Heute starten Schlichtungsverhandlungen der Zürcher «Sugus»-Mieter

Ein Grossteil der «Sugus»-Bewohner ficht die Massenkündigung an. Heute starten die ersten Schlichtungsverhandlungen vor dem Zürcher Mietgericht.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Dezember erhielten über 200 Menschen in den Zürcher «Sugus»-Blöcken die Kündigung.
- Seither sind 184 Kündigungsschutzbegehren bei der Schlichtungsstelle eingegangen.
- Derzeit sind 165 Verfahren hängig. Heute beginnen die Schlichtungsverhandlungen.
Kurz vor Weihnachten flatterten bei 105 Mietparteien der Zürcher «Sugus»-Häuser die Kündigungen in die Briefkästen.
Grund dafür ist laut der neuen Eigentümerin Regina Bachmann eine nötige Totalsanierung. Diese betrifft drei der sechs Blöcke.
In einem ersten Schreiben wurde den Bewohnern auf Ende März gekündigt. Später wurde die Frist auf Ende September verlängert.
Die Bewohner wollen sich jedoch noch nicht geschlagen geben. Fast alle Mieter wehren sich vor Gericht gegen den Rauswurf.
164 Verfahren sind hängig – heute beginnen die Verhandlungen
Bei der Schlichtungsstelle des Mietgerichts sind von 95 Mietparteien insgesamt 184 Kündigungsschutzbegehren eingegangen. Dies teilt das Bezirksgericht Zürich gegenüber der «NZZ» mit.
Die meisten Parteien hätten mehrere Klagen eingereicht. Zwölf Parteien hätten ihre Klagen jedoch inzwischen zurückgezogen.
Unter dem Strich sind somit aktuell 165 Verfahren von 83 Mietparteien hängig. Der Mieterverband vertritt achtzig von ihnen bei den Schlichtungsverhandlungen.
Heute Montag beginnen die Verhandlungen vor dem Zürcher Mietgericht. Dem Mieterverband zufolge sind mindestens drei Verhandlungstage angesetzt. Zwanzig Mietparteien haben bereits am ersten Tag ihre Termine.
Einer von ihnen ist Flugbegleiter Juan Lasarte. Der 59-Jährige und sein Mann sind zwar bereits auf der Warteliste für eine Wohnung in St. Gallen. Ihren Rausschmiss wollen sie dennoch anfechten.
«Ich bin überzeugt, dass die Kündigung missbräuchlich war», sagt Lasarte zur Zeitung.
Er hält fest: «Hier eine Wohnung in einem ähnlichen Preissegment zu finden, ist ein Ding der Unmöglichkeit.» Deshalb zieht es ihn nun in die Ostschweiz.
Schon mehrfach haben die beiden Männer versucht, Regina Bachmann zu erreichen, auch per Einschreiben. Denn Lasartes Ehemann hat im Gegensatz zu ihm noch immer kein Kündigungsschreiben erhalten.
Die Kontaktaufnahme blieb jedoch erfolglos.
Kommt Eigentümerin zur Verhandlung?
An den Schlichtungsverhandlungen könnten die «Sugus»-Mieter nun auf Bachmann treffen. Es ist allerdings unklar, ob die Eigentümerin, die bisher nicht wirklich in Erscheinung getreten ist, zur Verhandlung auftauchen wird.
00:00 / 00:00
Die Schlichtung wird von drei Fachrichtern geleitet, darunter Vertreter des Mieter- und des Hauseigentümerverbands. Die Verhandlung zielt darauf ab, einen Kompromiss zu erreichen. Zum Beispiel einen Auszug nach einer längeren Frist.
Kommt kein Kompromiss zustande, beschäftigt sich das Mietgericht mit dem Fall.
Der Mieterverband sieht es als unwahrscheinlich, dass die Verhandlung vor dem Mietgericht direkt zu einer Vereinbarung führt. «Wir gehen aber davon aus, dass sich die Schlichtungsbehörde inhaltlich zu den Kündigungen äussern wird», sagt Sprecher Walter Angst.