Pöstler klaut Geld aus Briefen, bis er in diese Falle tappt!

Simon Binz
Simon Binz

Goldküste,

Ein Chefpöstler einer Filiale am Zürichsee soll mindestens 40'000 Franken aus Briefen gestohlen haben. Damit gönnte er sich einige Luxusgüter.

Schweizer Franken
Ein Bündel Schweizer Franken. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In einer Poststelle im Bezirk Meilen wurden 45'200 Franken aus Briefen gestohlen.
  • Im Tatzeitraum fiel der stellvertretende Filialleiter mit einem luxuriösen Leben auf.
  • Überführt wurde der Mann von der Polizei und internen Ermittlern mit chemischen Fallen.

Eine Frau aus dem Bezirk Meilen konnte ihren Augen kaum glauben, als sie im März 2021 zwei eingeschriebene Briefe öffnete. 30'000 Franken hatte sie erwartet, als sie die zwei von der örtlichen Postfiliale abhole. Doch die Couverts waren leer.

Die Frau meldete sich bei der Kantonspolizei Zürich, die schnell vermutete, dass der Täter ein Pöstler sein könne. Deshalb wurde auch der interne Ermittlungsdienst der Schweizerischen Post eingeschaltet. Dieser lieferte der Polizei die detaillierten Arbeitsabläufe und Dienstpläne der Angestellten in der betroffenen Filiale.

Hast du schon einmal etwas gestohlen?

Nur sechs Wochen nach dem ersten Vorfall verschwanden in derselben Poststelle schliesslich erneut Gelder aus eingeschriebenen Briefen. Diesmal waren es 11'210 Franken und kurz darauf weitere 4200 Franken. Über den Fall berichtet unter anderem die «Zürichsee Zeitung».

Polizei präpariert einen Brief mit einer chemischen Falle

Die Ermittler von Post und Kantonspolizei setzten in der Folge auf eine ausgeklügelte Strategie, um den gesuchten Täter zu identifizieren: eine chemische Falle. Dazu wurde ein gewöhnlicher Brief mit rund 3000 Franken in bar sowie einer unsichtbaren Substanz namens Silbernitrat versehen. Silbernitrat ist ein feines Pulver, das bei Hautkontakt sofort dunkle Flecken verursacht.

Die sorgfältig vorbereitete chemische Falle ging aber zunächst nicht auf. Der stellvertretende Filialleiter nahm den präparierten Brief zwar zur Kenntnis, doch anstatt ihn zu öffnen, versteckte er ihn unter einer Kiste. Die Vertrauensperson, die den Mann im Auftrag des internen Ermittlers beobachtete, beschrieb die Szene später gegenüber der Polizei als «so was von komisch».

Veerhaftung
Die chemische Brieffalle schnappte beim zweiten Versuch zu und der stellvertretende Filialleiter wurde festgenommen (Symbolbild). - pixabay

Zwei Wochen später klappte es: Ein zweiter chemisch präparierter Brief wurde geöffnet. Wie die Polizei kurz darauf feststellte, wurde das darin eingelegte Bargeldcouvert mit rund 3000 Franken aber nicht gestohlen. Wie es in der Anklage heisst, soll der tatverdächtige stellvertretende Filialleiter die chemische Falle bemerkt haben und deshalb auf den Diebstahl verzichtet haben.

Als die Postfiliale am Abend schloss, hielten die Ermittler die drei anwesenden Mitarbeitenden an und kontrollierten sie. Bei der Untersuchung der Hände der Angestellten entdeckten die Ermittler, dass sich der linke Daumen und Zeigefinger des stellvertretenden Filialleiters schwarz verfärbt hatten. Er wurde darauf verhaftet, vom Dienst freigestellt und später entlassen.

Auffällig teurer Lebensstil des Filialleiters

Der leitende Pöstler räumte in der Folge sofort ein, den präparierten Brief geöffnet zu haben. Er sprach von «purer Neugierde» und war sich bewusst, gegen das Postgeheimnis verstossen zu haben. Der Brief mit dem Bargeldcouvert sei «schon halb offen» gewesen, behauptete er ausserdem. Er habe ihn wieder zugemacht und nichts gestohlen. Er bestreitet auch, etwas mit dem Verschwinden der 43'400 Franken aus den vier anderen Briefen zu tun zu haben.

Die Ermittler bemerkten jedoch, dass der Beschuldigte kurz nach den Diebstählen einen auffälligen Lebensstil pflegte. Der 29-Jährige kaufte sich nach den ersten beiden Diebstählen etwa eine Rolex Submariner für 13'600 Franken. In der darauffolgenden Woche zahlte er zusätzlich 13'000 Franken auf sein Konto ein.

Dubai Geissens
Bei einer fünftägigen Reise nach Dubai liess es sich der beschuldigte Chefpöstler gut gehen und mietete eine Jacht, einen Lamborghini und machte einen Helikopterflug (Archiv). - Depositphotos

Kurz nach dem dritten Diebstahl flog er mit seiner Freundin nach Dubai. Dort gab er innerhalb von nur fünf Tagen, 7600 Franken aus. Unter anderem mietete er einen Lamborghini (1000 Franken), eine Jacht (1500 Franken) und unternahm einen Helikopterflug (600 Franken). Sein Nettoverdienst als stellvertretender Filialleiter betrug jedoch nur 4'200 Franken pro Monat.

Laut dem Bericht der «Zürichsee Zeitung» hatte der Beschuldigte für die Ausgaben einige Erklärungen parat. So meinte er etwa, dass seine Freundin die Ferien in Dubai bezahlt habe. Die Rolex wiederum habe er mit Onlinecasino-Gewinnen von bis zu 15'000 Franken jährlich und mit Geburi-Geld gekauft. Belege konnte er dafür aber keine liefern.

«Von Geldgier angetriebene, nicht unerhebliche kriminelle Energie»

Das Bundesstrafgericht bezeichnete diese Aussagen des Beschuldigten in seinem Urteil als «Schutzbehauptungen». «Gemäss den allgemein bekannten Wahrscheinlichkeitsstatistiken sind bei Casinospielen die Verlustchancen erheblich grösser als die Gewinnchancen».

Der Richter stellte beim Beschuldigten «eine von Geldgier angetriebene, nicht unerhebliche kriminelle Energie» fest. Seine Vorgehensweise zeuge ausserdem von einer «gewissen Raffinesse», heisst es weiter. Schliesslich sei das Öffnen und Wiederverschliessen der Briefsendungen postintern nicht aufgefallen.

In einem gemischten Urteil wurde der Beschuldigte wegen gewerbsmässigen Diebstahls und Verletzung des Postgeheimnisses verurteilt. Ihm wurde eine bedingte Freiheitsstrafe von zwölf Monaten und eine bedingte Geldstrafe von 40 Tagessätzen à 200 Franken auferlegt. Den Geschädigten muss er 41'000 Franken zurückzahlen. Vom Diebstahl der vierten Bargeldsendung mit 4'200 Franken Inhalt wurde er jedoch freigesprochen.

Gegen dieses Urteil hat er Berufung eingelegt.

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