Café im Globus nimmt kein Bargeld – Ex-Politiker kehrt um

Ein Café im Globus Bellevue nimmt nur Kartenzahlungen entgegen. Der ehemalige Kantonsrat Hans-Peter Amrein hat deshalb rechtsumkehrt gemacht.

Das Wichtigste in Kürze
- «Wird irgendwo nur Kartenzahlung akzeptiert, gehe ich wieder», sagt Hans-Peter Amrein.
- So geschah es kürzlich im Café Poushe im Globus am Zürcher Bellevue.
- Die Stiftung für Konsumentenschutz erachtet den Kartenzwang als «wenig kundenfreundlich».
Den Koffeinkick hat sich Hans-Peter Amrein gespart. Kürzlich bestellte er im Café Poushe im Globus am Zürcher Bellevue einen Espresso. «Ich wollte raussitzen und dort bei dem wunderschönen Sonnenschein einen Espresso geniessen», sagt er zu Nau.ch.
Als er den Espresso für 5,50 Franken bezahlen soll, pfeift er aber darauf. Grund: Er habe mit Bargeld bezahlen wollen, sagt der ehemalige Zürcher Kantonsrat (parteilos) und Betreiber der Plattform «Die Tribüne».
«Da machte mich die Dame darauf aufmerksam, dass sie nur Karten als Zahlungsmittel annähmen.» Aus Protest verliess er darauf das Café.
«Muss akzeptiert werden»
«Bargeld ist ein öffentliches Zahlungsmittel – das muss angenommen werden», fordert Amrein. Es sei ein Zahlungsmittel, dem man vertrauen könne.
«Erst recht, wenn man sieht, was Betrüger mit E-Banking alles für Unsinn machen.» Stattdessen werde Bargeld aber zunehmend von Kartenzahlungen verdrängt.
Eine Debitkarte hat der 67-Jährige zwar immer dabei. «Wenn ich nicht muss, bezahle ich aber nicht damit, sondern bar», sagt er.
Bis jetzt habe er bereits fünf bis zehn Lokale unverrichteter Dinge verlassen. «Wird irgendwo nur Kartenzahlung akzeptiert, gehe ich wieder.»
Karte oder bar – Anbieter bei Globus bestimmen selber
Globus schliesst Bargeldzahlungen nicht aus. «Generell kann man im Globus mit allen Zahlungsmitteln bezahlen», heisst es bei der Medienstelle.
Bestimmte Anbieter auf ihren Flächen hätten aber ihre eigenen Bestimmungen. Demnach akzeptieren das Café Poushe, die Gelateria Leonardo und der Imbiss Focaccia Burro Concept nur Karten als Zahlungsmittel.
Damit folgen die Anbieter einem Trend. Heute akzeptieren weniger Unternehmen im Detailhandel Bargeld als 2023. Dies zeigt die aktuelle Zahlungsmittelumfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Bargeld steht hoch im Kurs
In der Bevölkerung ist die Debitkarte neu das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel. Zu diesem Schluss kam die SNB in einer im März publizierten Umfrage.
Dennoch wollen 95 Prozent weiterhin bar bezahlen können.
Aktuell fordern zwei Aargauer Grossräte in einer Motion, dass Gastrobetriebe in ihrem Kanton Bargeld akzeptieren müssen. Damit wollen sie etwa verhindern, dass selbst ältere Personen eine Schoko-Banane nur noch mit Karte oder Twint bezahlen können. Auch in Bern fordern Grossräte eine Bargeld-Pflicht für Beizen.
Dass die Konsumentinnen und Konsumenten am Bargeld hängen, zeigen auch die Reaktionen auf Hans-Peter Amreins Facebook-Post.

User loben, dass sie gleich vorgegangen wären. Ein Nutzer berichtet, dass er einst erst beim Bezahlen erfahren habe, dass kein Bargeld akzeptiert werde.
«Ich habe keine Karte und dann kann ich das Bier halt nicht bezahlen.» Er habe dann beim Chef bar bezahlen können, worauf dieser den Betrag mit der Karte beglichen habe.
Hinweis vor Kauf genüge
Die Stiftung für Konsumentenschutz bestätigt, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten Bargeld bevorzugen. Aus Sicht der Stiftung sei es deshalb wünschenswert, wenn alle Geschäfte Bargeld akzeptierten.
«Wenn ein privates Unternehmen wie zum Beispiel ein Restaurant kein Bargeld akzeptiert, ist dies aus unserer Sicht wenig kundenfreundlich.» Dies sagt André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft, zu Nau.ch. Aber letztlich sei es der Entscheid des Inhabers.
Eine zwingende Annahmepflicht gebe es allerdings nicht, sagt Bähler. «Wer kein Bargeld akzeptieren will, muss die Kundinnen und Kunden jedoch vor dem Kauf darauf hinweisen.»
Bargeld-Initiative scheiterte
Anders sieht es laut Bähler bei gewissen Dienstleistungen aus, etwa dem öffentlichen Verkehr.
Grund dafür sei, dass auf solche Dienstleistungen alle Personen angewiesen seien. Auch würden diese direkt oder indirekt vom Staat finanziert.
Der öffentliche Verkehr solle für alle möglichst hindernisfrei zugänglich sein. «Dazu gehört auch die Akzeptanz von Bargeld und anderer gängiger Zahlungsmittel.»
Dennoch scheiterte die Bargeld-Initiative der Freiheitlichen Bewegung Schweiz (FBS). Die Bewegung forderte, dass öffentliche Dienstleister und private Detailhändler Banknoten oder Münzen annehmen müssen.
In der Herbstsession beschloss das Parlament jedoch, dass die Versorgung mit Bargeld in der Schweiz gewährleistet sein muss. Dabei handelt es sich um einen direkten Gegenvorschlag zu einer weiteren Bargeld-Initiative der FBS. Initiative und Gegenvorschlag kommen im März 2026 vors Volk.











