Stadt Zürich

Universität Zürich: Studis kritisieren teure Pflichtlektüre

Gerry Reinhardt
Gerry Reinhardt

Zürich,

Ohne Buch keine Prüfung? Studierende beklagen hohe Kosten für Pflichtlektüren. Besonders an der Universität Zürich sorgt das für Ärger.

Universität Zürich
Studierende an der Universität Zürich klagen über teure Bücher, die sie für ihre Kurse kaufen müssen. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Studierende kritisieren versteckten Bücherzwang an Schweizer Unis.
  • Teilweise müssen eigene Werke der Dozenten gekauft werden.
  • In Bibliotheken fehlen häufig genügend Exemplare.
  • Universitäten betonen: Ein Kaufzwang bestehe offiziell nicht.

Kurz nach dem Semesterstart kam es an der Universität Zürich bei den Rechtswissenschaften zu ungewöhnlichen Modulwechseln. Dutzende Studierende entschieden sich plötzlich gegen einen Dozenten und für einen anderen.

Wie Studierende Nau.ch berichten, wählen sie ihre Dozierenden nicht nur nach ihrer Erklärweise aus. Sondern auch danach, wie teuer die Bücher sind, die sie empfehlen.

In diesem Fall vermittelten beide denselben Stoff, doch ihre Pflichtlektüre war unterschiedlich teuer. Besonders umstritten ist, dass einige Dozierende ihre eigenen Werke zur Pflichtlektüre erklären.

Studis verstecken Bibliothek-Bücher

In den Bibliotheken stehen zwar Exemplare zur Verfügung, doch häufig sind sie nicht ausleihbar. «Oder andere Studierende verstecken sie absichtlich, um Konkurrenz auszuschalten», wie eine Studentin Nau.ch erzählt.

Das Resultat: Ein faktischer Bücher-Kaufzwang.

Bereits 2019 berichtete die Studierendenzeitung N'jus, dass Studierende jährlich über 500 Franken für Pflichtlektüre ausgeben. Die geschilderten Probleme scheinen also nicht neu und sind offenbar bis heute ungelöst.

Universität Zürich und Co. kennen eigentlich keine Kaufpflicht

Auf Anfrage von Nau.ch betont die Universität Zürich, dass es keine offizielle Kaufpflicht für Bücher oder Skripte gebe.

«Die Zulassung zur Prüfung ist in der Studienprogramm-spezifischen Rahmenverordnung geregelt», teilt die Rechtswissenschaftliche Fakultät mit.

Die Universität Zürich meint damit: Es gibt zwar keine Regel, die den Kauf zwingend vorschreibt.

Aber wer zur Prüfung will, muss bestimmte gedruckte Hilfsmittel mitbringen. Digitale Geräte sind bei den meisten Prüfungen verboten. Günstigere E-Books zählen also nicht.

Ein Fall: E-Book nur mit Kaufnachweis des gedruckten Buchs

Gerade in der Rechtswissenschaft gilt: Ohne gedruckte Gesetzestexte geht nichts. In anderen Fächern, etwa den Altertumswissenschaften, sind E-Books möglich. Manchmal jedoch nur nach dem Kauf des gedruckten Buchs.

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Chiara Dobler beschwert sich über den Pflicht-Kauf eines Lateinbuchs, das sie eh nur online braucht. - Tiktok / @chiaradobler

Dies zeigt ein Fall einer Tiktokerin, die erst nach Vorlage des gekauften Buches Zugriff auf das E-Paper erhalten hat.

Die Universität Zürich erklärt dazu: Der Dozent habe aus urheberrechtlichen Gründen nur Studierenden mit Kaufnachweis den Zugang zum Scan gewährt.

Ein Vorgehen, das Fragen aufwirft. Denn das Buch könnte nach dem Vorzeigen problemlos wieder verkauft werden.

Uni Basel und Bern kennen keine Bücher-Kaufpflicht

Auch die Universitäten Basel und Bern distanzieren sich von einer formellen Kaufpflicht. Für Lehrbücher, Kommentare oder Skripte bestehe keine Verpflichtung, erklärt Christopher Geth. Er ist Studiendekan der Juristischen Fakultät an der Uni Basel.

Allerdings seien Gesetzestexte bei Prüfungen zwingend in Papierform mitzubringen.

Wie gehst du mit teurer Pflichtlektüre im Studium um?

An der Uni Bern heisst es, Studierende dürften ihre Lehrmittel selbst wählen. Dennoch werde empfohlen, eine Neuauflage eines juristischen Lehrwerks zu kaufen und das gleich zu Beginn des Studiums.

Und doch gibt es einen Bücherzwang

Die Unis beschwichtigen, doch der Alltag der Studierenden sieht oft anders aus. Sie sprechen von einem indirekten Zwang, Bücher zu kaufen.

Nicht nur, weil sie sonst im Unterricht Nachteile hätten, sondern auch, weil die Prüfungsformate auf diese Lektüren ausgerichtet seien.

Ein digitales PDF nützt nichts, wenn bei der Prüfung nur gedruckte Gesetzestexte erlaubt sind.

Jetzt schaltet sich der Studierendenverband ein

Auch der Verband der Studierenden der Universität Zürich (VSUZH) bestätigt das Problem.

«Wenn für das Bestehen eines Kurses der Erwerb teurer Literatur faktisch nötig ist, benachteiligt dies Studierende mit weniger finanziellen Mitteln.»

Liest du Bücher?

Besonders in der Rechtswissenschaft werde das Thema regelmässig diskutiert. Aber auch Studiengänge wie Medizin seien betroffen, wie der Studierendenverband (VSUZH) gegenüber Nau.ch bestätigt.

Und: Das Thema ist inzwischen offiziell auf dem Tisch. «Es wird aktuell in der Bibliothekskommission der Uni Zürich besprochen, in der auch der VSUZH Einsitz hat.»

In dieser Kommission wird unter anderem entschieden, welche Lehrmittel in welcher Form zur Verfügung stehen.

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