Für 130 Fr.: Jetzt kriegen schon Kinder Gesichtsbehandlungen

In Zürcher Beauty-Salons wurde das Angebot auf Kinder ausgeweitet. Expertinnen kritisieren die teuren Behandlungen scharf.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Beauty-Unternehmen Schminkbar in Zürich hat ein neues Angebot.
- Der «Kids Beauty Corner» bietet teure Behandlungen für Kinder und Jugendliche an.
- Expertinnen kritisieren, dass die Behandlungen das Selbstbild der Kinder schädigen.
«Eine Auszeit vom Alltag»: Damit wirbt die Zürcher Schminkbar.
Gesichtsbehandlungen, Massagen und Enthaarungen gehören zur breiten Angebotspalette. Und seit Neustem auch der sogenannte «Kids Beauty Corner».
«Der perfekte Wohlfühlort für kleine Beauty-Fans», verspricht die Dienstleistung auf der offiziellen Webseite.
Ein teurer Spass
Ein kurzer Blick auf die Preisliste zeigt: Der Spass ist teuer.
Die verschiedenen Angebote, insbesondere Gesichtsbehandlungen, bewegen sich im Preissegment von 45 bis 190 Franken.
Die Gesichtsbehandlung «Youngskin Clear» richtet sich an Teens zwischen 13 und 17 Jahren mit Problemhaut. Für 130 Franken dürfen sich die Teenager 60 Minuten hinlegen.
Laut der Webseite reinige und pflege man die Haut so, dass sie wieder neu atmen könne. Auch Brauen zupfen gehört zur Behandlung — sofern die Erziehungsberechtigten ihr «Ok» geben.
«Kosmetik geht auch anders»
Kim Petri, Inhaberin der Schminkbar, sieht das Angebot als Gegenmassnahme zu den gefährlichen Kosmetik-Trends auf Social Media. Gegenüber dem «Tagesanzeiger» erklärt sie, dass man schon im jungen Alter zeigen wolle, «dass Kosmetik auch anders geht».
Für die Gesichtsbehandlung in der Schminkbar werden Produkte der Schweizer Firma «Yuukidz» verwendet. Die Mitgründerin Michelle Stuber hat eine ähnliche Sichtweise wie Kim Petri.

Aufgrund der sozialen Medien würden junge Mädchen heute ein extremes Bedürfnis nach Pflegeprodukten haben. Man müsse unbedingt ein Produkt zur Verfügung stellen, das nicht schade.
Expertinnen sehen Problematik
Die Soziologin Monika Kritzmöller sieht die Argumentation kritisch. «Kinder brauchen grundsätzlich keine Kosmetik», erklärt sie gegenüber der Zeitung.
Der «geschützte Rahmen» werde nur dafür genutzt, ein neues gewinnbringendes Angebot zu erschliessen. Das sei vor allem problematisch, da der Trend damit kapitalisiert wird.
Auch Gender-Forscherin Dominique Grisard von der Universität Basel betont die Nachteile. Es gehe vor allem um die Markenbindung. Je jünger die Konsumentin wäre, desto besser.
Auch das Selbstbild werde dadurch geschädigt. Die Kinder merken, dass sie nur ein Lob oder eine Belohnung erhalten, wenn sie sich schön machen.
Auch junge Buben davon betroffen
Bereits vergangenen Sommer berichtete Nau.ch über den Beauty-Hype.
Die Gen Z gibt ein Vermögen für Hautpflege-Produkte aus. Der Social-Media-Trend betrifft nicht nur junge Mädchen, sondern auch die Buben.
Die renommierte Hautärztin Dr. Liv Kraemer warnte schon da vor sogenannten «Skinfluencern», also Influencer, die Hautprodukte bewerben.
Zu viele Produkte würden die Haut verschlimmern — weniger sei mehr. Ihre Empfehlung scheint sich auch mit den Expertinnen zu decken.