Zürich: Crack-Süchtige vor Kita – jetzt soll Lösung her

Eine neu entstandene Crack-Szene sorgt im Kreis-4-Quartier um die Bäckeranlage für Unruhen. Die Stadt sucht nach einer Lösung.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Drogensituation bei der Zürcher Bäckeranlage im Kreis 4 spitzt sich zu.
- Eine neu entstandene Szene von Crack-Konsumenten sorgt für Unruhe bei Anwohnern.
- Die Stadt sucht nach einer Lösung – Politiker wollen Anlaufstellen für Auswärtige öffnen.
Im Zürcher Kreis 4 sorgt eine neu entstandene Szene von Crack-Konsumenten für Unruhe. Eine Frau, die an der Kernstrasse wohnt, erzählte Ende Juli gegenüber «Tsüri.ch» von ihren dramatischen Beobachtungen: «In den letzten vier Nächten war es extrem laut. Jemand hat geschrien, dann manisch gelacht – vielleicht wegen einer Psychose.»
Auch ein am Dienstag erschienener Artikel der «Tamedia»-Zeitungen berichtet nun von alarmierenden Szenen. Süchtige würden Drogen schon am Morgen vor dem Schulhof konsumieren. Laut den Anwohnern habe sich eine kleine, aggressive Szene gebildet, die auch Unbeteiligte bedrohe.
Anwohner und Gewerbetreibende im Quartier neben der Bäckeranlage seien verzweifelt. Eltern, deren Kinder eine Kita in der Nähe besuchen, würden sich einen Wechsel überlegen. Eine Person fasst die Stimmung zusammen: «Es reicht, etwas muss geschehen!» In dringlichen Appellen richteten sich Anwohnende und die Elternschaft deshalb ans Zürcher Sozialdepartement.
Doch wie lässt sich das Problem lösen?
Die Stadt Zürich steht vor einem Dilemma. Die drei bestehenden Kontakt- und Anlaufstellen (K&A) für Drogenabhängige arbeiten bereits an ihren Kapazitätsgrenzen. Ausserdem besteht laut dem Sozialdepartement ein Teil der Herausforderung darin, dass ein Grossteil der Szene aus Personen bestehe, die nicht in der Stadt Zürich gemeldet sind. Da die städtischen K&A nur für Zürcher zugänglich sind, bleibt diesen Auswärtigen nur die Strasse.
Öffnung der Anlaufstellen für Auswärtige?
Um die angespannte Situation zu entschärfen, fordern Politiker, darunter der FDP-Gemeinderat Roger Suter, die Öffnung der Anlaufstellen für Nicht-Zürcher. Ein solches Postulat soll in der kommenden Gemeinderatssitzung eingereicht werden.
Es soll geprüft werden, welche Auswirkungen eine solche Massnahme auf die Quartierssicherheit hätte und wie die Kosten zwischen Stadt, Kanton und den Herkunftsgemeinden aufgeteilt werden könnten. Die Zürcher SP steht dieser Prüfung «grundsätzlich positiv» gegenüber.
Das Sozialdepartement ist jedoch skeptisch, was die Öffnung der Anlaufstellen angeht. Ein Pilotversuch im Jahr 2024 zeigte, dass eine Öffnung für Auswärtige kurzfristig nicht zur Entlastung des öffentlichen Raums führte.
Eine klare Zuständigkeit der Wohnsitzgemeinde sei zudem eine der «grossen Errungenschaften der Schweizer Drogenpolitik» nach den Erfahrungen am Platzspitz und am Letten, heisst es. Das Sozialdepartement befürchtet eine «Sogwirkung», wenn die Anlaufstellen für alle geöffnet würden.
Eine neue Anlaufstelle als Lösung?
Die Stadt plant den Ausbau ihrer Infrastruktur und kündigt die Suche nach einem vierten K&A-Standort an. Allerdings sei das kein leichtes Unterfangen, da ein neuer Standort sowohl zentral liegen als auch vom Quartier quartierverträglich ausgestaltet sein müsse.
Neben der Verstärkung von bisherigen Mitteln zeichnet sich bis jetzt aber in Bezug auf die sich bildende Drogenszene im Kreis 4 keine konkrete Lösung ab. Das Sozialdepartement und das Sicherheitsdepartement würden gemeinsam an zusätzlichen Massnahmen zur Entlastung des öffentlichen Raums arbeiten, heisst es.
Während die Stadt nach einer langfristigen Lösung sucht, spitzt sich die Lage für die Anwohner zu. Sie fordern schnelles Handeln. Eine Bürgergruppe namens „Aktion zum Anker“ hat in der Nachbarschaft Flugblätter verteilt, die Kontaktdaten der Behörden enthalten. Am 26. August lädt die Stadtverwaltung zu einem Austausch ein, um das Problem zu besprechen.