Zürich Marathon gibt Daten an Versicherung weiter – Kritik
Der Zürich Marathon gibt Läufer-Daten im Rahmen von Sponsoring-Deals weiter – auch an einen Versicherer. Das sorgt für Kritik. Beim GP Bern ist dies tabu.
Das Wichtigste in Kürze
- Rund um den Zürich Marathon entfacht eine Diskussion um Läufer-Daten.
- Die Veranstalter geben Name, Adresse und Co. im Rahmen von Deals an Sponsoren weiter.
- Das sorgt für Kritik – auch weil einer der Sponsoren ein grosser Versicherer ist.
- Rechtlich bewegt sich der Zürich Marathon zwar im grünen Rahmen. Aber ...
«Wie es aussieht, ist der Zürich Marathon ein ‹Heimlifeiss›, was Daten angeht!» – «Da gehe ich lieber in den Wald rennen.» – «Dreist, es haut mir den Nuggi raus!»
Gut zwei Monate vor dem Zürich Marathon entfacht auf Reddit eine hitzige Diskussion über Datenschutz beim grossen Sport-Event. Rund 16'000 Läufer werden am 13. April erwartet.
Was für rote Köpfe sorgt: Der Zürich Marathon gibt die personenbezogenen Daten auf Anfrage an Sponsoren weiter.
Kritisiert wird vor allem die sogenannte Opt-out – heisst in diesem Fall: Wer die Daten-Weitergabe nicht per E-Mail verbietet, wird schon bald Werbeanrufe und Sponsoren-Briefe zugesandt bekommen.
Zürich Marathon: Darum geben wir die Läufer-Daten weiter
Beim Zürich Marathon ist man sich bewusst, dass das Vorgehen nicht allen passt. «Wir nehmen die Bedenken aus der Community ernst», sagt Sprecherin Sebastienne Müller auf Anfrage.
Der Zürich Marathon gibt Daten wie Name, Adresse und Telefonnummer im Rahmen von Sponsoren-Deals weiter.
«Sponsoring ist eine essenzielle Unterstützung für unsere Veranstaltung. Eine Datennutzung zu Werbezwecken kann Teil des Pakets sein. Diese Regelung besteht seit mehreren Jahren.»
Datenschützer: «Nicht unproblematisch»
Trotz Kritik: Aus datenschutzrechtlicher Sicht bewegt sich der Zürich Marathon im grünen Rahmen.
Das bestätigt Katja Zürcher, Sprecherin der Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten.
Es bestehe ein «Widerspruchsrecht», zudem handle es sich nicht um «besonders schützenswerte Personendaten».
Dominika Blonski, die Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich, sagt aber: «Diese Form der Einwilligung ist nicht unproblematisch.»
Läufer müssen «aktiv widersprechen»
Es komme die sogenannte Ungewöhnlichkeitsregel zur Anwendung. Diese besagt, dass ein unerfahrener Vertragspartner ungewöhnlichen Klauseln nicht automatisch zustimmt. Auch, wenn er die AGB als Ganzes akzeptiert.
Der Zürich Marathon unterstreicht:
«Die Daten-Weitergabe wird nicht nur in unserem Reglement auf der Website erwähnt. Sondern auch direkt bei der Anmeldung – klar ersichtlich und ohne versteckte Links. Zudem können alle Teilnehmenden der Weitergabe aktiv widersprechen.»
Der GP Bern will nicht wie der Zürich Marathon sein
Eine solche Diskussion ersparen will man sich hingegen in der Hauptstadt. Beim Grand Prix Bern laufen jeweils sogar rund 30'000 Hobby- und Spitzen-Athleten mit. Sponsoring-Deals wie in Zürich sind hier aber tabu.
«Die Daten der Läufer werden bewusst nicht an Sponsoren weitergegeben», erzählt Geschäftsleiterin Livia Stämpfli. Dafür verzichte man auch auf Geld.
Die Berner wollen kein Sponsoren-Geld für Daten
«Wir sind uns bewusst, dass diese Daten für Sponsoren von grossem Interesse und entsprechend lukrativ sein könnten. Dennoch verfolgen wir klar die Linie, dass die Weitergabe von Teilnehmenden-Daten für uns nicht infrage kommt.»
In Bern will man nicht, dass dasselbe passiert wie in Zürich ...
«Eine Weitergabe der Daten an Sponsoren könnte das Vertrauen der Teilnehmenden in unsere Veranstaltung gefährden. Dies könnte nicht nur langfristig negative Auswirkungen auf die Durchführung haben. Sondern auch das Ansehen des GP Bern schädigen.»
Grosser Versicherer bekommt Läufer-Namen in Zürich
Beim Zürich Marathon gibt nicht nur zu reden, DASS die Daten weitergegeben werden. Sondern auch an WEN.
Ein einziger Sponsor hat das Recht, dass er auch die Telefon-Nummern der Läufer für Anrufe nutzen darf: Die Gesundheitsorganisation Swica sponsert den Zürich Marathon seit 2018.
«Als Sponsor erwerben wir dabei bestimmte Werberechte und Leistungen. Die Daten sind aber keine Bedingung an ein solches Sponsoring, sondern lediglich ein Bestandteil des Leistungspakets», sagt Swica-Direktionsmitglied Oliver Steimann.
Die Daten der Läufer würden verwendet, «zur Information über gesundheitliche Aspekte rund um den Laufsport und Vorteilsangebote».
Die Informationen würden gelöscht, wenn kein Kontakt stattfindet «oder dies seitens Kunde gewünscht wird».
Das sagt Zürich Marathon zur Daten-Abgabe an Versicherer
Sponsoring-Pakete seien individuell gestaltet, sagt Müller vom Zürich Marathon. Heikel findet sie die Weitergabe an «Gesundheitspartner» Swica nicht.
Müller beruhigt: «Es handelt sich um personenbezogene, aber nicht um sensible Gesundheitsdaten. Die Daten dürfen ausschliesslich für Werbezwecke genutzt werden. Sie geben keinen Einblick in medizinische Informationen oder Gesundheitsprofile.»