Stadt Zürich

Zürcher Sugus-Wohnungen könnten fürs Doppelte neu vermietet werden

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Zürich 06.12.2024 - 06:38

Die Massenkündigung in den Sugus-Häusern in Zürich schlägt hohe Wellen. Nach der Sanierung könnten die Wohnungen wohl um ein Vielfaches teurer vermietet werden.

Häuser
In diesem Zürcher Quartier (gleich neben den Gleisen beim HB) haben über 200 Menschen die Kündigung erhalten. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 200 Bewohner müssen bis Ende März 2025 die Sugus-Häuser verlassen.
  • Die Verwaltung wird die sanierten Wohnungen wohl deutlich teurer vermieten können.
  • Ein Mieter, der sich auskennt, betont derweil, dass eine Sanierung gar nicht nötig wäre.

Über 200 Menschen werden wegen einer Sanierung aus den Sugus-Häusern in Zürich geworfen. Laut der Verwaltung ist es «unzumutbar», in den Wohnungen zu leben.

Von einem Tag auf den anderen flattert den 100 Parteien die Kündigung in den Briefkasten. Ende März 2025 müssen sie ausziehen.

Brisant: Bewohner Edwin arbeitet selbst im Baugewerbe – er findet Sanierungen gar nicht nötig, wie er zu Nau.ch sagt (Video unten). «Es sind Top-Wohnungen in Top-Zustand.»

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Mieter Edwin lebt in den «Sugus»-Häusern. Dass seine Wohnung saniert wird, kann er nicht verstehen. - Nau.ch/Nico Leuthold

Er hegt also Zweifel an der Begründung der Verwaltung.

Mieterin zahlte vor Rauswurf 3000 Franken – neue Partei 4500

Der böse Verdacht: Gentrifizierung. Ein solches Müsterli ist der bereits bekannte Fall von Yvonne Kunz. Sie wohnte 20 Jahren im Zürcher Blüemliquartier.

Vor zwei Jahren jedoch meldete die Vermieterin Eigenbedarf an und Kunz musste ausziehen. Die Vermieterin zog dann aber nicht ein, das Haus wurde stattdessen neu vermietet.

Kunz hatte für das Haus 3000 Franken Miete bezahlt, die neue Partei 4500.

Sogar kleinere Wohnungen kosten bis doppelt so viel

Auch im Sugus-Quartier könnten die Besitzer von neuen Parteien deutlich höhere Mieten verlangen. Davon ist Walter Angst vom Zürcher Mieterinnen- und Mieterverband Zürich, überzeugt.

Mieter Edwin zahlt für seine 4,5-Zimmer-Wohnung mit Parkplatz 2100 Franken. Das ist – vor allem im Zentrum Zürichs – wenig.

Bereitet dir die Wohnungsnot in der Schweiz Sorgen?

Der Zürcher Mieterinnen- und Mieterverband hat Miet-Zahlen vom Statistikbüro der Stadt zu etwas kleineren Wohnungen mit vier Zimmern.

Sogar für sie beträgt der Median in Industriequartieren wie dem Sugus-Quartier 2700 Franken. Heisst: Die Hälfte der Wohnungen ist teurer als 2700, die andere Hälfte billiger.

«Die erwähnten 2700 Franken sind realistisch – allerdings sind das Bestandesmieten. Bei Wohnungsangeboten dürften die Mieten im Kreis 5 höher liegen», sagt Angst.

Ihm zufolge zahlen im Industriequartier 25 Prozent der 4-Zimmer-Wohnungs-Mieter über 3528 Franken. 10 Prozent zahlen sogar 4203 Franken.

Kurz: Sogar für kleinere Wohnungen als die von Edwin kann in Zürcher Industriequartieren bis zu doppelt so viel verlangt werden.

Mieter müssen für vergleichbare Wohnungen Zürich wohl verlassen

Um eine vergleichbare Wohnung zum aktuellen Preis von 2100 Franken zu finden, müsste der Mieter Zürich wohl verlassen.

«Auf dem Land und allenfalls in der Region Winterthur findet man noch 4-Zimmer-Wohnungen, die 2100 Franken kosten», sagt Angst.

Sucht man auf Immoscout nach einer 4.5-Zimmer-Wohnung im Industriequartier, erscheinen momentan drei Suchergebnisse.

Suchst du derzeit eine Wohnung?

Und tatsächlich: Die billigste Wohnung davon gibt es für 3300 Franken.

Es liegt also auf der Hand, dass die sanierten Sugus-Wohnungen deutlich teurer vermietet werden können.

Verwaltung zeigt «bittere Wahrheit»

Nichtsdestotrotz hält die Verwaltung, die Allgood Property, an der «Unzumutbar»-Begründung für die Kündigungen fest.

Auf ihrer Webseite hat sie am Mittwoch Fotos veröffentlicht, die deutlich anders aussehen als die Nau.ch-Aufnahmen aus Edwins Wohnung.

Dazu schreibt sie: «Die bittere Wahrheit ...».

Übrigens: Die Nachricht der Massenkündigung hat auch bei den Nachbarn im Quartier grosse Sorgen ausgelöst. «Ich habe jetzt Angst, dass es uns allen passieren könnte», sagte eine Anwohnerin gestern Mittwoch zu Nau.ch.

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