Beiz wird unter Denkmalschutz gestellt – Besitzer hässig
Das Restaurant Widenbad in Männedorf ZH steht neu unter Denkmalschutz. Die Eigentümer sind nicht einverstanden und legen Rekurs ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gemeinde Männedorf hat das Restaurant Widenbad unter Denkmalschutz gestellt.
- Ein Fachgutachten verweist auf den historischen und baulichen Wert des Gebäudes.
- Die Erbengemeinschaft hat Rekurs eingelegt und hofft auf Gespräche mit der Gemeinde.
Dieser Entscheid der Gemeinde Männedorf stösst bei den Besitzern des Restaurants Widenbad auf wenig Begeisterung: Wie aus einer öffentlichen Verfügung von Ende Dezember hervorgeht, hat die Behörde das beliebte Ausflugslokal unter kommunalen Denkmalschutz gestellt.
Die Eigentümer – eine Erbengemeinschaft – haben sich lange gegen diesen Schritt gewehrt. Ironischerweise lösten sie diese Entwicklung jedoch selbst aus, wie die «Zürichsee-Zeitung» berichtet.
Was ist passiert?
2019 planen die Eigentümer Umbauarbeiten: Sie reichen einen Bauantrag für erweiterte Toilettenanlagen und eine Überdachung an der Ostseite des Gebäudes ein.
Dies führt dazu, dass die Gemeinde eine Untersuchung zum Denkmalschutz einleitet. Sie will klären, ob das Anwesen aus dem frühen 19. Jahrhundert schützenswert ist.
Unerlaubte Umbauten führen zu Konsequenzen
Nachdem sie von dieser Untersuchung erfahren, ziehen die Eigentümer ihren Bauantrag zurück.
Sie fordern das Ende des Verfahrens zur Klärung des Denkmalschutzes. Trotzdem führen sie im Inneren des Gebäudes einige Umbauarbeiten durch – ohne einen Bauantrag einzureichen.
Das wird im Frühjahr 2022 während einer Kontrolle der kommunalen Feuerpolizei entdeckt.
Später stellt sich heraus, dass die Eigentümer bereits zwei Jahre zuvor Umbauten vorgenommen haben, ebenfalls ohne Baugenehmigung.
Kanton und Gemeinde bewilligten Bauarbeiten nachträglich
All dies geschieht vor der Übernahme des Restaurants durch die aktuellen Pächter. Sie haben mit den unbewilligten Umbauarbeiten also nichts zu tun.
Und: Die kantonale Baudirektion und der Gemeinderat haben nachträglich die unrechtmässigen Bauarbeiten genehmigt, wie aus der Verfügung hervorgeht.
Doch damit ist die Sache nicht erledigt: Trotz Widerstand der Eigentümer treibt die Gemeinde den Denkmalschutz des Hauses voran. Ende 2023 lässt sie einen Entwurf für einen Schutzvertrag erstellen.
Dann kommt das Verfahren zum Erliegen – ein ganzes Jahr lang passiert nichts. Laut Protokoll des Gemeinderats verzögert die Gemeinde den Prozess absichtlich.
Auch vonseiten der Erbengemeinschaft gibt es keine Kontaktaufnahme zur Gemeinde mehr. Trotzdem wird das Haus überraschend Ende Dezember unter Schutz gestellt.
Erben legen Rekurs ein
Die Begründung: Laut Gemeinde hat das Haus einen «hohen wirtschafts-, industrie- und sozialhistorischen und räumlichen Wert».
Das Fachgutachten enthüllt eine lange Geschichte, in der das Gebäude als Kurhaus mit Bädern diente. Auch wurden darin Seidenraupen für die Textilindustrie gezüchtet.
Die Erbengemeinschaft hat beim Baurekursgericht Rekurs gegen den Denkmalschutz eingelegt. Zu diesem Thema äussert sie sich aktuell nicht weiter.