Stadt Zürich

Spionage: ETH-Forscher stehen auf Liste von Ösi-Nachrichtendienst

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Zürich,

Wollen Forschende der ETH Zürich als Gastforscher in Österreich arbeiten, werden ihre Namen an den österreichischen Geheimdienst verschickt

ETH Zürich
Personen gehen über die Polyterrasse beim Hauptgebäude der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, am 30. November 2024. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Iraner, der an der ETH Lausanne gearbeitet hat, wurde vor Kurzem in Italien verhaftet.
  • Auch an der ETH Zürich gab es zuletzt Verdacht auf Spionage.
  • Nun reichen Ösi-Unis ETH-Gastforscher-Anfragen an den Nachrichtendienst weiter.

Schweizer Hochschulen sind in jüngster Vergangenheit in die Schlagzeilen geraten. Grund dafür sind Verdachte auf Spionage oder Beschaffungstätigkeiten durch ausländische Geheimdienste.

«Sie tarnten ihr Personal als Wissenschaftlerinnen und profitierten vom Forschungsaustausch», schreibt der Schweizer Nachrichtendienst NDB in einem Bericht dazu.

Neustes Beispiel: Ein Iraner, der als Wissenschaftler mit iranischem Doktortitel an der ETH Lausanne gearbeitet hat. Dieser wurde Mitte Dezember in Italien verhaftet. Er soll vom ETH-Innovationshub Kampfdrohnen-Teile in sein Heimatland verfrachtet haben.

Anfragen von ETH-Forschenden landen beim Ösi-Geheimdienst

Die ETH Zürich hat Ende Oktober auf solche Gefahren der Spionage reagiert.

Die Sicherheitsrichtlinien für ausländische Studierende aus sogenannten «Hochrisikoländern» wurden verschärft. ETH-Studenten kritisierten diese Verschärfung scharf.

Findest du es fair, dass die ETH Studierende auf Spionage-Risiken prüft?

So oder so scheinen die Verdachtsfälle für ETH-Forschende erste Probleme mit sich zu bringen. Denn wie SRF berichtet, werden an der Universität Graz Gastforscher der ETH Zürich nicht mehr nur einfach so angenommen.

Die österreichische Uni leite die Kooperationsanfragen der ETH-Forschenden direkt an Österreichs Nachrichtendienst weiter. Dem «SRF» liege ein entsprechendes E-Mail vor.

Darin steht: «Dies ermöglicht es dem Bundesministerium sowie der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst, einen Überblick über aktuelle Anfragen seitens der ETH Zürich an österreichischen Forschungseinrichtungen zu erhalten.»

ETH Zürich: «Geheimdienst will Anfragen lediglich sammeln»

Das bedeute jedoch nicht, dass Kontaktanfragen von der ETH Zürich als unseriös eingestuft werden sollten.

Als Hintergrund wird das potenzielle Risiko der Einflussnahme durch Chinas Geheimdienste auf die Forschung in Europa genannt.

Die ETH Zürich selbst schreibe dazu: «In der E-Mail steht explizit, dass der Nachrichtendienst keine Handlungsanweisungen betreffend Anfragen von ETH-Forschenden abgegeben hat. Sondern die Anfragen lediglich sammeln will.»

Bereiten dir mögliche Spionage-Fälle für China Sorgen?

Laut Geheimdienst-Historiker Adrian Hänni sei das Problem von verdeckter Beschaffung und Spionage besonders an Schweizer Hochschulen nicht neu.

Im Bereich der Spionageabwehr gebe es vielleicht ein paar Dutzend Beamte, die sich mit dieser Bedrohung auseinandersetzen müssten.

«Da fallen viele Massnahmen eher zahnlos aus», erklärt Hänni. Dabei sei gerade der in Italien verhaftete Iraner dilettantisch vorgegangen, wie in der Anklageschrift aus den USA stehen würde.

Er habe die Drohnenbestandteile ohne Probleme vom Flughafen Genf in den Iran fliegen können. Er habe einfach behauptet, es handle sich um normale Bauteile ohne Restriktionen, die häufig bei Studierenden-Projekten verwendet würden.

Weiterlesen

ETH Zürich
30 Interaktionen

Mehr aus Stadt Zürich

SBB Bahnhofs-WC Zürich
157 Interaktionen
julius bär
1 Interaktionen
FCZ
4 Interaktionen

Mehr aus Zürich

Brand Bülach
8 Interaktionen
Wolfgang Senior Irina Beller
16 Interaktionen