Stadt Zürich

Tierfreundliche SVP-Politikerin macht Katzenlobby fassungslos

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Der Nationalrat lehnt eine Chip-Pflicht für Katzen ab. Auch SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel stimmte Nein. Eine Tierschutzorganisation hat kein Verständnis.

Katzen
SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel machte bei der Chip-Pflicht für Katzen einen Rückzieher. - zVg.

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel unterzeichnete den Vorstoss für eine Katzen-Chip-Pflicht.
  • Dennoch stimmte sie dagegen.
  • «Die Parteihörigkeit scheint riesig bei der SVP», empört sich die Präsidentin von Netap.

Katzen sollen weiterhin ohne Chip herumstreifen können. Am Dienstag hat der Nationalrat einen Vorstoss abgelehnt, der eine Chip-Pflicht für Katzen fordert. Grünen-Nationalrätin Meret Schneider reichte den Vorstoss ein.

Über 25 Nationalrätinnen und -räte vor allem von Grünen, SP und Mitte unterzeichneten den Vorstoss. Nina Fehr Düsel tanzte als SVP-Nationalrätin aus der Reihe.

Ihr Herz für Tiere bewies sie bereits. Dies etwa in Form von Vorstössen für ein Verbot von Echtpelz-Importen. Auch setzte sie sich in Zürich für ein Aludosen-Pfand zum Schutz der Kühe auf den Wiesen ein. In der Primarschule startete die Zürcherin zudem eine Petition gegen Delfinarien in der Schweiz.

Doch am Dienstag folgte der Rückzieher. Auch Fehr Düsel wollte plötzlich nichts mehr von einer Chip-Pflicht wissen.

«Auf mich wurde kein Druck ausgeübt»

«Die Parteihörigkeit scheint riesig bei der SVP», empört sich Esther Geisser gegenüber Nau.ch. Sie ist Präsidentin der Tierschutzorganisation Network for Animal Protection (Netap). «Ich bin langsam echt fassungslos, wie viel Ignoranz gegenüber dem Tierelend in unserem Land herrscht.»

Braucht es eine Chip-Pflicht für Katzen?

Nina Fehr Düsel führt ihren Meinungsumschwung auf Anfrage aus. «Auf mich wurde kein Druck ausgeübt», sagt sie. Aber sie wisse auch, dass die Partei eine Chip-Pflicht ablehne.

Bei der Abstimmung habe sie gesehen, dass es nicht auf wenige Stimmen ankomme, so Fehr Düsel. Die Differenz habe bei 28 Stimmen gelegen. «Deshalb beschloss ich, nicht zuzustimmen.»

Es werde bereits viel gemacht

Den Vorstoss von Meret Schneider unterzeichnete Fehr Düsel mit, weil sie «gewisse Sympathien» dafür hatte. Später habe sie sich eingehender mit der Thematik befasst.

«Da wurde mir klar, dass betreffend Chippen von Katzen bereits viel auf freiwilliger Basis passiert.» Auch würde ein Obligatorium viel Aufwand bedeuten. Die Streunerkatzen wären laut der SVP-Nationalrätin auch nicht wirklich erfasst.

Die Nationalrätin hält fest, dass ihr Tierschutzanliegen aber wichtig blieben. Als Beispiel nennt sie das Importverbot von tierquälerischem Pelz.

«Sind ein Wegwerfartikel»

Esther Geisser hat kein Verständnis für den Meinungsumschwung. «Für die Mehrheit unserer Politiker sind Katzen ein Wegwerfartikel und das soll offenbar auch so bleiben», sagt sie resigniert. Dies habe der Nationalrat mit seinem Nein am Dienstag erneut bewiesen.

Unter anderem stört sie den Einwand, wonach bereits viele Haltende ihre Katzen freiwillig kastrierten.

Sie macht darauf aufmerksam, dass in der Schweiz über zwei Millionen Katzen leben. Nur 35 bis 40 Prozent davon seien registriert. «Dieser Anteil bedeutet für mich nicht, dass bereits ‹viel auf freiwilliger Basis› passiert.»

Auch widerspricht sie, dass eine solche Pflicht Kosten verursachen würde. Mit Anis verfüge die Schweiz bereits über die nötige Infrastruktur. «Sodass keine zusätzlichen Verwaltungsstrukturen aufgebaut werden müssen.» Die Registrationskosten trüge ohnehin der Halter.

Anis ist eine Datenbank, die sämtliche Haustiere registriert.

Ausgesetzte Katzen als Streunerproblem

Als «faule Ausrede» bezeichnet die Tierschützerin das Argument, streunende Katzen wären bei einer Chip-Pflicht nicht wirklich erfasst. «Nur etwa zehn Prozent der Katzen in der Schweiz sind tatsächlich herrenlos.» Mit einer Pflicht hätte man eine riesige Hebelwirkung, ist sie überzeugt.

«Ohne kann man so viele Katzen aussetzen, wie man will – niemand findet die Verantwortlichen.» Dabei seien ausgesetzte Katzen ein Teil des Streunerproblems.

Die Tierschützerin bedauert, dass sich die Schweiz nicht andere Länder zum Vorbild nimmt. In Deutschland beispielsweise schreiben über 2000 Städte und Kommunen das Chippen und Kastrieren für Katzen vor.

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