Coop: Überwachungs-Kamera bei Kasse verunsichert Kunden
Gerade im Selfcheckout-Bereich wird viel geklaut. Jetzt reagiert Coop mit zusätzlichen Kameras. Das löst auch Verunsicherung aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Coop verschärft die Sicherheitsvorkehrungen mit Kameras an Selfcheckout-Kassen.
- Kunden fragen sich, ob der PIN-Code mit aufgezeichnet wird. Coop gibt Entwarnung.
- Datenschützer empfehlen: Der PIN sollte beim Bezahlen sicherheitshalber verdeckt werden.
Jetzt schiebt Coop Langfingern einen Riegel vor!
Die Filiale im Zürcher Hauptbahnhof, gleich neben Gleis 31/32, wird immer wieder Ziel von Ladendieben. Vergangenen Mai beobachtete ein Nau.ch-Leser eine besonders dreiste Masche.
«Ich stand beim Kühlregal neben dem Eingang. Da kam ein Mann rein, schnappte sich drei grosse Sandwiches und mehrere Getränke. Dann lief er mit beiden Händen voll einfach wieder raus», erzählte der Bankangestellte.
Er wollte das Personal gleich informieren – doch findet niemanden. Erst an der Kasse kann er den dreisten Dieb melden. «Da war es natürlich schon zu spät, der Typ schon über alle Berge», sagte er.
Was ihn noch mehr erstaunte: «Der Kassen-Mitarbeiter war überhaupt nicht überrascht. Er schimpfte ‹Schon wieder? Wir haben einfach zu wenig Personal!›»
Coop sagte damals auf Anfrage von Nau.ch, dass man neben Videoüberwachung auch auf Sicherheitspersonal, Ladendetektive und die Schulung des Personals setze.
Und: «Die Sicherheitsvorkehrungen werden bei Coop kontinuierlich analysiert und bei Bedarf weiterentwickelt», hiess es damals.
Coop hat Sicherheits-Vorkehrungen verschärft
Genau das ist nun passiert. Im November modernisierte der Detailhandels-Riese die Filiale im Zürcher Hauptbahnhof.
Neu hängen die Überwachungskameras auch direkt über den Selfcheckout-Kassen. Auch hier wurde offensichtlich zu viel geklaut.
Ehrlichen Kunden wird bei diesen neuen Sicherheitsvorkehrungen aber mulmig. «Können die Überwachungskameras auch meinen PIN-Code filmen?», fragt sich der besorgte Nau.ch-Leser Noel A.*
«Ich bin froh, konnte ich kontaktlos bezahlen», sagt er. «Das wäre mir sonst zu unangenehm.»
Coop zeichnet keine PIN-Codes auf
Auf Anfrage von Nau.ch gibt Coop Entwarnung. «Die Kassenterminals werden nicht aufgenommen», versichert Sprecherin Sina Gebel.
Der Schutz von persönlichen Daten habe bei Coop «einen sehr hohen Stellenwert».
Gebel führt aus: «Videoüberwachung ist Teil unseres Sicherheitsdispositivs und wird an unterschiedlichen Orten eingesetzt, so auch im Bereich der Self-Checkout-Kassen.»
Und: «Sämtliche Videoaufnahmen erfolgen gesetzeskonform und es wird vor Ort darauf hingewiesen.»
Was aber heisst «gesetzeskonform» genau? Silvia Böhlen, Sprecherin des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten, erklärt bei Nau.ch die Spielregeln.
Die Videoüberwachung und ihr Zweck müssten erkennbar gemacht werden, erklärt sie.
«Und die Kunden müssen über eine gleichwertige Alternative ohne Videoüberwachung verfügen.» Wie im Fall bei Coop durch die normalen, bedienten Kassen.
Dann könne diese Videoüberwachung durch die Einwilligung der betroffenen Personen gerechtfertigt werden.
Datenschützer raten zum PIN-Verdecken
Bezüglich PIN-Codes appelliert Böhlen: «Es gehört grundsätzlich zu den allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen, den PIN beim Betasten des Terminals mit der Hand zu verdecken. Sodass keine Erfassung des PINs erfolgt.»
Wäre ein PIN-Code auf den Überwachungsbildern dennoch erkennbar, kommt es drauf an, was mit den Bildern geschieht.
Fest stehe: Eine Erkennung und Speicherung des PIN-Codes wäre in jedem Fall «eine unzulässige Zweckentfremdung».
* Name von der Redaktion geändert