Zürcher Gewerbler sauer wegen Rad-WM: «Sind eingeschlossen»
Zürich 11.09.2024 - 06:36
In Zürich findet in diesem Jahr die Radsport-WM statt. Vorfreude herrscht beim Gewerbe kaum – stattdessen ärgert man sich über die Einschränkungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach 15 Jahren kehrt die Radsport-WM in die Schweiz zurück.
- Beim Zürcher Gewerbe überwiegen aber die Sorgen, die der Grossanlass mit sich bringt.
- Wegen der Einschränkungen müssen die Unternehmer in der Limmatstadt kreativ sein.
Die Radsport-Weltmeisterschaft steht vor der Tür – vom 21. bis zum 29. September wird wieder um die begehrten Regenbogen-Trikots gefahren.
Besonders gross dürfte die Vorfreude in der Schweiz sein. Denn erstmals seit 2009 finden die Titelkämpfe wieder hierzulande statt. Damals, vor 15 Jahren, war Mendrisio TI Gastgeber – heuer kommt Zürich zum Handkuss.
Doch nicht überall in der Limmatstadt schaut man mit Begeisterung auf die WM. Denn diese bringt Einschränkungen im Strassenverkehr mit sich.
Gerade für das Gewerbe in den betroffenen Stadtteilen ist das keine einfache Situation, wie zwei Unternehmer gegenüber Nau.ch erklären.
Unternehmer: Niemand hat Freude an Rad-WM
Thomas Keller, der im noblen Seefeld eine Autolackiererei hat, sagt zur Rad-WM: «Für uns bedeutet es vorwiegend, dass wir eingeschlossen sind.» Zumindest an gewissen Tagen sei dies der Fall.
Zulieferer oder andere Partner seien «stark eingeschränkt». Entsprechend müsse er den Betrieb reduzieren, so Keller. Wenn auch nicht ganz.
Die WM drückt bei Unternehmern auf die Stimmung. Keller sagt: «Ich kenne bisher noch keinen, der Freude hat.» Die meisten fänden den Anlass «nicht so toll». Allerdings vor allem wegen der Einschränkungen – und nicht, weil man prinzipiell etwas gegen Radfahrer hätte.
Rad-WM zwingt Gewerbler zu Nachtschichten
Auch Lebensmittelhändler Caspar Ruetz, im Quartier als «Spargel-Caspar» bekannt, bestätigt, dass es wegen der Rad-WM Herausforderungen gibt. «Wir schauen zwar mit Sorge diesem Ereignis entgegen, aber wir haben Lösungen», so der Unternehmer im Seefeld. Sein Laden werde so oder so offen sein.
Beispielweise setze man während der Titelkämpfe aufs Cargo-Bike, also ein Velo mit Transportkiste, statt aufs Auto. Weil die Radrennen tagsüber stattfinden, könne man die Anlieferung zudem auf die Nacht verschieben. Viele Unternehmer werden das laut Ruetz so machen: «So viel ich weiss, sind alle extrem früh unterwegs, damit sie auf der sicheren Seite sind.»
Gewerbler unzufrieden mit der Kommunikation
Ein grosses Problem ist gemäss den Unternehmern die Informationslage. Laut Keller bekommt man die Informationen lediglich «viel zu lokal». Wenn man in einem anderen Stadtteil sei, werde man je nachdem gar nicht informiert.
Nicht alle Details seien genug früh vermittelt worden, sagt auch Ruetz. «Es gibt weiterhin Gewerbler, die nicht wissen, wie sie zu ihrem Laden heranfahren oder wieder wegfahren.» Unter den betroffenen Unternehmen seien auch solche, die Notfallszenarien haben – wie zum Beispiel Schlüsseldienste.
Die Gewerbler seien kreativ und probieren, mit der Situation umzugehen. Vieles werde sich wohl aber erst im Verlauf der Weltmeisterschaft zeigen. «Ich glaube, es ist ein gut organisiertes Durcheinander», so Ruetz.