Stadt Zürich

Schweizer Technologie: Burger aus dem Labor

Swiss Engineering
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Zürich,

An der ETH stellen Forscher essbares Fleisch im Labor her, das sich so anfühlt und schmeckt wie herkömmliches Fleisch.

Symbolbild
Weltweit erster Hamburger aus In-vitro-Fleisch – vorgestellt und aufgegessen am 5. August 2013 in London. Der Burger bestand zwar technisch gesehen aus Rindfleisch, schmeckte aber nicht genau wie ein «echter» Burger. Zudem kostete er rund eine Viertelmillion US-Dollar. - Mosa Meat

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Laborfleisch ist dem echten sehr ähnlich.
  • Das Ziel ist, Fleisch ohne Tierleid und möglichst umweltfreundlich herzustellen.
  • In Singapur gibt es bereits Pouletfleisch aus Zellkulturen.

In den Petrischalen von ETH-Professor Ori Bar-Nur wächst Rindfleisch. Davon gekostet hat der Biologe noch nicht, denn das gezüchtete Fleisch ist in der Schweiz noch nicht für den Verzehr freigegeben.

Von Kollegen, die im Rahmen von bewilligten Degustationen im Labor erzeugtes Rindfleisch probiert haben, weiss er aber: Geschmack und Konsistenz ähneln echten Fleisch. Letztlich ist es auch Rindfleisch – nur dass keine Kuh dafür geschlachtet werden muss. Bar-Nur und sein Team produzieren das Fleisch in Zellkultur aus Rinderzellen. Sie nutzen dafür Vorläuferzellen, die sie mit einer Biopsie einer lebenden Kuh gewinnen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten schon bisher aus im Labor Muskelfasern züchten. Allerdings waren diese nach einem anderen Methode hergestellten Fasern in der Regel dünn. Den ETH-Forschenden ist es nun gelungen, ein dreidimensionales Muskelgewebe mit dicken Fasern zu erzeugen.

Das Gewebe ist auch molekular und funktionell dem natürlichen Rindermuskelgewebe sehr ähnlich: Es sind darin dieselben Gene und Proteine aktiv wie in natürlichem Rindermuskelgewebe.

Gezüchtetes Pouletfleisch gibt es schon in Singapur

Mit seiner Forschung bewegt sich Bar-Nur in einem zukunftsträchtigen Feld – in einem, das die Fleischproduktion revolutionieren will. Weltweit arbeiten Dutzende Start-ups mit Hochdruck daran, Fleisch im Labor marktfähig zu machen. Sie gehen von einem Kundenbedürfnis nach einer Fleischproduktion ohne Stall, Tiertransport und Schlachthof aus. Ausserdem wird solches Fleisch mit einem geringeren Landverbrauch produziert werden können. Möglicherweise ist es auch klimafreundlicher, darüber gehen die Ansichten allerdings auseinander.

In Singapur gibt es bereits Pouletfleisch zu kaufen, das im Labor aus Hühnerzellen hergestellt wurde. Bei Rindfleisch aus dem Labor ist die Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten. Die Entdeckung der ETH-Forschenden könnte sie nun beschleunigen.

Bis es so weit ist, braucht es noch Weiterentwicklungen, wie Christine Trautmann, Doktorandin in Bar-Nurs Gruppe und eine der beiden Hauptautorinnen der Studie, sagt: «Das Zellkulturmedium muss weiter optimiert werden, damit es kostengünstiger wird und sicherer für den menschlichen Verzehr.

Ausserdem müssen wir erforschen, wie wir diese Muskelfasern in grösseren Mengen produzieren können.» Bis jetzt haben die Forschenden nur wenige Gramm des Fleisches hergestellt.

Diese neuartigen Lebensmittel müssen noch ein längeren und aufwendigen Zulassungsprozess durchlaufen, bevor sie in die Läden und auf unsere Teller kommen, wie Adhideb Ghosh erklärt. Er ist Wissenschaftler in Bar-Nurs. Um diese Technologie weiterzuentwickeln und auf den Markt zu bringen, erwägt Bar-Nur die Gründung eines Start-ups. Er möchte damit beitragen, dass wir dereinst ethisch unbedenkliche Burger herstellen können, die erschwinglich und sicher sind.

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