Vetternwirtschaft? Heftige Vorwürfe gegen Kunsthochschule

Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) sieht sich starker Kritik ausgesetzt. Bei der Stellenvergabe etwa soll es Vetternwirtschaft geben.

Das Wichtigste in Kürze
- An der ZHDK sollen unter anderem Stellen unter der Hand vergeben werden.
- Zusätzlich werden untragbare Zustände bezüglich Bürokratie moniert.
- Ebenso wurde ein Master-Studiengang gestrichen, was für Ärger sorgt.
Für Lehr- und Forschungspersonen an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) sollen die Zustände «unhaltbar» sein.
So steht es in einem offenen Brief, der die Zürcher Bildungsdirektorin, die Rektorin der ZHDK und den Fachhochschulrat erreicht hat.
Unterzeichnet wurde dieser von Vertretern des VPOD Zürich sowie dem Verband der Mitarbeitenden der Fachhochschulen im Kanton Zürich.
Wie ein Dutzend Angestellte und Studierende gegenüber dem «Tages-Anzeiger» berichten, sollen Stellen an der ZHDK unter der Hand vergeben werden.
So würden unter anderem Lebenspartner in höheren Funktionen des gleichen Organisationskreises eingestellt.
Die ZHDK-Rektorin Karin Mairitsch verteidigt dieses Verfahren: Es sei «bei Hochschulen üblich», dass «Lebenspartner je nach Expertise und Fähigkeiten für offene Positionen in Betracht gezogen werden». Es gelte das Dual-Career-Prinzip.
Viele ältere Dozenten werden entlassen
Marlies Stopper vom Fachhochschulen-Mitarbeitenden-Verband hält dagegen: «Das Dual-Career-Prinzip ist nicht dafür gedacht, dass Lebenspartner an derselben Hochschule und sogar in der gleichen Organisationseinheit anzustellen sind», sagt sie dem «Tages-Anzeiger».

Zusätzlich sorgen viele Entlassungen für Aufsehen: Bis August werden es insgesamt 52 Personen sein, denen 2024 und 2025 gekündigt wurde. Im Bereich Schauspiel soll es dabei vor allem über 55-jährige Dozenten getroffen haben.
Derweil haben der HR-Chef und seine Stellvertreterin von sich aus gekündigt. Die laut Stopper «widersinnige Bürokratie» soll zudem für zahlreiche längere Krankschreibungen sorgen.
Es gebe «eklatante Führungsprobleme auf allen Ebenen und Unkenntnis über das Personalrecht».
Zugänglichkeit erschwert, Studienangebot verkleinert
Daneben sind es die Sparmassnahmen, die sich auf Studierende wie Lehrende negativ auswirken: So wurde beispielsweise die Möglichkeit gestrichen, dass finanziell schlechter gestellten Studierenden ein Teil der Studiengebühren erlassen werden kann.
Weiterhin wurde der Masterstudiengang in Theaterpädagogik vollständig abgeschafft.
Das dafür angebotene CAS in Theaterpädagogik reiche laut einer Studierenden für eine Anstellung in Bereichen wie Lehre oder Forschung nicht. Sie sagt dem «Tages-Anzeiger»: «Ein CAS ist nicht hochschulrelevant und wird international nicht anerkannt.»
Drei Kantonsrätinnen haben einen entsprechenden parlamentarischen Vorstoss eingereicht: Es dürfe «nicht auf Kosten der Ausbildungsqualität oder der Zugänglichkeit» gespart werden, heisst es darin. Die Studentenorganisation der ZHDK veranstaltet derweil eine Protestaktion.