Rausgeworfene Mieter wollen jetzt Sugus-Erbin «herzlich» einladen
Zürich 08.12.2024 - 09:29
Der Weihnachts-Apéro der Verwaltung der Sugus-Häuser wurde abgeblasen. Stattdessen erhält die Besitzerin nun eine Einladung der von ihr gekündeten Mieter.
Das Wichtigste in Kürze
- In drei der neun Sugus-Häusern in Zürich kam es am Montag zu Massen-Kündigungen.
- Mittlerweile gehen die betroffenen Mieter in die Offensive.
- Mit einer Petition, einer Demonstration und sogar einer Einladung wollen sie sich wehren.
Das Schicksal der Mieter der Sugus-Häuser im Kreis 5 in Zürich machte diese Wochen Schlagzeilen in der ganzen Schweiz. 105 Mietparteien, insgesamt rund 250 Bewohnern, wurde am Montag mit dreimonatiger Frist gekündigt.
Der Entscheidung wurde mit Unverständnis begegnet: Die angeblich notwendige Sanierung kann von den Bewohnern nicht nachvollzogen werden. Edwin sagte etwa zu Nau.ch: Die vorherige Verwaltung habe immer alles sofort geflickt, wenn etwas kaputt gewesen sei, so der 39-Jährige.
Auch der Hauswart habe einen guten Job gemacht. «Es sind Top-Wohnungen in Top-Zustand», er verstehe nicht, weshalb man sie sanieren wolle.
Es bildete sich der Verdacht, dass das Motiv der Kündigung vielmehr eine Maximierung der Rendite war. Nun will man sich gegen die «kaltblütige Kündigung» mit aller Kraft wehren – gleichzeitig lancieren die Bewohner eine Charme-Offensive.
Einladung bei gekündeten Mietern statt «stilvolles Weihnachstapéro»
Die betroffenen Wohnungen befinden sich alle in drei der insgesamt neun Sugus-Häuser und somit in Besitz der gleichen Frau: Regina Bachmann.
Die Massen-Kündigungen liess Bachmann über ihre Verwaltung «All Good Property AG» aussprechen. Diese hatte bis vor Kurzem noch einen «stilvollen Weihnachts-Apéro» geplant, wie «Inside Paradeplatz» berichtet.
Mittlerweile wurde allerdings verkündet, dass der Apéro abgesagt wurde. «In der Sache können wir ihnen mitteilen, dass wir den angekündigten Apero nicht durchführen werden!», zitiert «Inside Paradeplatz» eine Sprecherin.
Stattdessen erhielt Bachmann jedoch ein anderes Angebot: «Die Mieterinnen und Mieter laden Frau Regina Bachmann in der Adventszeit herzlich zu sich nach Hause ein.» Man wolle gemeinsam eine Lösung suchen, heisst es da versöhnlich.
Ob die Wohnungseigentümerin die Einladung wahrnehmen wird, bleibt fraglich.
Petition an Politik und Verwaltung
Die Einladung sprachen die Bewohner über die Webseite für eine neu-geschaffene Petition «gegen Luxussanierungen» aus. Über diese versuchen sie, das Vorhaben von Bachmann zu verhindern.
Im Titel der Petition ist von der Charme-Offensive hingegen keine Spur mehr: «Sugus bleibt Heimat! Keine Vertreibung für die Gier.».
In der Petition mit bislang etwas über 14'000 Unterschriften verlangen die Bewohner das Zurückziehen der Kündigung von der Verwaltung.
Des Weiteren wird Handlung von den zuständigen politischen Instanzen sowie von Immobilien- und Hauseigentümerverbänden gefordert. Mieter sollen zukünftig «besser vor rendite-getriebenen Sanierungs-Kündigungen geschützt werden» und Sanierungen sollen «sozialverträglich durchgeführt werden können».
Zusätzlich zur Petition soll am Sonntag eine Demonstration stattfinden. Diese wurde organisiert von der SP Kreis 5, den Grünen und der Alternativen Liste (AL).