In Zürich-Oerlikon steht im Dezember ein brisanter Konzert-Abend an

Zwei kontroverse Bands, die Böhsen Onkelz im Hallenstadion und Feine Sahne Fischfilet auf der anderen Bahnhofsseite, treten am 7. Dezember in Zürich auf.

Der 7. Dezember wird kein ruhiger Sonntag in Zürich-Oerlikon: Im Hallenstadion treten die Böhsen Onkelz auf, auf der anderen Seite des Bahnhofs Feine Sahne Fischfilet. Beide haben eine kontroverse Vergangenheit.
Lieder der von den deutschen Behörden einst als linksextrem eingeschätzten Feine Sahne Fischfilet landeten auf dem Index wegen «antistaatlicher Einstellung». Textzeilen wie «niemand muss Bulle sein» zeugen noch heute davon.
Gegen Sänger Jan Gorkow wurden anonyme Anschuldigungen wegen sexueller Gewalt erhoben. Die Juso forderte deswegen die Absage des Auftritts der Band am Openair Sankt Gallen 2023. Die Band aus Mecklenburg-Vorpommern spricht sich klar gegen Rechtsextremismus aus.
Die «Onkelz» aus Frankfurt wiederum spielten in den 1980er-Jahren ausländerfeindliche Lieder und tummelten sich in der rechtsextremen Szene. Später sagten sie sich davon los und lieferten Songs, in denen sie rechtsextreme Auswüchse verurteilten. Umstritten bleiben sie aber weiterhin.
Bei den Onkelz und ihren Fans sorgten die Anfeindungen für eine Wagenburg-Mentalität – wir gegen den Rest der Welt.
Ein Tag, zwei Konzerte: Wie kam es dazu?
Nun treten beide Bands am gleichen Tag praktisch nebeneinander auf. Der Veranstalter ist in beiden Fällen der gleiche: Good News, bekannt vor allem für Veranstaltungen im Punk- und Metal-Bereich. Wie kam es dazu?
Das Konzert im Hallenstadion ist seit Monaten ausverkauft. Konzerte der Böhsen Onkelz sind selten geworden. Etwas später kündigte Good News den Auftritt von Feine Sahne Fischfilet in der Halle 622 an. Wieso ausgerechnet auch in Oerlikon?
Das Datum sei schon vorher fixiert gewesen, sagt ein Vertreter von Good News gegenüber Keystone-SDA. Dass die Konzerte am gleichen Tag in Zürich stattfinden, sei tatsächlich auch dem Management von Feine Sahne Fischfilet etwas sauer aufgestossen.
Anscheinend aber nicht aus politischen Gründen. «Wir gehen von einer Schnittmenge bei den Fans aus. Es kann also sein, dass einige Zuschauer bei Feine Sahne Fischfilet fehlen, weil sie im Hallenstadion sind», heisst es bei Good News.
Das Konzert in der Halle 622 sei noch nicht ausverkauft.
Konzertplanung unter strikten Bedingungen
Konzerttouren folgen strikten Plänen, ein Datum aussuchen kann ein Veranstalter in der Regel selten. So war es auch bei den Böhsen Onkelz, erklärt Good News. Der 7. Dezember sei der einzig mögliche Tag gewesen und kleiner als das Hallenstadion ging es nicht.
Der Tour-Organisator gehört dem gleichen deutschen Unternehmen wie Good News Als lokaler Veranstalter vollziehe Good News den Wunsch der Agentur. Ein Auftritt in Zürich statt in anderen Schweizer Städten ist bei grösseren Acts fast Pflicht.
Wäre das Konzert der «kleineren» Band später bekannt geworden, hätte Good News nach eigenen Angaben mehr Einfluss auf Datum und Konzertlokal nehmen können.
Stress wegen der politischen Ausrichtungen befürchtet der Veranstalter nicht. Beide Bands stammten aus der Punkbewegung und die Leute kämen in erster Linie, um die Konzerte zu sehen.
Links und rechts würden bei Konzerten kaum mehr eine Rolle spielen. «Bei Konzerten der Toten Hosen sind auch Leute mit Rammstein-T-Shirts zu sehen».
Mögliche Spannungen zwischen Fans
Beim letzten Auftritt der Böhsen Onkelz in der Schweiz, 2018 am Rock the Ring in Hinwil, beobachte ein Journalist des «Tages-Anzeiger» vereinzelt Besucher, die Hitlergrüsse zeigten. Für viele in der linken Szene sind die Onkelz immer noch ein Feindbild.
Linke Punks und nationalistisch eingestellte Fans könnten sich durchaus begegnen.
Die meisten Fans dürften über den Bahnhof Oerlikon anreisen. Um zu verhindern, dass die Besucherinnen und Besucher beider Konzerte gemeinsam zum Bahnhof strömen, wurde das Ende der Konzerte mit einer Stunde Unterschied festgelegt.
Türöffnung ist bei beiden Konzerten die gleiche Zeit, um 17.30 Uhr. «Aber die Leute kommen wegen der Hauptband. So früh rechnen wir nicht mit tausenden Leuten».
Der Veranstalter geht davon aus, dass sich die Ankommenden über den Abend verteilen und es nicht zu einer grösseren Ansammlung am Bahnhof kommt.
Sicherheitsvorkehrungen für den speziellen Sonntag
Über den speziellen Konzertsonntag informiert ist auch die Stadtpolizei. Wie bei jeder Veranstaltung mache sie eine Lagebeurteilung, heisst es. Details dazu gibt sie nicht bekannt.
«Falls nötig» ergreife die Polizei aber Massnahmen. «Wir stehen in Kontakt mit den Konzertörtlichkeiten», schreibt ein Mediensprecher auf Anfrage.



