Nach Patrizia Laeri: Weitere SRF-Mitarbeitende melden Belästigung
Zürich 11.02.2023 - 04:12
Nach Patrizia Laeri melden weitere SRF-Mitarbeitende Belästigung. Die Mediengewerkschaft SSM fordert Änderungen in der Führungskultur.
Das Wichtigste in Kürze
- Weitere SRF-Mitarbeitende melden Belästigungsfälle beim SRF.
- Das öffentlich-rechtliche Fernsehen will die Vorwürfe untersuchen.
- Die Mediengewerkschaft fordert auch, dass die Firmenkultur geändert wird.
Die Belästigungsvorwürfe von Anuschka Roshani (57) gegen Finn Canonica, ehemaligen Chefredaktor des Tamedia-«Magazin», brachte den Stein ins Rollen. Patrizia Laeri (45) verlieh ihm dann weiteren Schub: In ihrem Portal «ElleXX» berichtet sie, dass sie als Praktikantin beim SRF belästigt worden sei. Sie habe den Täter nicht gemeldet, er sei noch heute in leitender Funktion beim Schweizer Radio und Fernsehen. Sein Verhalten habe er nicht geändert.
Doch bei Laeris Vorwürfen ist es nicht geblieben: Mehrere weitere SRF-Mitarbeitende haben sich mit Belästigungs-Anschuldigungen bei der Mediengewerkschaft SSM gemeldet, wie «watson» berichtet. Wie viele Personen sich gemeldet oder was sie berichtet hätten, teilt das Schweizer Syndikat Medienschaffender aus Vertraulichkeitsgründen nicht mit. Bei gewissen Fällen liege aber «nicht tolerierbares Verhalten» vor.
Das SSM erwartet nun, dass es eine Untersuchung zu den Vorwürfen gibt. Es müsse geschaut werden, warum die Fälle nicht ans HR gelangten – «und falls doch, warum keine Konsequenzen gezogen wurden».
Das SRF hat nach dem Bericht von Patrizia Laeri mit der ehemaligen langjährigen Mitarbeiterin gesprochen. Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden, wie der HR-Leiter sagte. Die Vorfälle würden nach einem klar definierten Prozess aufgearbeitet.
Die Mediengewerkschaft SSM, die auch Sozialpartnerin des SRF ist, fordert grundlegende Änderungen an der Führungs- und Unternehmenskultur. Belästigungen würden meist von Vorgesetzten an unterstellten Mitarbeitenden ausgeübt werden. Es handle sich um Machtmissbrauch. Mit den Änderungen solle der Machtmissbrauch verunmöglicht und das Vertrauen in die Führungsetage wiederhergestellt werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass das öffentlich-rechtliche Schweizer Fernsehen wegen Belästigungs-Vorwürfen in den Schlagzeilen steht: 2020 enthüllte «Le Temps» Mobbing und sexuelle Belästigung beim RTS. Die SRG hat damals mit dem SSM ein Reglement zum Schutz der persönlichen Integrität ausgehandelt und Massnahmen eingesetzt.