Will Zürcher Stapi werden: Hat Përparim Avdili einen Namen-Nachteil?

Përparim Avdili (FDP) will Zürcher Stadtrat und Stapi werden – er liegt zurück. Scheitert der Mann mit albanisch-mazedonischen Wurzeln wirklich an seinem Namen?

Das Wichtigste in Kürze
- Am 8. März wählt Zürich den Stadtrat und das Stadtpräsidium.
- Përparim Avdili ist für die FDP im Rennen. Erste Umfragen zeigen, dass er zurückliegt.
- Für die «Weltwoche» ist klar: Es liegt an seinem Namen. «Am besten einschweizern.»
- Avdili reagiert mit Humor, sagt aber zu Nau.ch, dass solche Stimmen auch traurig machen.
- Die Politologin Lena Portmann verrät, ob Avdili wirklich einen Namens-Nachteil hat.
Përparim Avdili (38) kam als Baby und Sohn eines Saisonniers im Rahmen des Familien-Nachzugs in die Schweiz. Er wuchs im Zürcher Kreis neun auf, wohnt auch heute noch da.
Mittlerweile ist er Finanzleiter eines KMUs. Seit 2018 Mitglied des Gemeinderats. Seit 2022 Präsident der FDP Stadt Zürich. Und jetzt will der Mann mit albanisch-mazedonischen Wurzeln in Zürichs Stadtrat – und der nächste Stadtpräsident werden.
Eine repräsentative Umfrage lässt ihn zuletzt schlecht abschneiden. Demnach muss die FDP am 8. März um einen ihrer beiden Sitze im Stadtrat zittern.
Für die «Weltwoche» ist klar, warum: Es liegt am Namen des Kandidaten der Liberalen!
«Përparim Avdili klingt wie eine neue Spezialität des Dönerstandes»
Für den Kolumnisten Peter Rothenbühler klingt Përparim Avdili nämlich wie «eine neue Spezialität des Dönerstandes». Er schlägt ihm – kein Witz – einen Namens-Wechsel vor.
Wer gewählt werden wolle, der brauche einen Namen, «an den man sich erinnern kann. Und den jeder schreiben kann. Ogi zum Beispiel. Am besten einfach einschweizern, zum Beispiel Armin statt Përparim, das wäre schon was», so sein Angriff.

Avdili beweist Humor. Auf LinkedIn schreibt der Politiker:
«Liebe Wëltwoche
Für freundliche Ratschläge bin ich immer zu haben.
Mit Schweizerischen Grüssen, Euer Pëter.»
«...dann macht es mich auch traurig»
Gegenüber Nau.ch führt Avdili aus, dass er persönlich nach all den Jahren in der Politik gut mit solchen Attacken umgehen könne. Es gehe aber nicht nur um ihn selbst.

«Wenn ich zurückdenke, wie solche Dinge als Jugendlicher oder im Militärdienst auf mich gewirkt haben. Dann macht es mich auch traurig, dergleichen zu lesen. Ich habe eine Vorstellung davon, was wir damit in den Köpfen und Herzen junger Menschen mit Migrationsgeschichte anrichten.»
Meier hat bei Gemeinderats-Wahlen bessere Chancen als Avdili
Schlechtere Wahl-Chancen, weil jemand nicht Meier oder Müller heisst? Zu diesem Thema forschte die Politologin Lea Portmann. Sie doziert an der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Portmann untersuchte die Nationalratswahlen 2015 und die Wahlen in die Gemeindeparlamente von 2006 bis 2018 im Kanton Zürich.

Tatsächlich habe die Forschung gezeigt: «Kandidierende mit ausländisch klingenden Namen haben bei diesen Wahlen geringere Wahlchancen. Insbesondere auf Listen von mitte-rechten beziehungsweise rechten Parteien.» Dort ist auch die FDP anzusiedeln.
Der «Weltwoche»-Artikel greift aber zu kurz. Die Ergebnisse liessen sich nämlich nicht direkt auf die Wahl in eine Exekutive übertragen.
Ausländische Namen im Nachteil? Es gibt Unterschiede
Gemeinde-Parlamente werden über eine Proporzwahl mit Partei-Listen gewählt. Es treten auch eine Vielzahl an Kandidaten an, die man kaum kennt.
«Bei den Kandidierenden für den Stadtrat handelt es sich hingegen um politisch etablierte Persönlichkeiten», so Portmann. «Entsprechend kennen Wähler:innen wohl neben dem Namen oft auch weitere Eigenschaften und inhaltliche Standpunkte der Kandidierenden.»
Für die politische Repräsentation sei es wichtig, dass sich Personen wie Përparim Avdili aufstellen liessen. «Nur so können sie auch gewählt und damit die politische Repräsentation gestärkt werden.» Personen mit Migrationshintergrund sind in der Schweizer Politik auf den verschiedenen föderalen Ebenen stark untervertreten.
«Zürich ist viel weiter, als man sich das bei der Weltwoche vorstellen mag»
Avdili selbst kennt die Untersuchungen zu ausländisch klingenden Namen, die auf Schweizer Wahl-Listen im Nachteil sind.
«Gleichzeitig bin ich davon überzeugt: Zürich als grösste Stadt der Schweiz ist viel weiter, als man sich das bei der Weltwoche vielleicht vorstellen mag.»

«Seine Stadt» hätte ihm Chancen eröffnet, die sich seine Eltern bei der Einwanderung kaum hätten vorstellen können. «Kein noch so schlichter Kommentar kann meine Dankbarkeit für die grossartigen Möglichkeiten mindern, die dieses Land uns allen bietet.»
In Zürich dominiert Rot-Grün
Fakt ist: Gemäss der erwähnten repräsentativen Umfrage des Politologen Oliver Strijbis im Auftrag von Tsüri.ch müssen Avdili und Co. für die Wahlen im Frühling Gas geben.
SP und Gruene dominieren in Zürich, die ersten sechs Plätze im Stadtrats-Ranking gehen an Rot-Grün. Avdili landet nur auf Rang zehn. Das wären zu wenig Stimmen, der Stadtrat besteht aus neun Mitgliedern.
Noch darf der FDPler hoffen. Avdilis Rückstand auf Platz neun beträgt knappe vier Prozent. So hoch ist auch die maximale Fehler-Quote der Umfrage.
Auch im Rennen ums Stadtpräsidium sieht es nicht gut aus für den Freisinn. Raphael Golta (SP) liegt meilenweit voraus, kommt auf fast 45 Prozent Wähleranteil.
Hinter ihm folgen der SVPler Ueli Bamert (18,9 Prozent), die Grünliberale Serap Kahrimann (18,6 Prozent). Und Përparim Avdili mit 17,7 Prozent.






