Städter haben Panik vor Zürichsee-Schlangen – Experte schüttelt Kopf
Zürich 27.05.2024 - 07:15
Die Lust auf Abkühlung dürfte da den einen oder anderen vergehen: Die Badesaison fängt an – und es kursieren schon erste Schlangen-Videos aus dem Zürichsee.
Das Wichtigste in Kürze
- Im und um den Zürichsee tummeln sich bekanntlich Schlangen.
- Die Kriechtiere sind pünktlich zur Badesaison aus dem Winterschlaf erwacht.
- Bei den Städtern sorgt das für Panik – ein Experte übt Kritik.
Natur pur am Zürichsee: Kaum hat die Badesaison begonnen, gibt es schon wieder erste Schlangen-Sichtungen. Die Tiere sind inzwischen aus dem Winterschlaf erwacht und schlängeln im und am See herum.
Ein Anblick, der bei Tierfans Freude auslöst – und bei vielen Städterinnen und Städtern Panik. Auf Instagram hat der Account «Szene isch Züri» kürzlich eine Aufnahme von einer Schlange im Wasser geteilt.
Eine Nutzerin schreibt dazu: «Das ist an der ganzen Goldküste so, fast täglich sehe ich eine! Ich gehe nur noch mit dem Stand-up-Paddle.» Und jemand kommentiert mit einem ängstlichen Emoji: «Was für ein Bade-Erlebnis!» «Wäh», gruselt sich eine weitere Userin.
Menschen «nicht mehr an Kontakt mit wilden Tieren gewöhnt»
Dabei bedeuten die Schlangen eigentlich keinen Grund zur Sorge. Reptilienexperte Sylvain Ursenbacher von der Tierfachstelle Info Fauna erklärt: «Die Schlangen, die im Zürichsee schwimmen, sind entweder die Würfelnatter oder seltener die Ringelnatter.»
Zuerst die gute Nachricht: Beide Arten sind harmlos. «Es handelt sich um ungiftige Schlangen, die nicht beissen.» Die Schlange im Video sei sehr wahrscheinlich eine Würfelnatter.
Die panischen Reaktionen der Städterinnen und Städter kann der Wissenschaftler darum nicht verstehen. «Die menschliche Bevölkerung ist immer weniger mit der Natur verbunden. Schlangen rund um den See sind völlig normal. Aber die Menschen sind nicht mehr an den Kontakt mit wilden Tieren gewöhnt.»
Es sei schliesslich der Mensch, der das Gebiet der Schlangen einnehme. «Man muss also lernen, das Gebiet zwischen Mensch und Natur aufzuteilen.» Er wolle dazu nur sagen: «Zum Glück gibt es um unsere Seen herum noch etwas Natur – und Schlangen sind ein Teil davon.»
Am Zürichsee gibt es wohl immer mehr Würfelnattern
Und jetzt die schlechte Nachricht für Schlangenphobikerinnen und -phobiker: Schweizweit sind Schlangen laut Ursenbacher zwar auf dem Rückzug. «Lokal ist es aber möglich, dass die ein oder andere Art zunimmt. Das scheint bei der Würfelnatter rund um den Zürichsee der Fall zu sein.»
Ursenbacher gibt aber auch zu bedenken, dass es immer mehr Menschen und Kameras an den Seen gebe. «Es ist also normal, dass solche Beobachtungen immer häufiger weitergegeben werden.» Und: Je wärmer es wird, desto aktiver werden die Schlangen – «genau wie die Menschen, die den See nutzen».
Wer sich jetzt schon vor Schlangen ekelt, für den hat der Reptilienexperte noch eine weitere Grusel-Info parat. Denn die Zürichsee-Schlangen beissen zwar nicht. Dafür haben sie eine andere Art der Selbstverteidigung.
«Sie sondern einen sehr stinkenden Stoff aus ihren Kloakendrüsen aus und können sich auch tot stellen, wenn sie gefangen werden. So stinken sie wie eine Schlange, die schon lange tot ist und für ein Raubtier nicht mehr essbar ist.»