Pride-Veranstaltungen fehlt Geld – wegen Trump

Pride-Paraden verlieren dieses Jahr viele Sponsorengelder. Auch die Zurich Pride ist betroffen. Dafür verantwortlich ist unter anderem Donald Trumps Politik.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Zurich Pride fehlen dieses Jahr rund 150'000 Franken.
- Die Swisscom ist als Sponsor abgesprungen.
- Die Veranstalter beobachten eine grössere Zurückhaltung aus politischen Gründen.
Im Juni zieht es jeweils Tausende auf die Strassen, um den «Pride Month» zu zelebrieren.
An den Wochenenden finden in verschiedenen Schweizer Städten Pride-Parades oder ein Christopher-Street-Day (CSD) statt. Am Samstag steht die Zurich Pride an.
Doch die Veranstaltung hat mit finanziellen Herausforderungen zu kämpfen: Dieses Jahr fehlen rund 150'000 Franken, wie Co-Präsident Ronny Tschanz im Gespräch mit der Zeitschrift «Die Mannschaft» erklärt. Man habe keinen Hauptsponsor gefunden, auch einer der Co-Partner sei abgesprungen.
Die Absagen hätten zugenommen – «trotz grossem Einsatz unseres Teams».
Hintergrund ist die Politik von US-Präsident Donald Trump. Wegen dessen «Anti-Woke»-Kurs haben zahlreiche US-Firmen ihre Diversitäts-Programme gestrichen.
Auch einige Schweizer Firmen wie Roche, Novartis und die UBS haben Diversitätsziele abgeschafft oder schweigen dazu.
Swisscom nicht mehr dabei
Das amerikanische Pharmaunternehmen Gilead war bisher Hauptsponsor der Zürcher Pride. Nun hat es sein Engagement reduziert, wie die «Tamedia»-Zeitungen berichten.
Die Swisscom war bisher ein Hauptpartner der Zurich Pride. Dieses Jahr allerdings nicht mehr.
Das Telekommunikationsunternehmen betont jedoch, die Werte des Unternehmens hätten sich nicht verändert. Die Swisscom bleibe «ein starker Befürworter der LGBTQIA+-Gemeinschaft».
In den sozialen Medien präsentiert sich das Swisscom-Logo während des «Pride Month» in Regenbogenfarben.
Die Entscheidung, sich von der Zurich Pride zurückzuziehen, sei «im Rahmen einer Gesamtüberprüfung des Sponsoring-Engagements» erfolgt.
Auch die Automarke Mini, die zum deutschen BMW-Konzern gehört, ist abgesprungen.
Co-Präsidentin Canan Uguroglu erklärt, die Firmen stünden in diesem Jahr unter wirtschaftlichem Druck. In der Folge würden sie ihre Sponsoring-Budgets neu auswerten.
Es sei jedoch auch eine grössere Zurückhaltung aus politischen Gründen zu beobachten. «Insbesondere in den USA werden queere Themen in der öffentlichen Kommunikation zunehmend reguliert», sagt Uguroglu. Das habe Einfluss auf das Verhalten internationaler Unternehmen.
Zürcher Pride nicht gefährdet
Gefährdet ist die Zurich Pride trotz des Schwundes an Sponsoren jedoch nicht. Es wurden laut Co-Präsident Tschanz verschiedene Massnahmen ergriffen: So wird etwa auf grosse internationale Musik-Acts verzichtet. Auch günstigere Zelte wurden gemietet.
Das Gesamtbudget beträgt etwa eine Million Franken. Für die Besuchenden ist der Eintritt weiterhin gratis.

Zu den Co-Partnern der Zurich Pride zählen in diesem Jahr die Zürcher Kantonalbank, die UBS und Johnson & Johnson. Die Swiss ist offizielle Airline-Partnerin.
Mit solchen Engagements machen sich Firmen aber auch angreifbar. Die Swiss erntet auf Facebook unter einem Post zur Zurich Pride Kritik von zahlreichen Usern.
Die Airline lässt sich aber davon nicht abschrecken. Ein Sprecher hält fest: Negative Reaktionen seien kein Grund, auf künftige Beiträge zu verzichten.
Auch anderen Pride-Veranstaltungen fehlt Geld
Nicht nur der Zurich Pride sind dieses Jahr Sponsoren abgesprungen. Auch Pride-Veranstaltungen in Deutschland und den USA fehlt dieses Jahr Geld.
Der CSD in Berlin hat laut eigenen Angaben 200'000 Euro weniger zur Verfügung. Auch in München und Köln hat man zahlreiche Sponsoren verloren.
Die Namen der betroffenen Unternehmen sind nicht bekannt – fest steht jedoch, dass es US-Firmen sind. Der Berliner CSD hat dieses Jahr keinen einzigen Sponsor aus den USA.

Derweil fehlen der Pride-Parade in San Francisco rund 300'000 Dollar. Diejenige in New York hat 750'000 Dollar weniger von Sponsoren erhalten.
Das deckt sich mit einer Umfrage des Beratungsunternehmen Gravity Research unter 200 US-Unternehmen. Diese hatte ergeben, dass 39 Prozent der befragten Firmen ihr Engagement im Pride Month reduzieren wollten.