder reduziert werden, um sich auf die Kernaufgaben konzentrieren zu können.

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