Stadt Zürich

Veranstalter verbannen digitale Tickets - wegen Fälschern!

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Zürich,

Kein PDF, kein E-Mail, dafür teurer Postversand: Der Ticketkauf für ein Konzert in Zürich frustriert Fans. Der Veranstalter verteidigt das Vorgehen.

Digitale Tickets
Digitale Tickets boomen – doch für einige Konzerte gibt es nur noch physische Tickets. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Veranstalter verbannen digitale Tickets wegen Fälschern.
  • Auf Ticketcorner gibt es bei manchen Konzerten nur den teuren Postversand.
  • Der Grund: Unerlaubte Wiederverkäufe eindämmen.

Wenn er klimpert, strömen die Massen in die Konzerthalle: Der italienische Pianist und Komponist Ludovico Einaudi (70) ist ein Publikumsmagnet, unter anderem bekannt für seine Filmmusik für «Intouchables» (2011).

Am 14. Mai 2026 spielt er zwei Klavierkonzerte in der Tonhalle in Zürich.

Ludovico Einaudi
Der italienische Pianist und Komponist Ludovico Einaudi spielt 2026 zwei Konzerte in Zürich. - keystone

Auch Reddit-Bünzli «Mercatua» freut sich darauf. Doch der Ticketkauf sorgt für Frust. Auf der Plattform Ticketcorner kann sie die Billetts nämlich nicht als PDF runterladen oder sich als E-Mail schicken lassen.

Ticketcorner bietet nur den kostenpflichtigen Versand per Post an. Dieser kostet mindestens 6.90 Franken, per Express sogar 21.90.

Reddit
Eine Reddit-Userin ärgert sich, dass die Konzerttickets nicht digital zur Verfügung stehen. - Screenshot Reddit

Auf Reddit spricht sie von einer «offensichtlichen Geldmache», auf Nachfrage von Nau.ch von einer «Frechheit».

Ticketcorner: «Verdienen an Versand nichts»

Nau.ch fragt bei Ticketcorner nach. Dort will man vom Vorwurf der Geldmacherei nichts wissen.

Es sei immer die Entscheidung des Veranstalters, wie die Tickets bezogen werden dürfen.

Ticketcorner
So sehen physische Tickets bei Ticketcorner aus. (Symbolbild) - Ticketcorner

Ticketcorner ist dann für das Ticketing zuständig. «An den Versandgebühren verdienen wir nichts. Die Versandgebühr umfasst Ticketdruck, Verpackung, Versand, Personal- und Portokosten», stellt Sprecher Stefan Epli klar.

Veranstalter des Konzerts ist die Allblues Konzert AG. Sprecher Conrad Surber bestätigt gegenüber Nau.ch: «Ja, das ist korrekt. Wir als Veranstalter haben entschieden, für das Zusatzkonzert von Ludovico Einaudi in der Tonhalle Zürich nur Tickets per Postversand zuzulassen.»

Abzocker verkaufen Tickets teuer – und fälschen sie

Der Grund: Der Verkauf für das Haupt-Konzert am Abend startete eine Woche zuvor. «Bei diesem waren print@home und elektronische Tickets möglich. Dann war anschliessend gleich eine grosse Anzahl Tickets zu stark überteuerten Preisen auf Wiederverkaufsplattformen wie Viagogo und Tutti.ch zu finden.»

Heisst also: Viele der Tickets für das Einaudi-Konzert kauften keine Fans, sondern dreiste Wiederverkäufer, die das grosse Geschäft gewittert haben. Der illegale und überteuerte Wiederverkauf soll so eingedämmt werden.

Die offiziellen Tickets auf Ticketcorner kosteten zwischen 52 und 188 Franken. Mittlerweile werden sie auf anderen Plattformen für bis zu 380 Franken angeboten!

Die Wiederverkaufsplattform Viagogo steht seit Jahren in der Kritik wegen unlauteren Wiederverkaufspraktiken. Das Bundesgericht stellte etwa 2021 fest, dass Veranstaltungen teils fälschlich als «ausverkauft» dargestellt wurden, um künstlichen Kaufdruck zu erzeugen.

Als der Veranstalter den Verkauf für das Zusatzkonzert von Einaudi in Zürich startete, habe man dem vorbeugen wollen. «Indem man nur Postversand-Tickets zulässt, wird der Missbrauch schon mal stark eingeschränkt», so Surber.

Denn: «Die Wiederverkäufer haben das Ticket nicht sofort in ihren Händen und dürften somit eigentlich diese auch noch nicht gleich wiederverkaufen.»

Ausgedruckte Tickets sind schwieriger zu fälschen

Und weiter: «Ausserdem sind von Ticketcorner gedruckte Tickets viel schwieriger zu fälschen. Print@home-Tickets werden mit Photoshop gefälscht. Oftmals mehrfach ausgedruckt und dann mehrmals verkauft.»

Gehst du gerne an Konzerte?

Das Konzert von Ludovico Einaudi ist kein Einzelfall. Auf Reddit beklagen auch andere User, dass sie ihre Tickets nicht haben ausdrucken können.

Conrad Surber von der Allblues Konzerte AG erklärt: «Das ist inzwischen auch die übliche Praxis bei anderen Veranstaltern. Wenn es absehbar ist, dass das Konzert schnell ausverkauft werden wird.» Die Ticketplattformen haben darauf aber keinen Einfluss.

Praxisänderung nach Besitzerwechsel

Doch das dürfte sich bald ändern. Allblues wurde nämlich kürzlich von der Bierhübeli-Familie – bekannt für das Konzertlokal in Bern – übernommen. Mit der Übernahme würden auch alle bestehende Verträge überprüft – darunter auch jener mit Ticketcorner.

Damit soll offenbar auch die Ticketpraxis überdacht werden. «Uns ist wichtig, den Besuchenden eine faire und zeitgemässe Ticketlösung anzubieten», betont der neue CEO Dave Naef gegenüber Nau.ch.

Und: «Wir werden deshalb die ‹print@home›-Option anbieten und die entsprechenden Anpassungen vornehmen», so Naef. Mit Ticketcorner stehe man bereits in Kontakt, um solche Punkte zu klären und künftig zu vermeiden.

Festival-Ticket mit QR-Code ins Netz gestellt – geklaut

Grundsätzlich gilt: Digitale Tickets bergen immer auch Risiken.

Bereits ein Foto mit sichtbarem QR-Code kann zum Missbrauch führen. Nau.ch berichtete von Fällen, in denen Codes aus Online-Inseraten kopiert und ohne Bezahlung genutzt wurden.

Viele unterschätzen die Gefahr, warnt die schweizerische Kriminalprävention. Ein einmaliger Code kann bei Weitergabe oder Veröffentlichung von Dritten eingelöst werden. Online-Ticketbetrug betrifft alle Altersgruppen.

Die Polizei rät Betroffenen im Falle eines Betrugs, Kontakt mit dem Veranstalter aufzunehmen sowie Anzeige zu erstatten.

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