SRF: Reporter macht Drogen-Beichte – «Habe früher auch viel …»

Im Gespräch mit einem früheren Kokainsüchtigen spricht SRF-Reporter Livio Carlin über seine eigenen Erfahrungen mit der Droge.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die SRF-Doku-Serie «Impact» berichtet über den steigenden Kokainkonsum in der Schweiz.
- Reporter Livio Carlin erzählt vor laufenden Kameras über eigene Erfahrungen mit der Droge.
- Ob dies Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Zuschauer hat, ist unklar.
Kokain wird in der Schweiz immer beliebter. Insbesondere junge Menschen konsumieren die Droge immer häufiger – schon von einer «Kokainflut» ist mittlerweile die Rede. In der SRF-Sendung «Impact» geht Reporter Livio Carlin (30) dem Trend auf den Grund.
Dafür trifft er sich unter anderem mit dem Aargauer Raúl Marguán. Der 28-Jährige war jahrelang kokain- und alkoholsüchtig. Letztes Jahr schaffte er den Absprung. Unterwegs an der Zürcher Langstrasse, wo Raúl sich früher oftmals aufhielt, schildert er die Erfahrungen eines Drogenrausches.
«Ich hatte früher auch mal eine Zeit ...»
«Was ich liebe an Kokain, ist eigentlich dieser Ego-Booster, diese Selbstsicherheit. Dass du das Gefühl hast, du hast keine Angst, keine Unsicherheit und du bist voll präsent, du beherrschst alles. Das habe ich geliebt, weil ich einen sehr unsicheren Anteil in mir hatte. Und diesen habe ich nicht mehr gespürt», so der Aargauer.

Ganz überraschend lässt der SRF-Reporter im Gespräch selbst die Katze aus dem Sack – Carlin gesteht: «Ich bin ganz ehrlich mit dir: Ich hatte früher auch mal eine Zeit, in der ich auch recht viel gekokst habe, einfach immer am Wochenende. Und ich habe gemerkt (...), immer, wenn Alkohol im Spiel war, hat es sich plötzlich an das gekoppelt.»
Koks-Beichte im TV problematisch? Das sagt Experte
Der Journalist legt hier vor laufenden Kameras eine Drogen-Beichte ab. Ist das problematisch?
Frank Zobel, Vizedirektor von Sucht Schweiz, meint gegenüber Nau.ch: «Wir wissen nicht, ob und wie (präventiv oder nicht) und bei wem solche Reportagen eine Auswirkung haben können.»

Doch er beruhigt: «Meistens konsumieren die Leute Kokain oder andere Drogen, weil es Menschen in ihrer Umgebung machen. Und nicht, weil es eine Reportage im Fernsehen gab.»
Die Beliebtheit von Kokain in der Schweiz wächst. Insbesondere in Städten wie Zürich, Genf, Bern oder auch Basel verzeichnen Abwasserdaten einen starken Anstieg von Kokainrückständen.
Jede fünfte bis achte Person entwickelt Kokainabhängigkeit
Eine Auswertung der European Union Drugs Agency von November 2024 zeigt: Mehr als jede fünfte Person (22,8 Prozent) hatte in den letzten drei Monaten mindestens einmal Kokain konsumiert. Vier Jahre zuvor lag der Wert noch bei deutlich geringeren 9,4 Prozent.

Besonders gefährlich ist das hohe Suchtpotenzial der Droge. Laut Pharmakopsychologe und Mitautor der Studie, Boris Quednow, sei das psychologische Verlangen nach der Substanz sehr ausgeprägt.
Jede fünfte bis achte Person entwickle eine Kokainabhängigkeit, erklärte er gegenüber SRF.
Die Folgen bei regelmässigem Konsum sind gravierend: Sie reichen von einer erhöhten Impulsivität über Depressionen bis hin zu Konzentrationsschwierigkeiten und Merkfähigkeitsproblemen.
Auch das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Hirnblutungen steigt an.