Vor Gericht: Korrupte Prüfer lotsten Autofahrer durch Fahrprüfung

Keystone-SDA
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Bülach 27.08.2024 - 08:12

Zwei Mitarbeiter des Strassenverkehrsamtes und ein Prüfer haben gemeinsam Prüflinge gegen Geld durch die Fahrprüfung kommen lassen – trotz Fehlern.

Laut dem Tüv-Verband liegt die Zahl der Fahrprüfungen wieder auf Vor-Corona-Niveau.
Drei Männer stehen vor Gericht, weil sie Prüflinge gegen Geld durch die Fahrprüfung lotsten. (Symbolbild) - Jan Woitas/dpa

Zwei Mitarbeiter des Strassenverkehrsamtes und ein Prüfungsexperte müssen sich am heutigen Dienstag vor dem Bezirksgericht Bülach ZH verantworten. Die drei sorgten dafür, dass rund 70 Prüflinge trotz Fehlern durch die Fahrprüfung kamen. Dafür liessen sich die Beschuldigten mit Bargeld bestechen.

Die drei Männer sind grundsätzlich geständig, weshalb die Prozesse im abgekürzten Verfahren durchgeführt werden können. Das heisst, das Gericht wird den Urteilsvorschlag der Zürcher Staatsanwaltschaft nach einer kurzen Befragung voraussichtlich auch zum Urteil erheben.

Prüfer kassierte 35'000 Franken für «wohlwollende Prüfungsabnahme»

Gemäss den drei Anklagen handelt es sich bei den Beschuldigten um den 43-jährigen ehemaligen Zulassungsleiter des Strassenverkehrsamtes Bassersdorf, einen 32-jährigen Mitarbeiter der Zulassungsstelle sowie einen 34-jährigen Prüfungsexperten.

Der Experte liess rund 70 Prüflinge durch die Fahrprüfung kommen, obwohl sie bei der Testfahrt mehr oder weniger grosse Fehler machten. So winkte er etwa einen Mann durch, der zuvor schon drei Mal durchgefallen war. Für seine «wohlwollende Prüfungsabnahme» erhielt der 34-Jährige jeweils 500 Franken, insgesamt also 35'000 Franken.

Einen Teil des Geldes gab er den zwei «Vermittlern» weiter, den ebenfalls beschuldigten Angestellten des Strassenverkehrsamtes. Diese sorgten im internen System dafür, dass die 70 zahlungsbereiten Prüflinge ihre Prüfung beim «toleranten» Experten machen konnten.

Staatsanwalt fordert bedingte Freiheitsstrafen

Die Staatsanwaltschaft fordert für die beiden Amts-Mitarbeiter eine bedingte Freiheitsstrafe von zwölf Monaten. Der Prüfungsexperte soll eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten erhalten. Alle drei sollen zudem eine Busse von 500 Franken zahlen und dem Kanton einen Teil des Bestechungsgeldes zurückzahlen.

Als die Sache im Jahr 2021 intern aufflog, wurden die drei Beschuldigten verhaftet und entlassen. Das Strassenverkehrsamt schrieb zur Schadensminderung zahlreiche Autolenker an, die ihre Prüfung beim «toleranten» Experten bestanden hatten. Sie wurden zu einer Kontrollfahrt aufgefordert. Wie viele der Prüflinge ihren Ausweis daraufhin wieder abgeben mussten, ist nicht bekannt.

Der Fall kam im vergangenen Frühsommer an die Öffentlichkeit, weil einer der drei Entlassenen vor Verwaltungsgericht gegen seine Kündigung rekurrierte, allerdings ohne Erfolg. Verurteilt wurden bisher auch mehrere Prüflinge. Sie erhielten wegen Bestechung bedingte Geldstrafen und Bussen.

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