Stadt Zürich

Zürich-Hochhaus noch halbleer – sind die Mieten zu teuer?

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Zürich,

In Zürich entsteht ein neues Hochhaus mit 149 Wohnungen. Rund drei Monate vor Bezug ist mehr als die Hälfte davon noch unvermietet. Liegt's an den Preisen?

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Der Alto Tower in Zürich Altstetten wird aktuell fertig gebaut, die ersten Mieter ziehen am 1. März ein. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Hälfte der 149 Wohnungen im neuen Alto Tower in Zürich Altstetten ist noch frei.
  • Der Bezug findet ab März statt – die freien Wohnungen kosten von 2200 bis 5200 Franken.
  • Für den Mieterverband ist klar: Die Preise sind zu hoch. Ein Experte sieht es ähnlich.
  • Die verantwortliche Immobilien-Gesellschaft rechnet mit einer bald steigenden Nachfrage.

Ein Katzensprung entfernt vom Zürcher Letzigrund-Stadion in Altstetten entsteht ein neues Hochhaus. Der Bau des «Alto Tower» läuft auf Hochtouren. In nicht einmal drei Monaten, also ab Anfang März, sollen die Wohnungen bezugsbereit sein.

Die Immobiliengesellschaft HIAG spricht von «etwas Grossartigem», das «im boomenden Kreis 9» heranwächst.

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Der Alto Tower entsteht neben dem Zürcher Letzigrund-Stadion. - Nau.ch/Nico Leuthold

Allerdings: Stand jetzt steht noch über die Hälfte der Wohnungen leer. Für 76 Wohnungen wurden noch keine Mieter gefunden. (Stand 12. Dezember, 08 Uhr)

Freie 3,5-Zimmer-Wohnungen kosten um die 4000 Franken

Im neuen Altstetten-Tower gibt es 1,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen. Diese sind zwischen 47 und 117 Quadratmeter gross.

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Viele Wohnungen stehen derzeit noch leer. - Nau.ch/Nico Leuthold

Die günstigste der noch ausgeschriebenen Wohnungen kostet eine Monatsmiete von 2800 Franken. Die teuerste über 5200 Franken.

Wieviel zahlst du für deine Wohnugng?

Die unvermieteten 3,5-Zimmer-Wohnungen bieten um die 90 Quadratmeter Platz und kosten um die 4000 Franken im Monat. 2,5-Zimmer-Wohnungen (60 Quadratmeter) gibt's ab 2800 Franken. Das sind stolze Preise.

Mieterverband kritisiert: «Es geht nur darum, Rendite zu bolzen»

Für Walter Angst vom Zürcher Mieterverband ist klar: «Die schleppende Vermietung deutet darauf hin, dass die Preise auch für Zürcher Verhältnisse übertrieben sind.» So habe er selbst Bekannte, die noch unter vielen Wohnungen auswählen konnten.

Der Quadratmeterpreis pro Jahr liege in den unteren Stockwerken bei 450 bis 500 Franken. Die grossen Wohnungsflächen seien schuld an den hohen Preisen, so Angst.

«Dass Hochhäuser keinen Beitrag zur Verdichtung leisten, ist natürlich ein Treppenwitz. Das Geschwätz der Immobilienwirtschaft, dass mit schneller und höher Bauen die Wohnungskrise ‹gelöst› werden kann, ist schlicht und einfach falsch. Es geht nur darum, Rendite zu bolzen.»

Immo-Gesellschaft bleibt locker: «Vermietung verläuft positiv»

Verantwortlich für den Bau des 80-Meter-Turms ist die Immobiliengesellschaft HIAG. Dort zeigt man sich gelassen bezüglich der leerstehenden Wohnungen.

«Die Vermietung verläuft weiterhin positiv», so Sprecherin Laura Roth. «Die Mietpreise orientieren sich an den aktuellen Markmieten in der Stadt Zürich für vergleichbare Lagen und Objekte.»

Wie viele Zimmer hat deine Wohnung?

Aktuell sind manche Wohnungen noch im Bau, die Besichtigung kann nur online stattfinden. Erfahrungsgemäss steige die Nachfrage an, wenn man die favorisierte Wohnung besichtigen könne, erklärt Roth. Und sobald der Bezugstermin näher rücke.

«Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass bei Projekten dieser Grössenordnung eine gewisse Anzahl an Wohnungen bei Fertigstellung noch nicht bezogen sind. Somit haben wir keinen Grund zur Sorge», sagt Roth.

Ganz so locker sehen es nicht alle.

Experte findet: Preise sind am oberen Rand

«Wenn ein Grossteil der Wohnungen kurz vor Bezug noch frei ist, deutet das in Zürich eher darauf hin, dass Preis und Angebot noch nicht genau zusammenpassen», sagt Harry Büsser, Immobilienexperte beim Vergleichsportal Comparis.

Mehr als 50 Prozent freie Wohnungen bedeuten eine verhaltene Nachfrage. Die Vermietung laufe nicht schlecht, aber auch nicht überragend, so sein Fazit.

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So sah es noch im September 2024 aus. Die Riesen-Baustelle soll nun im März endgültig fertig sein. - Google Street View

Ein Ende des Wohnungsmangels sieht Büsser hingegen nicht – im Gegenteil. «Neubauprojekte in Zürich testen manchmal die Schmerzgrenze aus. Wenn die Vermietung nicht rasch anzieht, liegt das fast immer am Preis – nicht an mangelnder Nachfrage», so Büsser.

So stuft Büsser die Preise für Zürich-West / Kreis 9 am oberen Ende der Marktmieten ein.

Wären kleinere Wohnungen klüger?

Der Mieterverband kritisiert zudem die grossen Flächen bei den Wohnungen. Auch Büsser stuft diese eher im grosszügigen Bereich ein. Viele aktuelle Neubauten gingen aber in diese Richtung. Ob es immer clever ist?

«Grosszügige Grundrisse sehen schön aus – aber sie verteuern Neubauwohnungen stark. Viele Projekte wären wahrscheinlich schneller vermietet, wenn es mehr kleinere und damit günstigere Wohnungen gäbe.»

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