Zürcher Gymischüler bestehen Probezeit so oft wie noch nie

Zehn Prozent mehr Schüler haben dieses Jahr die Probezeit an einem Zürcher Gymi bestanden als noch vor zehn Jahren. KI könnte ein Faktor für den Erfolg sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Mindestens 90 Prozent der Schüler bestehen im Lang- und Kurzgymi inzwischen die Probezeit.
- Der Präsident des Gymilehrer-Vereins führt den Erfolg auf Förderkurse zurück.
- Laut dem Rektor einer Kanti lassen sich Gymischüler Probeprüfungen von KI erstellen.
Über 3500 Zürcher Gymischülerinnen und -schüler können sich auf die Schulter klopfen. Sie haben dieses Jahr entweder im Lang- oder im Kurzgymnasium die Probezeit bestanden. Gleichzeitig haben sie einen Rekord aufgestellt.
Noch nie haben in den letzten zehn Jahren so viele Schülerinnen und Schüler die Probezeit geschafft. Im Langgymnasium ist der Anteil auf über 90 Prozent gestiegen, im Kurzgymnasium auf knapp 90 Prozent.
Damit hat die Erfolgsquote seit dem Schuljahr 2015/16 im Langgymi um fast zehn Prozent zugenommen. Beim Kurzgymi beträgt der Anstieg sogar über zehn Prozent. Dies zeigt die Probezeitstatistik des Kantons Zürich.
«Gezielte Förderkurse»
Die Probezeit dauert ein Semester. In dieser Zeit holen sich Gymischüler spezielle Unterstützung.
«Inzwischen bieten viele Gymnasien gezielte Förderkurse für ihre Schülerinnen und Schüler während der Probezeit an», sagt Lucius Hartmann zu Nau.ch. Er ist Präsident des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrpersonen.
Auch gebe es private Anbieter, die während der Probezeit Unterstützung leisteten. «Und wahrscheinlich sind auch das Aufnahmeverfahren und die Vorbereitung an der Volksschule besser geworden.» Als Grund nennt er die permanente Optimierung. «Dies sagt den späteren Erfolg in der Probezeit besser voraus.»
Vornote zählt
2022 passte der Kanton die Aufnahmeverordnung für das Kurzgymi an.
Seither zählt neben der Prüfungsnote auch die Vorleistungsnote zur Gesamtnote der Zentralen Aufnahmeprüfung (ZAP).

«Sowohl die Vorleistungs- als auch die Prüfungsnoten der ZAP stehen in Zusammenhang mit den Noten in der Probezeit.» Dies zeigen Studien, wie die Bildungsdirektion auf Anfrage mitteilt. «Schülerinnen und Schüler, die gute Vorleistungs- und Prüfungsnoten erzielen, erreichen im Durchschnitt auch bessere Probezeitnoten.»
«Lernen schon mit KI»
Viele Jugendliche nutzen Künstliche Intelligenz im Alltag. Zwei Drittel der 12- bis 19-Jährigen haben bereits mindestens einmal ein KI-Tool verwendet. Dies zeigt der aktuelle James-Focus-Bericht der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Vor allem greifen sie zu KI, wenn sie recherchieren oder Erklärungen für Begriffe und Themen suchen. Auch nutzen sie die Technologie, um Lösungswege aufzuzeigen oder Texte generieren zu lassen.
Wie viel KI zum Probezeit-Erfolg beiträgt, ist laut Lucius Hartmann schwierig abzuschätzen.
«Wir wissen, dass die Schülerinnen und Schüler der Untergymnasien schon mit KI lernen.» Ob sie dies allerdings effizient machten, sei jedoch zumindest zweifelhaft. Auch sei nicht klar, ob sie in der Lage seien, die Antworten der KI richtig zu beurteilen.
Prüfungen simulieren mit KI
An der Kantonsschule Uetikon am See ZH schrieben die Maturandinnen und Maturanden letztes Jahr Teile der Prüfung mit KI. Schülerinnen und Schüler würden beim Lernen mit KI unterstützt, sagt Rektor Jürg Berthold zu Nau.ch.
«Sie lassen sich eine Probeprüfung, zusätzliche ähnliche Aufgaben erstellen oder lassen sich mündlich abfragen, wie in einem Examen.»
Noch liegen aber zu wenige vergleichbare Daten vor, um den Einfluss von KI auf die erfolgreichen Probezeitquoten beurteilen zu können.
«Können Fähigkeiten besser zeigen»
Einfacher sind die Prüfungen in der Probezeit an den Zürcher Gymis nicht geworden.
«Allenfalls könnte eine Rolle spielen, dass heute vermehrt verschiedene Prüfungsformate eingesetzt werden», sagt Lucius Hartmann.
Als Beispiel erwähnt er Kurzvorträge. «Dadurch können Schülerinnen und Schüler, die mit den üblichen schriftlichen Prüfungen Mühe haben, ihre Fähigkeiten besser zeigen.»