Pfnüselküste-Bewohner haben Schnauze voll von Expats
![Nico Leuthold](https://c.nau.ch/i/Aqrkg/50/image.jpg)
Erstmals ist die Zürcher Pfnüselküste teurer als die Goldküste. Den Bewohnern macht diese Entwicklung Sorgen – sie klagen über die vielen Expats.
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Das Wichtigste in Kürze
- Kilchberg überholt Küsnacht als teuerste Gemeinde am Zürichsee.
- Expats und Firmen treiben die Immobilienpreise an der Pfnüselküste in die Höhe.
- Ein Experte sagt: Die Preise steigen weiter.
Die Pfnüselküste wird zur neuen Goldküste!
Die linke Seite des Zürichsees ist so beliebt wie nie. Erstmals befinden sich dort nun die teuersten Immobilien – und eben nicht mehr an der gegenüberliegenden Goldküste.
Zahlt man in Küsnacht (Goldküste) 30'000 Franken pro Quadratmeter Wohnfläche, sind es in Kilchberg (Pfnüselküste) gar 35'000 Franken!
Die Preise in die Höhe treiben häufig die vielen Expats. Diese stammen grösstenteils aus Deutschland – und sind zahlungskräftig.
Die Einheimischen der Pfnüselküste sind nicht erfreut darüber, wie eine Nau.ch-Umfrage in Kilchberg zeigt.
Bewohner Bruno klagt: «Die Preisentwicklung ist so etwas von ungesund, dass man als Alt-Kilchberger nicht mehr hier wohnen will.» Wenn man umzieht, habe man «keine Chance, etwas Erschwingliches zu bekommen».
«Problem sind die Firmen»
Bruno kennt «viele Leute», die die Gemeinde an der Pfnüselküste aus diesem Grund verlassen haben. Als Schuldigen sieht er nicht die Gemeinde an.
«Das Problem sind die Firmen, die ihren ausländischen Angestellten ihre Wohnungen zahlen», sagt er.
Ihn stört zudem, dass die Expats unter sich bleiben und sich nicht in die Gemeinde integrieren wollen. «Sie fahren mit den dicksten Karren vor und können nicht einmal parkieren», nervt er sich.
Auch Bewohnerin Regula findet die Preisentwicklung in Kilchberg «daneben», wie sie sagt. «Es wohnen kaum noch Schweizer hier, sondern vor allem Ausländer, die von den Firmen hierhin geschickt werden.»
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Dass man vier bis sechs Millionen Franken für eine Vier-Zimmer-Wohnung zahlt: «Das kann es doch nicht sein», so Regula.
Besonders ärgern sie russische Staatsangehörige, die dann nicht einmal hier wohnen. «Sie versorgen nur ihr Geld hier», meint die Anwohnerin.
Auch Altersheim «überteuert»
«Man findet nichts mehr», klagt sie. «Man kann noch ins Altersheim. Aber das ist auch so überteuert, dass sich das jemand ohne viel Geld auch nicht mehr leisten kann.»
Den einzigen Vorteil sieht Regula in den tiefen Steuern in Kilchberg.
Lea hat das Glück, dass sie in einer bezahlbaren Mietwohnung lebt. «Es ist, so wie es ist. Ich kann mir keine Sorgen machen, über etwas, das ich nicht beeinflussen kann.»
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Sollte sie die Mietwohnung verlieren, macht sich Lea keine Hoffnung, in der Gemeinde bleiben zu können. «Ich würde dann woanders hinziehen», sagt sie.
Laut UBS-Experte Claudio Saputelli sind die höheren Preise an der Pfnüselküste nichts Neues.
«Das ist bereits seit Jahren so», sagt er auf Anfrage von Nau.ch. Kilchberg sei für Eigenheime längst die teuerste Gemeinde im Kanton Zürich geworden.
Pfnüselküste glänzt mit guten Verkehrsanbindungen
Die Pfnüselküste sei nämlich keinesfalls weniger attraktiv als die Goldküste.
Es gibt zwar weniger lang Abendsonne, aber «die Verkehrsanbindungen sind ausserordentlich gut.» Und auch internationale Zugverbindungen seien von der Pfnüselküste attraktiver.
«Rein immobilienmarkttechnisch kann man nicht sagen: Eine Seite ist wertvoller als die andere», so Saputelli. Es käme dann eher auf persönliche Präferenzen an.
Vielen Einwanderern sei ausserdem vor allem die Nähe zu Zürich und zum See ein grosses Anliegen. Dabei sei irrelevant, an welchem Ufer man sich niederlasse.
Experte sieht keinen Wettbewerb zwischen Küsten
Historisch bedingt sei die Goldküste allerdings deutlich stärker verbaut. Sie erfreute sich lange hoher Beliebtheit. Altes Geld wohne daher eher auf der Ostseite des Sees.
Am westlichen Pfnüsel-Ufer seien hingegen noch Flächen frei. Man habe somit mehr Möglichkeiten, luxuriöse Projekte zu realisieren und somit ein höheres Wohnungsangebot. Neues Geld ziehe es an dieses Ufer.
Einen Wettbewerb zwischen den beiden Küsten gebe es nicht. «Man luchst sich nicht gegenseitig die Bevölkerung ab», so Saputelli.
Und bestätigt die genervten Bewohner von Kilchberg: «Die Nachfrage an der Pfnüselküste wird von der Einwanderung ernährt.» Wer bereits an der Goldküste lebe, der bleibe wohl auch dort.
Für Saputelli ist klar: Die Preise dürften künftig auf beiden Seiten weiter in die Höhe steigen.