«Gefährlich»: Pendlerin isst in Zürcher Zug Joghurt – auf Tür-Treppe

Vollgestopft fuhr eine S-Bahn der SBB wegen einer Panne nach Zürich. Dies hat eine Pendlerin dazu veranlasst, bei der Zugtür zu kauern.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Pendlerin setzte sich in einer überfüllten S6 auf die Treppe der Zugtür.
- Überfüllte Züge begünstigten Gefahren für Fahrgäste, sagt der Präsident der IGÖV Zürich.
- Die SBB appelliert «an den gesunden Menschenverstand».
Die S6 der SBB platzt aus allen Nähten. Sogar im Eingangsbereich des Zugs stehen die Passagiere wie Sardinen in der Büchse.
Viele Pendlerinnen und Pendler versuchen, sich an einem Geländer festzuhalten. Wer Glück hat, sitzt auf einer Treppenstufe.
Überfüllt ist der Zug an diesem frühen Mittwochmorgen Ende Mai, weil ausserplanmässig Züge ausfallen. Betroffen ist die Strecke zwischen Meilen und Zürich HB.
Eine Pendlerin hat sich für ein fragwürdiges Manöver entschieden. Sie kauert auf der Treppe direkt bei der Zugtür. Seelenruhig löffelt sie dabei ein Joghurt.
Tragischer Unfall
Die Schilder mit dem Hinweis «Nicht anlehnen» halten seit Jahrzehnten davon ab, die Tür als Stehplatz nutzen zu wollen.
Wie unberechenbar Zugtüren sind, zeigt ein tragischer Unfall aus dem Jahr 2019.
Damals klemmte die Tür eines Interregios am Bahnhof Baden AG einen Mitarbeiter der SBB ein. Der Zug schleifte den Mann mit, wobei dieser tödliche Verletzungen erlitt.
«Sehr unglücklich»
Daniel Sommer, Präsident der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGÖV) Zürich, sieht Sitzplatz-Manöver dieser Art nicht gerne. «Es ist sehr unglücklich, dass Passagiere solche Sitzplätze wählen», sagt er zu Nau.ch. In Ausnahmesituationen liege dies jedoch auf der Hand.
Sommer fällt auf, dass Intercity-Züge am Wochenende oder bei Ferienrückreiseverkehr oft voll sind. Dann seien alle Vorräume vollgestopft, Koffer und Velos lägen kreuz und quer herum.
«Überfüllte Züge begünstigen, dass es für Fahrgäste gefährlich werden kann.»
Mehr Investitionen gefordert
Seiner Meinung nach soll die SBB deshalb noch deutlichere Hinweise anbringen. «Zum Beispiel, dass man sich nicht an bestimmte Orte setzen oder Durchgänge mit Koffern verstellen soll.»
Züge im Nahverkehr mit mehr Steh- als Sitzplätzen könnten laut dem IGÖV-Präsidenten die Zukunft sein. «Wenn man die Wagen möglichst effizient füllen will, muss aber auch die Sicherheit gewährleistet sein.»
In den überfüllten Zügen sieht er vor allem ein Indiz. «Dass in den Ausbau des ÖVs noch mehr investiert werden muss.»
SBB verlängert Züge nicht
Begeben sich Pendler, die sich auf Türtreppen setzen, in Gefahr? Die SBB appelliert auf Anfrage «an den gesunden Menschenverstand und an die gegenseitige Rücksichtnahme». «Damit man sich beim Ein- und Aussteigen nicht gegenseitig behindert, was zu weiteren Verspätungen führen kann.»
Längere Zugkompositionen könnten dafür sorgen, dass es bei ausserordentlichen Ereignissen nicht zu überfüllten Wagen kommt.
Die SBB sieht jedoch keinen Handlungsbedarf.
Wo es Sitzplätze gibt
Die S-Bahnen verkehrten, wenn immer möglich, in maximaler Länge, sagt ein Mediensprecher. Dies, um den Reisenden genügend Platz zu bieten.
In den bis zu 300 Meter langen Kompositionen gebe es erfahrungsgemäss immer noch Sitzplätze. Dies sei am Anfang und am Schluss des Zuges der Fall.
«Auch wenn es in der Mitte des Zuges zu engen Platzverhältnissen kommt.»