Wegen Wohnungsnot: Senioren ziehen früher als nötig ins Altersheim

Der Mangel an bedarfsgerechten Alterswohnungen treibt etliche Seniorinnen und Senioren im Kanton Zürich ins Altersheim – obgleich viele kaum Pflege benötigen.

Das Wichtigste in Kürze
- In den Altersheimen des Kantons Zürich sind viele Bewohnende kaum pflegebedürftig.
- Für sie wäre eine barrierefreie Alterswohnung eigentlich passender als ein Zimmer im Heim.
- Doch der Mangel an Wohnungen ist so gross, dass ihnen oft keine andere Wahl bleibt.
Über ein Viertel der in Zürcher Altersheimen lebenden Seniorinnen und Senioren benötigen weniger als eine Stunde Pflege pro Tag. Sie fallen damit in die drei niedrigsten Pflegestufen. Dass sie überhaupt im Pflegeheim einziehen, wäre eigentlich nicht notwendig.
Doch die Auswahl an barrierefreien Wohnungen im Kanton Zürich ist gering. So gering, dass Suchende häufig nichts finden – und auch per Warteliste nicht rechtzeitig an eine Wohnung kommen.
Wie der «Tagesanzeiger» eine Betroffene zitiert, sind es letztlich nur Luxus- oder Sozialwohnungen, die noch verfügbar sind.

Ein Zürcher Heimleiter bestätigt, «dass Menschen häufig viel zu früh in ein Alterszentrum eintreten. Leider gibt es vielerorts schlicht zu wenig geeigneten Wohnraum.»
In Adliswil ZH beispielsweise stehen fast 230 Haushalte auf der Warteliste für eine Alterswohnung. 29 Prozent davon warten bereits seit zehn Jahren auf eine entsprechende Wohnung, hält eine Studie der Hochschule Luzern fest.
Bei der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich sind es pro Jahr etwa 250 Wohnungen, die frei werden. Auf der Warteliste standen im Jahr 2023 6000 Menschen.
Neben dem Wohnungsmangel erschweren gemäss dem «Tagesanzeiger» auch weitere Faktoren die Suche der Seniorinnen und Senioren: So erhalten ältere Interessenten oft keine Rückmeldung, weil Vermietende jüngere Bewohnende bevorzugen.
Auch der technisch immer anspruchsvollere digitale Bewerbungsprozess stellt die ältere Generation vor Hürden.
2000 neue Alterswohnungen bis 2035
Die Fachstelle «Zürich im Alter» will diesen Problemen mit ihrer Unterstützung entgegenwirken.
Cäcilia Hänni äussert als Präsidentin des Verbands Zürcher Seniorinnen und Senioren im «Tagesanzeiger»: «Die Stadt, ihre Stiftungen und Genossenschaften sind sich der Problematik heute bewusst.»
Die Stimmbevölkerung in der Stadt Zürich stimmte vergangenes Jahr mit 91 Prozent für 2000 neue gemeinnützige Alterswohnungen bis 2035.
Bis 2050 könnte sich die Anzahl der über 80-Jährigen nach Einschätzung des Statistischen Amts des Kantons Zürich jedoch verdoppeln: Rund 160'000 Personen fielen dann in diese Kategorie.