Wasser für 11 Franken: Winterthurer Beiz-Gast schäumt

Ein Gast isst im Restaurant National in Winterthur Znacht. Für einen Liter Wasser muss er 11 Franken hinblättern. Den Preis erfährt er erst auf der Quittung.

Das Wichtigste in Kürze
- Für einen Liter Mineralwasser verlangt das Restaurant National in Winterthur elf Franken.
- Gast Andreas Jetzer beschwert sich beim Kellner – er findet den Preis eine Frechheit.
- Der Restaurant-Besitzer verteidigt den Preis. Er orientiere sich an Branchenstandards.
Als die Quittung kam, traute Andreas Jetzer seinen Augen nicht.
«Elf Franken kostete das Mineralwasser – eine absolute Frechheit!», empört er sich gegenüber Nau.ch. Dabei handelte es sich um einen Liter Mineralwasser der Marke San Pellegrino.
Aufgetischt bekamen Jetzer und seine Partnerin das teure Blöterliwasser am 19. März im Restaurant National in Winterthur.
Die Getränkekarte habe der Kellner ihnen bei der Bestellung gar nicht angeboten, sagt Jetzer. Dieser habe gefragt, ob sie Wasser bestellen wollten.
«Natürlich dachten wir nicht daran, extra nach dem Preis zu fragen.» Mineralwasser sei schliesslich kein Champagner.
Bei Wasser hört sein Verständnis auf
Beim Bezahlen beklagte sich Jetzer über den hohen Preis der Flasche Wasser. Auch habe er den Kellner gefragt, ob er der einzige Gast sei, der sich daran störe. «Darauf verneinte der Kellner.»
Mit dem Chef habe er nicht sprechen können, sagt der Gast. Laut dem Kellner sei dieser schon gegangen.
Der 60-jährige Kaufmann betont, dass er kein Rappenspalter sei. «Meine Partnerin und ich gehen gerne gut essen und scheuen den Preis dafür nicht», sagt Jetzer. Aber beim Blöterliwasser höre es auf.
Halber Liter Wasser koste auch fünf Franken
Jetzer machte seinem Ärger in einer lokalen Facebook-Gruppe Luft. Dort fallen die Reaktionen unterschiedlich aus.
Manche User bezeichnen den Preis als «Abriss», «Frechheit» oder «unverschämt». Viele verteidigen den Preis aber. So halten sie elf Franken nicht für abwegig, da ein halber Liter meist bereits fünf Franken kostet.
Andere User sind der Meinung, dass dies «halt Restaurantpreise» seien.
«Nehmen Anmerkung gerne auf»
Die Getränkekarte, die auf der Website des Restaurants publiziert ist, bestätigt den Preis. Der halbe Liter San Pellegrino kostet sechs Franken, der Liter 11 Franken. Dasselbe gilt für das Wasser der Marke Acqua Panna.
Das Restaurant National gehört zur Bindella-Gruppe. «Wir verstehen, dass die Preisgestaltung von Wasser ein Thema sein kann», sagt Gastronom Rudi Bindella auf Anfrage. Die Preise würden sich an den Standards der Branche orientieren.
Die Preise spiegeln laut Bindella zudem «die hohe Qualität» der Produkte, den Service und das besondere Ambiente wider. Dies wollten sie ihren Gästen bieten.
In seinem Restaurant sei es üblich, die Auswahl auf den Getränkekarten auf persönliche Weise näherzubringen, sagt Bindella. So wolle das Unternehmen sicherstellen, dass jeder Gast eine individuelle Empfehlung erhalte.
Auf die Kritik, dass der Kellner die Getränkekarte nicht angeboten habe, reagiert Bindella offen. «Wir nehmen die Anmerkung gerne auf, um unseren Service weiterhin zu optimieren», so der Gastronom.
Beiz-Verband: Transparenz wichtig
Der Verband Gastrosuisse macht darauf aufmerksam, dass das Ausschenken von Leitungs- und Tafelwasser eine gastgewerbliche Leistung sei. Für diese entstünden Kosten.
Die Serviceangestellten müssten für ihre Leistungen bezahlt werden, sagt Mediensprecher Patrik Hasler-Olbrych. «Das Personal spült das Glas.» Der Gast halte sich während der Konsumation im Lokal auf, für das Miete, Strom- und Heizkosten anfielen.
Es liege allerdings im Rahmen der unternehmerischen Freiheit, solche Aufwände dem Gast weiterzuverrechnen oder darauf zu verzichten. «Wichtig ist, dass der Preis gegenüber dem Gast transparent gemacht wird.»