Sarah Akanji: «SRF soll Turnier wie bei Männern übertragen»
Winterthur Stadt 21.06.2022 - 07:00
Die anstehende Fussball-EM der Frauen soll die gleiche Sichtbarkeit wie das Turnier der Männer erhalten. Sarah Akanji und Berner Aktivistinnen kämpfen dafür.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zürcher SP-Kantonsrätin Sarah Akanji kämpft für faire Bedingungen im Frauenfussball.
- Sie fordert, dass SRF die Turniere der Männer und Frauen gleichberechtigt überträgt.
- Ein Berner Komitee macht ausserdem Druck bei Beizen, damit diese die Spiele zeigen.
In knapp zwei Wochen beginnt die Frauenfussball-EM 2022 in England. Am zweiten Spieltag, dem 13. Juli, bestreitet das Schweizer Team sein erstes Spiel gegen Schweden. Anders als bei den Turnieren der Männer ist es jedoch gar nicht so einfach, die Spiele mitzuverfolgen.
Die Zürcher Kantonsrätin und Fussballerin Sarah Akanji setzt sich seit Jahren für den Frauenfussball ein. Bereits bei der letzten WM 2019 kritisierte sie SRF dafür, nicht sämtliche Spiele zu übertragen. Sie lancierte mit den heutigen SP-Chefs Mattea Meyer und Cédric Wermuth gar eine Online-Petition dafür.
SRF zeigt alle Spiele – aber nicht alle im TV
SRF liess sich nicht beeinflussen und zeigte nur die Final-Spiele, obwohl es alle TV-Rechte besessen hatte. Nun hat sich SRF für die kommende EM dafür entschlossen, ein Match pro Spieltag im TV zu zeigen. Im Online-Stream werden sogar alle Spiele des Turniers gezeigt.
Doch diese Steigerung ist für Akanji kein Grund zum Jubeln. «Der Anspruch muss sein, dass das SRF die Turniere der Frauen und die Turniere der Männer gleich und gleichberechtigt überträgt.»
Dabei gehe es um mehr als die reine Anzahl übertragener Spiele. «Es braucht auch die gleiche Qualität: Spiele mit Kommentatorinnen und Kommentatoren, Spielzusammenfassungen, Spielanalysen und so weiter.»
«Fussballverband macht zu wenig für Fussballerinnen»
Doch auch der Schweizer Fussballverband SFV mache zu wenig für die Fussballerinnen. «Die Nations League steht momentan viel mehr im Vordergrund als die EM in England. Obwohl es sich hier um ein enorm wichtiges Länderturnier handelt!»
Höchst ungerecht findet Akanji auch die ungleiche Bezahlung: «Für die gleiche Arbeit soll es den gleichen Lohn geben.»
Bernerinnen wollen «EM grossmachen»
Da von den Sportverbänden nichts komme, nimmt es das feministische Komitee «EM22 Grossmachen» rund um Deborah Kagerbauer selbst in die Hand.
Die Idee dazu sei während der Männer-EM 2021 entstanden und seit April setzen die neun Mitglieder ihren Plan in die Tat um. Konkret pochen sie darauf, dass Bars und Restaurants in Bern die Spiele des Turniers übertragen.
Was bei den Männern selbstverständlich ist, verlange bei den Frauen einiges an Überzeugungsarbeit: «Von den beinahe 200 angeschriebenen Bars und Restaurants in der Stadt Bern konnten wir bislang rund 15 Bars überzeugen, ein Public Viewing zu veranstalten.» Diese Betriebe listet das Komitee auf Instagram sowie auf ihren Postern auf.
Wer bereits einen Fernseher betreibe und den nötigen Vertrag über die Nutzungsrechte mit der Genossenschaft Suisa abgeschlossen habe, habe keinerlei Zusatzaufwand, um die Spiele zu zeigen.
Akanji träumt vom Halbfinale
«Das Engagement des Komitees freut mich riesig. Sie helfen dabei, dem Frauenfussball mehr Anerkennung und Wertschätzung zu geben», lobt Akanji.
Die Spielerin des FC Winterthurs wagt auch eine Prognose für die Europameisterschaft: «Die Schweiz ist super aufgestellt, hat ein tolles Kader, aber auch eine sehr starke Gruppe – trotzdem glaube ich, dass sie es ins Viertelfinale schaffen und träume von einer Qualifikation fürs Halbfinale.»