Kickboxer hilft Frau am Bahnhof Altstetten – wird selbst angezeigt

Jörg Nink greift ein, als ein Mann in Zürich-Altstetten eine Mutter bedrängt. Zehn Monate später steht er selbst vor Gericht – wegen Körperverletzung.

Das Wichtigste in Kürze
- Jörg Nink greift am Bahnhof Altstetten ein, als ein Mann eine Frau bedroht.
- Zehn Monate später wird er als Beschuldigter wegen Körperverletzung vorgeladen.
- Der Angreifer stellt Anzeige und fordert 10'000 Franken.
Am Bahnhof Zürich-Altstetten kommt es zu einer dramatischen Szene: Eine Frau mit einem Kind wird von einem wütenden Mann bedrängt. Im Gedränge fällt ein Koffer auf die Gleise.
Der 29-jährige Jörg Nink beobachtet die Situation und greift ein. Obschon die Stadt Zürich davor warnt, sich selbst in Gefahr zu bringen. Er versucht, den Mann mit Worten zu beruhigen, doch dieser geht stattdessen auf ihn los.
«Ich habe getan, was nötig war»
Nink verteidigt sich mit Fäusten – er ist Kickboxer – und bringt den Angreifer zu Boden. Andere Passanten helfen, einer ruft die Polizei. Erst nach 15 Minuten trifft diese ein. Über den Fall berichtet der «Beobachter».
Nink wird für seine Zivilcourage gelobt, fühlt sich aber unwohl damit: «Ich habe getan, was nötig war», sagt er gegenüber Zeitschrift.
Ein Kickboxer greift ein, als eine Mutter bedrängt wird.
Zehn Monate später wird er als Zeuge vorgeladen. Doch die Befragung wird abgebrochen, weil sich Nink durch seine Aussagen selbst belastet.
Der Angreifer hat Anzeige wegen Körperverletzung erstattet, weshalb auch Nink nun als Beschuldigter gilt. Die Forderung: 10'000 Franken.
Angreifer zieht Anzeige nach Entschuldigung zurück
Juristin Norina Meyer vom «Beobachter» erklärt, dass ein Aggressor immer Anzeige erstatten könne. Eine Verurteilung sei aber nur möglich, wenn keine Notwehr vorlag oder die Gewalt übertrieben war. Die möglichen Strafen reichen von Geldbussen bis zu zehn Jahren Haft.
Nink nimmt sich eine Anwältin, es kommt zu einer Vergleichsverhandlung. Er entschuldigt sich, belastet den Mann nicht weiter – dieser zieht daraufhin seine Anzeige zurück.
Trotz allem bleibt bei Nink ein ungutes Gefühl: «Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und doch fühle ich mich bestraft.»
Ob er wieder eingreifen würde? «Hoffentlich.»