Stadt Zürich

Chlaus-Mangel in Zürich: «Konnten Handvoll neuer Schmutzli gewinnen»

Yannick Stay
Yannick Stay

Zürich,

Freie Termine für einen Samichlaus-Besuch sind rar. Die grossen Gesellschaften suchen daher eifrig nach Nachwuchs – und können durchaus Erfolge vermelden.

samichlaus zürich
Samichlaus und Schmutzli sind bald wieder unterwegs. Doch lange nicht alle, die einen Besuch wünschen, bekommen einen. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich und Winterthur sind freie Termine für Samichlaus-Besuche rar.
  • Jedoch: Den grossen Gesellschaften gelang es dieses Jahr, einigen Nachwuchs anzuwerben.
  • Ausserhalb der Ballungszentren ist die Situation entspannter.

Wenn Samichlaus und Schmutzli am 6. Dezember zu Besuch kommen, leuchten zahlreiche Kinderaugen. Doch in der Stadt Zürich bleibt diese Freude vielen Buben und Meitli verwehrt.

Denn: Termine sind nur begrenzt verfügbar und innerhalb kürzester Zeit ausgebucht.

Auch in diesem Jahr ist das nicht anders. Der Run ist diesmal sogar noch grösser: «Die Nachfrage fällt sogar höher aus als in früheren Jahren», sagt Philipp Rellstab von der städtischen St. Nikolausgesellschaft.

Einen Grund dafür sieht er im diesjährigen Kalender. Der 6. Dezember fällt 2025 auf einen Samstag. Dadurch würden sich besonders viele Familien anmelden.

Schon im vergangenen Jahr sprach Rellstab gegenüber dem «Blick» von «gravierenden» Zuständen bezüglich aktiven Samichläusen und Schmutzli. Sie würden immer älter werden und der Nachwuchs sei rar.

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Ein Samichlaus der St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich und sein Schmutzli auf dem Weg, um eine Familie zu besuchen. (Archivbild) - keystone

Daher wurde in diesem Jahr eine Rekrutierungsoffensive gestartet – mit Erfolg: «Wir konnten eine gute Handvoll neuer Schmutzli gewinnen», so Rellstab auf Nau.ch-Nachfrage.

Traditionell müssen sich Neulinge erst einige Jahre als Begleiter des Samichlaus behaupten, bevor sie selbst den roten Mantel anlegen dürfen. Jedoch können sich nun erfahrenere Schmutzli, die schon länger dabei sind, über eine Beförderung freuen.

Immerhin: Wer bei der Zürcher St. Nikolausgesellschaft dieses Jahr leer ausging, kann anstelle eines Besuches auf alternative Kanäle ausweichen. So ist es auch möglich, mit dem Samichlaus zu telefonieren – sogar über WhatsApp ist er erreichbar.

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In Zürich kann man den Samichlaus auch telefonisch erreichen. - keystone

Besonders mit der Corona-Pandemie gewann dieses Angebot an grosser Beliebtheit. «Seither schreiben uns jedes Jahr zahlreiche Kinder und Eltern.» Missbraucht, beispielsweise für Prank- und Spassnachrichten, wird diese Möglichkeit dabei gemäss Rellstab äusserst selten.

Winterthurer Gesellschaft leidet auch unter Mangel

Auch in der zweitgrössten Stadt des Kantons ist die Situation nicht leicht. «Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage weiterhin viel grösser ist als unser Angebot», schreibt Werner Braun auf Nau.ch-Anfrage. Er ist der Präsident der Winterthurer Chlausgesellschaft.

Nur wenige Stunden habe es gedauert, bis sämtliche Termine – mit Ausnahme des Dienstag- und Donnerstagnachmittags – ausgebucht waren.

Eine verlängerte Saison könne man nicht anbieten. Die meisten Familien und Schulen würden sich Besuche am und um den 6. Dezember wünschen.

Die Besuche finden bei der Winterthurer Chlausgesellschaft vom 2. bis 7. Dezember statt.

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Einen lebendigen Samichlaus für einen Familienbesuch aufzutreiben, ist schon jetzt eine Herausforderung. - keystone

Über den Nachwuchs sagt Braun: «Die Anwerbung neuer Mitglieder gestaltet sich insofern schwierig, als sich kaum jemand in den warmen Jahreszeiten für den Samichlausbrauch interessiert.»

Jedoch müsse bereits im Frühherbst mit der Planung begonnen werden. Dennoch sei es gelungen, einige neue Schmutzli anzuwerben. Wie in Zürich gilt auch in Winterthur: Es braucht erst Erfahrung als Schmutzli, um Samichlaus zu werden.

Man hoffe, dass der ein oder andere im kommenden Jahr als Samichlaus tätig sein wird. «Und wir so einen weiteren Effort zur Vergrössserung des Vereins in Angriff nehmen können», so Braun.

Es braucht aber auch andere Helferinnen und Helfer. Zum Beispiel werden Gästebetreuerinnen und -betreuer im Chlaushüsli oder auch Fahrerinnen und Fahrer für die Teams gesucht.

WhatsApp? Winterthurer fahren bewusst andere Strategie

Was Telefon und WhatsApp angeht, setzt Winterthur auf eine andere Philosophie als Zürich. Bewusst wird auf solche Kommunikationskanäle verzichtet.

Werner Braun sagt: «Es ist uns ein grosses Anliegen, den Kindern und Familien einen persönlichen Kontakt zum Samichlaus zu ermöglichen.»

Mit dem Samichlaus über WhatsApp chatten – was hältst du davon?

Soziale Medien seien in vielen Haushalten beinahe ununterbrochen im Einsatz, viele Kontakte würden sich auf digitale, unpersönliche Plattformen verlagern. Diesen Trend wolle man nicht verstärken.

«Wir setzen auf direkte, stimmungsvolle und nachhaltig wirkende zwischenmenschliche Interaktionen und Erlebnisse.»

Ausserhalb der Städte ist die Lage entspannter

Wenn man bei Gesellschaften nachfragt, die ausserhalb der grossen Ballungszentren operieren, zeichnet sich ein anderes Bild.

Zwar ist gemäss Webseite auch die Sankt Nikolaus Gesellschaft Affoltern am Albis ZH ausgebucht. Dennoch erklärt man: «Ein ‹Fachkräftemangel› ist bei uns zurzeit kein Thema.»

Es sei auch dieses Jahr kein Problem gewesen, die Teams zusammenzustellen. Man habe sehr treue Mitglieder, die teilweise schon seit über 20 Jahren dabei sind.

Im Freundeskreis halte man Ausschau nach potenziellen Schmutzli. Später können diese – wie bei den bereits genannten Organisationen – zu St. Nikoläusen werden.

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Ein Besuch des Samichlaus macht Kinder stets glücklich. (Symbolbild) - keystone

«Wir sind seit vielen Jahren sechs bis acht Teams, die über 100 Familien, Kindergärten sowie soziale Einrichtungen und Pflegeheime besuchen.» Wünsche bezüglich der Besuchstage können oft erfüllt werden, da die Teams sehr flexibel sind, schreibt die Gesellschaft.

Bei der Samichlaus Gesellschaft Volketswil ZH ist die Lage ähnlich, wenngleich diese deutlich grössere Kapazitäten vorweisen kann. Rund 28 Paare sind unterwegs, der Bedarf gut abgedeckt, sagt Oberchlaus Roger Müller.

Umso beeindruckender scheint es, dass altersbedingte Abgänge laut Müller stets kompensiert werden können. «Wir haben den Luxus, dass wir keine Probleme haben, Nachwuchs zu finden.»

Dass der 6. Dezember dieses Jahr ins Wochenende fällt, sieht der Oberchlaus auch als Vorteil. Statt um 18 Uhr unter der Woche beginnen am Samstag und Sonntag schon um 16 Uhr die Hausbesuche.

Es zeigt sich also: Der Stadt-Land-Graben macht auch bei den Samichläusen nicht Halt.

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