Grippe: Zürcher Forscher filmen Moment, in dem man Grippe bekommt

Forscher aus der Schweiz und Japan haben an der ETH erstmals live beobachtet, wie die Grippe eine gesunde Zelle infiziert.
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Das Wichtigste in Kürze
- Zürcher Forschende filmten erstmals eine Grippeinfektion in Echtzeit.
- Das Influenzavirus «surft» gezielt über die Zelloberfläche.
- Die Zelle hilft dem Virus aktiv beim Eindringen.
Die Grippewelle hat in der Schweiz offiziell begonnen: In der vergangenen Woche wurden 846 laborbestätigte Grippefälle registriert – ein Anstieg von rund zwei Dritteln gegenüber der Vorwoche.
Pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner verzeichnete das Bundesamt für Gesundheit damit 9,3 Fälle. Besonders hoch sind die Fallzahlen derzeit im Tessin, im Wallis und in Basel-Stadt.
Doch wie beginnt eine Grippe – ganz konkret, auf Zellebene eigentlich?
Ein Forschungsteam der ETH Zürich hat diese Frage nun visuell beantwortet. Mit einer neuartigen Mikroskopie-Methode gelang es den Wissenschaftlern erstmals, den Infektionsvorgang an lebenden Zellen in Echtzeit zu filmen.
Im Zentrum der Studie steht das Influenzavirus A, der häufigste Auslöser der saisonalen Grippe.
Die Aufnahmen zeigen, dass das Virus nicht einfach zufällig in eine Zelle eindringt. Stattdessen bewegt es sich gezielt über die Zelloberfläche, heftet sich kurz an verschiedene Strukturen und «surft» regelrecht entlang der Membran. Erst, wenn es eine Stelle mit besonders vielen passenden Rezeptoren findet, startet der Eintritt in die Zelle.
Grippe missbraucht einen alltäglichen Mechanismus
Der Eintritt erfolgt über einen Weg, den die Zelle ohnehin nutzt. Normalerweise gelangen darüber lebenswichtige Stoffe wie Hormone, Cholesterin oder Eisen ins Zellinnere. Das Virus kapert diesen bestehenden Transportmechanismus – und wird dabei von der Zelle selbst unterstützt.
Studienleiter Yohei Yamauchi von der ETH Zürich erklärt: «Die Infektion unserer Körperzellen kommt einem Tanz gleich, den Virus und Zelle miteinander führen.»
Die Zelle sei keineswegs ein passives Opfer, sondern aktiv am Aufnahmeprozess beteiligt.
Die Erkenntnisse sind nicht nur spektakulär, sondern auch medizinisch relevant. Wer versteht, an welchen Punkten dieser «Tanz» unterbrochen werden kann, könnte gezielt neue antivirale Wirkstoffe entwickeln. Etwa, um das Andocken oder den Eintritt der Grippe zu blockieren.
Wichtig ist jedoch: Dass ein Virus eine einzelne Zelle infiziert, bedeutet noch nicht automatisch eine Erkrankung. In vielen Fällen kann das Immunsystem diese frühe Phase abfangen. Erst, wenn sich genügend Viren vermehren und die Abwehr überfordern, treten typische Symptome wie Fieber, Husten oder Gliederschmerzen auf.









