Angriff auf Jude: Zürcher Messerstecher (15) wurde in Schule gemobbt
Zürich 30.04.2024 - 13:01
Anfang März attackierte ein 15-jähriger Schweiz-Tunesier einen Juden mit einem Messer. Nun gibt es neue Details über den «Schlächter» von Zürich.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Zürcher Messerstecher wurde in der Schule gemobbt.
- Laut Angehörigen isolierte sich der 15-Jährige und hatte verstärkt autistische Züge.
- Radikalisiert wurde der Teenager wohl durch islamistische Online-Inhalte.
Es ist eine Tat, die die Schweiz erschüttert hat. Anfang März hat ein 15-jähriger Teenager in Zürich auf einen Juden eingestochen. Der Angriff des Schweiz-Tunesiers war islamistisch motiviert.
Immer wieder kamen seither neue Details ans Licht. Unter anderem bekannte sich der Jugendliche zum Islamischen Staat. Er nannte sich selbst «Schlächter».
Nun enthüllt der «Tages-Anzeiger» nochmals neue Informationen zur Vorgeschichte des Terroristen. Unter anderem konnte die Zeitung mit Angehörigen des Messerstechers sprechen.
Teenager wird gemobbt – und isoliert sich
Anis, so wird er im Bericht genannt, wird 2008 in der Schweiz geboren. Später verbringt er allerdings mit Mutter und Geschwister sieben Jahre in Tunesien. 2021 kehrt die Familie zum Vater zurück.
Der damals 12-Jährige integriert sich gut und erzielt gute Leistungen in der Schule. Allerdings sorgt ein Umzug mit Schulwechsel dann für Probleme. An der neuen Oberstufe wird er von einer Jugendbande gemobbt. Er habe gar Angst gehabt, die Schultoilette zu benutzen, sagen die Eltern.
Die Leistungen nehmen ab – und Anis wird von der Sek A in die Sek B heruntergestuft. So isoliert er sich immer mehr. «Anis hat das Haus nicht mehr oft verlassen und war immer am Handy», so seine Mutter.
Demnach fängt er rund ein Jahr vor der Tat an zu beten, Hinweise auf eine Radikalisierung gibt es allerdings nicht. Denn laut der Mutter macht Anis nicht einmal Ramadan. In den Monaten vor der Tat zeigen sich gemäss den Angehörigen bei Anis aber vermehrt autistische Züge. Auch von einer «inneren Unruhe» ist die Rede.
Islamismusexpertin Saida Keller-Messahli sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», die Eltern seien konservativ, aber sicher nicht extremistisch.
Radikalisierung erfolgte wohl online
Die Ursachen für die Radikalisierung sind letztlich wahrscheinlich im Netz zu finden. Wie es heisst, habe Anis höchstens virtuelle Freunde gehabt, keine echten.
Laut den Angehörigen hätten Islamisten ihn vermutlich online zum Terrorakt verführt. Der «Schlächter» von Zürich war auch Gamer und beschäftigte sich immer mehr mit islamistischen Inhalten.
Das Opfer, ein 50-jähriger jüdischer Familienvater, erlitt beim Angriff schwere Verletzungen – überlebte aber. Der 15-jährige Täter befindet sich aktuell in einer geschlossenen Einrichtung für Jugendliche.