Junge trinken weniger: Zürcher Club Mascotte schliesst im Juni

Nach 109 Jahren ist Schluss am Zürcher Bellevue. Der Club Mascotte schliesst Mitte Juni. Grund dafür ist auch das veränderte Ausgehverhalten der jungen Leute.

Das Wichtigste in Kürze
- Mitte Juni schliesst der Club Mascotte am Zürcher Bellevue.
- 109 Jahre lang wurden Tausende Partys und Hunderte Konzerte durchgeführt.
- Einer der Gründe: Die jungen Leute haben ihr Ausgangsverhalten seit Corona geändert.
In etwas mehr als einem Monat wird das legendäre Konzert- und Partylokal Mascotte am Bellevue in Zürich seine Tore schliessen. Die jetzigen Betreiber des Clubs haben angekündigt, dass sie den Mietvertrag Ende 2025 nicht verlängern werden.
Unter der aktuellen Leitung wurden im Mascotte 21 Jahre lang unzählige Partys gefeiert und rund 800 Konzerte veranstaltet. Bands wie Arcade Fire, The XX oder MGMT traten hier auf, bevor sie weltweit bekannt wurden.
Das Mascotte wurde 1916 erbaut und ist damit einer der ältesten Clubs der Schweiz. In den 1980er-Jahren wurde das Mascotte zu einem modernen Club umgebaut.
Vom 12. bis zum 14. Juni findet ein Abschlusswochenende statt – eine letzte grosse Party vor dem endgültigen Aus des Clubs. An diesem Wochenende wird auch das legendäre «Karaoke From Hell» mit einer echten Rockband ein letztes Mal stattfinden.
Ausgehverhalten der Jungen hat sich verändert
Auf die Frage, warum der Club noch vor dem Sommer schliesst, antwortet Mitbetreiber Alfonso Siegrist gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Für die meisten Clubs ist es die schwierigste Jahreszeit und für uns ohne Outdoor-Bereich wäre es besonders hart geworden.»

Er fügt hinzu, dass das vergangene Jahr nicht zufriedenstellend verlief. Das Ausgehverhalten der jungen Leute habe sich seit Corona deutlich verändert.
«Die Einnahmen an der Bar sind seit etwa einem Jahr um bis zu 30 Prozent gesunken.» Ausserdem sei die Konkurrenz gewachsen. Outdoor-Events und Pop-up-Clubs boomen in Zürich.
Über Anpassungen im Mascotte «lange den Kopf zerbrochen»
Warum sich das Unternehmen nicht an die neue Ausgangslage angepasst hat, begründet Siegrist folgendermassen: «Darüber haben wir uns in den vergangenen Monaten lange den Kopf zerbrochen. Es wären viele Anpassungen nötig gewesen. Aber wir haben uns dagegen entschieden.»
Ein weiterer Grund für diese Entscheidung sei auch die bevorstehende Renovierung des denkmalgeschützten Corso-Hauses durch die Stadt Zürich.
Siegrist: «Es ist schwierig»
Trotz Schliessung des Mascotte wird Zürich kein Konzertlokal verlieren. Die Betreiber planen nämlich, ihre Konzerte im Plaza an der Badenerstrasse fortzusetzen – einem weiteren Club ihrer Gruppe. Dort soll es ab diesem Jahr doppelt so viele Konzerte geben wie bisher.
«Es ist schon schwierig», sagt Siegrist über das Ende des Mascotte nach 21 Jahren erfolgreicher Führung. «Der Club ist unser Zuhause. Es ist ein Ablösungsprozess.» Trotzdem blicke er stolz auf die vergangenen Jahre zurück.